Ein Gürtel von Graten und Steilhängen erstreckt sich 540 km weit über die Merkur- Oberfläche.
Ein Gürtel von Graten und Steilhängen erstreckt sich 540 km weit über die Merkur- Oberfläche. Die Farben entsprechen Höhenunterschieden. Gelb-grün zeigt höher aufragende Gebiete und blau tiefere Gegenden.

Der kleine Planet Merkur schrumpft schnell

Photos von der Raumsonde MESSENGER aus der Umlaufbahn des Planeten Merkur offenbaren, dass die Oberfläche des Planeten schneller schrumpft als bisher angenommen wurde.

Die erste umfassende Untersuchung der Merkur-Oberfläche durch die Raumsonde MESSENGER zeigt, dass sich die Kruste des Planeten aufgrund der Auskühlung zusammenzieht; das macht bis zu 7 km im Radius des Planeten aus. Dies ist deutlich mehr als frühere Schätzungen ergeben haben. Die Ergebnisse klären einen langjährigen Konflikt der Forscher, denn jetzt steht die Wärmeproduktion und der Wärmeverlust mit der globalen Kontraktion im Einklang.

Diese neuen Ergebnisse haben ein jahrzehntelanges Paradoxon geklärt, das zwischen thermischen Modellen und Schätzungen über Merkurs Kontraktionen geherrscht hatte, sagte in einem Statement Paul Byrne von der Carnegie Institution for Science und Hauptautor der Studie.

Der unglaubliche schrumpfende Planet

Die Oberfläche Merkurs besteht nur aus einer Kontinentalplatte die den gesamten Planeten bedeckt. Bei des Planeten enormem Eisenkern, der etwa 4040 km groß ist, bleiben für Kruste und Mantel nur 420 km übrig. Dies ist eine extrem dünne Haut für den kleinsten Planeten unseres Sonnensystems. Zum Vergleich: Der Erdmantel ist 2900 km dick und die Erdkruste im Durchschnitt 40 km.

Im Laufe von Milliarden von Jahren, seit der Entstehung des Sonnensystems, kühlt der Planet langsam aus. Ein Prozess den alle Planeten erleiden, wenn sie nicht über eine innere Wärmequelle verfügen. Durch langsame Auskühlung und Erstarrung des flüssigen Eisenkerns schrumpfte das Gesamtvolumen Merkurs.

Als Mariner 10 in den 1970er Jahren den Planeten umkreiste, machte die Sonde Aufnahmen von Oberflächenmerkmalen die durch Schrumpfung des Planeten entstanden sein mussten. Auf dem kontrahierenden Planeten wurde die Kruste aufgebrochen und Steilhänge bildeten sich, die sich Kilometerweit über die Oberfläche erstrecken. Zur gleichen Zeit verursachte die Schrumpfung der Oberfläche Falten in der Kruste, die sogenannte "Faltenrücken" bildeten.

Byrne und sein Team haben mit Hilfe der Raumsonde MESSENGER 5934 Grate und Steilhänge, die durch die Kontraktion des Planeten verursacht worden sind, identifiziert. Sie haben Längen von 9 bis 900 Kilometern. Dies ist wesentlich mehr an Bildmaterial, als Mariner 10 gesammelt hat, die nur 45 Prozent der Oberfläche abbildete, während MESSENGER die gesamte Oberfläche fotografieren konnte. MESSENGER startete 2004 und ist derzeit in der Mitte einer erweiterten Mission bei Merkur unterwegs.

Von Mariner 10 bis MESSENGER

Aufgrund der Steilhänge und Faltenrücken, die von Mariner 10 identifiziert wurden, schätzten die Forscher, dass der Planet etwa 1 bis 2 km im Radius verloren hat. Eine Feststellung, die mit ihrem Verständnis über den Wärmeverlust, den der Planet im Laufe der Zeit erfahren hat, nicht im Einklang stand. Byrnes Ergebnis, dass der Planet durch die Kontraktion 7 km im Radius verloren hat, passt weit besser zu den vorliegenden Modellen. Die Diskrepanz zwischen Theorie und Beobachtung, die seit vier Jahrzehnten bestand, hat sich endlich aufgelöst, sagte Sean Soloman, Projektleiter von MESSENGER.


19. März 2014/SP
Verein Kuffner-Sternwarte




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