Erstmals Größe und Form eines Doppel-Trojaners festgestellt
Als der Doppelasteroid Patroklus-Menoetius in der Nacht des 20 Oktober einen Stern passierte, wartete in den USA
schon ein Team von freiwilligen Astronomen auf dieses Ereignis.
Die Beobachtung dieser Sternbedeckung von mehreren Standorten aus, von denen aus jeder Beobachter genau aufzeichnete,
wann die Bedeckung des Sterns begann, ergab die erste genaue Bestimmung von Größe und Form der beiden Objekte.
Die Analyse wurde von Dr. Marc W. Buie, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter in den Space Studies des Southwest
Reserach Institute in Boulder. Colorado (SwRI) durchgeführt.
Die Teamarbeit war ein Pilotprogramm für Forschung und Bildung des Collaborative Occultation Network (RECON),
dessen kürzlich angekündigte Expansion durch einen Zuschuss der National Science Foundation in der Höhe von einer
Million Dollar ermöglicht wurde. Verwaltet durch SwRI und Cal Poly (California Polytechnic State University) liefert
RECON zur Beobachtung von Bedeckungen Teleskope an Schulen und an dieser Wissenschaft interessierten Bürgern in
ländlichen westlichen Staaten von Nord-Zentral-Washington bis nach dem Südwesten von Arizona. Mit dieser Finanzhilfe
kann die Mitgliedschaft bei RECON von 13 Pilotgemeinden auf 40 wachsen.
Die im Oktober an den Beobachtungen beteiligten Freiwilligen verteilten sich von Ost bis West quer durch die
Vereinigten Staaten. Beobachter stammten von der Internationalen Timing Association (IOTA) sowie von einer
Untergruppe des RECON-Beobachterteams.
Elf der 36 Beobachtungsstandorte konnten die Bedeckung aufzeichnen. Sieben von ihnen wurden analysiert,
um eine Kontur oder eine elliptische Extremität von Patroklus zu bekommen, der nun auf eine Größe von 125
km bis 98 km geschätzt wird. Sechs der Beobachtungen wurden für Menoetius kombiniert und ergaben für diesen
eine Größe von 117 km bis 93 km.
„Frühere Schätzungen über die Form des Asteroiden-Paares haben im wesentlichen ergeben,
dass es kugelförmige Objekte sind“, sagte Buie. „Unsere neuen Beobachtungen zeigen deutlich,
dass die beiden Objekte eine nichts-sphärische Form haben.“
Basierend auf den Daten von der Bedeckung, die mit den früheren Daten kombiniert wurden, besitzen beide
Objekte Achsenverhältnisse von 1,3:1 und 1,21:1, woraus man schließen kann, dass sie entweder eine überwiegend
abgeflachte Form besitzen oder eine Form, die an den Polen abgeflacht und am Äquator leicht gewölbt ist.
„Die sehr ähnliche Form des Paares legt nahe, dass beide Komponenten viel schneller rotierten,
als sie sich bildeten“ sagte Buie. „Das gegenwärtige System ist in einem doppelt synchronen Zustand,
so wie Pluto und Charon, die einander auch in der gleichen Zeit umkreisen und um die eigene Achse rotieren.
Das Asteroiden-Paar umkreist die Sonne im Lagrangepunkt L5 im System Jupiter-Sonne.
„Es zeigt auffallende Ähnlichkeiten mit Objekten des fernen Kuipergürtels was darauf hindeutet, dass
diese Objekte einst, in der Frühgeschichte des Sonnensystems, nach innen gewandert sind.“
13. November 2014/SP
Verein Kuffner-Sternwarte