Das Ziel der Rosetta-Mission, der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko, begann in den letzten sechs Wochen eine deutliche Koma zu entwickeln. Die Bildersequenz vom Kometen, die zwischen dem 27. März und 4. Mai aufgenommen wurde, zeigt den Unterschied zwischen einer Entfernung von 5 Mio. und 2 Mio. Kilometern zum Kometen.
Bis zum Ende der Bildersequenz erstreckte sich die Koma bis auf 1300 km in den Raum. Im Vergleich dazu ist der Kern nur etwa 4 km große und kann daher noch nicht "aufgelöst" werden.
Die Entwicklung der Koma ist die Folge seiner langsamen Annäherung an die Sonne. Obwohl der Komet immer noch mehr als
600 Millionen km von der Sonne entfernt ist hat die Erwärmung seiner Oberfläche bereits begonnen, wodurch von der Oberfläche
des Kometen Eis und gefrorene Gase zu sublimieren beginnen. Beim Entweichen des Gases werden auch winzige Staubpartikel
mitgerissen, die sich langsam in den Raum ausdehnen und die Koma bilden.
Wenn der Komet sich immer weiter der Sonne nähert, steigt die Erwärmung weiter an und damit auch die Aktivität.
Der Druck des Sonnenwindes kann schließlich dazu führen, dass ein Teil des Materials vom Kern weg strömt; es bilden
sich einer oder mehrere Schweife.
Die Raumsonde Rosetta und der Komet werden im August 2015 der Sonne am nächsten sein, und zwar zwischen den Bahnen
von Mars und Erde.
Der Beginn der Kometen-Aktivität bietet den Wissenschaftlern die Möglichkeit, Staubproduktion und Strukturen in der
Koma schon jetzt zu studieren. "67P/Churyumov-Gerasimenko fängt an wie ein richtiger Komet auszusehen", sagte Holger
Sierks, Projektleiter von OSIRIS (Optical, Spectroscopic and Infrared Remote Imaging System) am Max- Planck-Institut
für Sonnensystemforschung in Deutschland. "Es ist schwer zu glauben, dass Rosetta schon in einigen Monaten tief im Inneren
dieser Wolke aus Staub sein wird und damit ganz nah dem Ursprung der Kometen-Aktivität."
Darüber hinaus hat die Verfolgung der periodischen Helligkeitsänderungen bewirkt, dass die Rotationsperiode des Kometen
genau bestimmt werden konnte. 67P/Churyumov-Gerasimenko rotiert mit einer Periode von 12,4 Stunden - und damit um etwa 20
Minuten kürzer als bisher angenommen wurde.
Diese frühen Beobachtungen helfen den Forschern, ein Modell des Kometen zu entwickeln. Dies hilft bei der Navigation der
Raumsonde, wenn Rosetta den Kometen umkreist.
OSIRIS und die Navigations-Kameras machten regelmäßig Aufnahmen um die genaue Flugbahn relativ zum Zielkometen bestimmen
zu können. Mit Hilfe dieser Informationen hat die Raumsonde bereits eine Reihe von Manövern durchgeführt, um sie auf
Kurs zum Kometen zu bekommen, bevor das Rendezvous in der ersten August-Woche stattfindet.
Detaillierte wissenschaftliche Beobachtungen werden dann helfen, den besten Platz auf dem Kometen für das Landegerät
Philae zu finden dessen Abstieg zur Oberfläche im November stattfinden soll.
21. Mai 2014/SP
Verein Kuffner-Sternwarte