Die Emirate ebnen mit einer Mission zum Mars den Weg für ein Nahost-Raumfahrtprogramm
Die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten an, bis zum Jahr 2021 eine Mission zum Mars zu starten. Dies wäre die erste Mission für die arabische Welt und die sie begleitende Weltraumorganisation und sowohl wissenschaftlich als auch politisch eine große Sache für die VAE.
Für die Vereinigten Arabischen Emirate sind Investitionen in Raumfahrtaktivitäten kein Neuland. Ihre Investition in raumbezogene Technologien hat bereits die Summe von 5,4 Milliarden US-Dollar überschritten. Die VAE investierten z. B. in die Entwicklung von Satellitendaten, in mobile Satellitenkommunikation und in die Kartierung der Erde und die Beobachtung von Einrichtungen.
Dies ist nicht verwunderlich, weil wir in einem Zeitalter leben, in der Hardware, die für den Weltraum entwickelt wird auch wichtig ist für eine Reihe von praktischen Alltagsanwendungen wie Telekommunikation und Navigation. Dementsprechend viele Länder haben in den Kauf und Start von Satelliten sowie in Weltraumdaten und andere Weltrauminfrastrukturen investiert.
Nächste Stufe: Weltraummissionen
Aber es ist etwas ganz anderes, wenn die Vereinigten Arabischen Emirate bekannt geben, dass sie eine Raumfahrtagentur planen und bis 2021 eine unbemannte Mission zum Mars entsenden wollen. Die Pläne zeigen, dass die VAE eine eigene Raumsonde entwickeln und bauen wollen und diese eventuell auch selbst starten.
Während viele Länder durch den Zukauf von Hardware und durch Startmöglichkeit bei externen Anbietern an Weltraumaktivitäten teilnehmen, ist die Fähigkeit selbst Raumsonden zu bauen und zu starten ein eigenes Handwerk und hebt ein Land auf die nächste Stufe der Raumfahrt-Elite.
Die Ankündigung bedeutet auch, dass die VAE planen, die enorm teuren Raumfahrtaktivitäten zu vorwiegend wissenschaftlichem Zweck zu nutzen. Dieses Projekt hat auch eine praktische Seite, da das Investieren in VAE-Technologie einerseits Wachstum bedeutet und andererseits junge Leute für die Ausbildung in diesem Wissenschaftszweig begeistern soll. Allerdings trifft ein Land mit einem solchen Statement auch eine spezielle Aussage, wenn es sich von rein raumbezogenen Aktivitäten mehr den berauschenden Zielen der Erforschung, Inspiration und Wissenschaft widmet.
Macht, Prestige und Politik
Der Sprung aus der Praxis zu in erster Linie wissenschaftlichen Weltraumaktivitäten ist bemerkenswert. Dies liegt zum Teil daran, weil Raumfahrprogramme ein Weg sind um Prestige zu gewinnen.
Einst wurden während des Kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR von Menschen gemachte Gegenstände in den Weltraum transportiert, um die Vorherrschaft im Weltraum zu demonstrieren.
Aber diese Zeiten sind nun vorbei. Viele Länder haben heute die Fähigkeit, Weltraumaktivitäten durchzuführen und tun dies auch aus einer Vielzahl von Gründen. Auch private Institutionen sind aktiv im Weltraum vertreten. Darunter gibt es auch Pläne für eine bemannte Mission zum Mars, wie z. B. „Mars One“.
Dennoch hat die Mars-Mission der VAE einen politischen Hintergrund auf mehreren Ebenen. Innenpolitisch fällt es zeitlich mit dem 50. Jahrestag der Gründung des Landes zusammen und soll das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl unterstützen. Regional dominiert der Nahe Osten durch die Leitung des Projekts. Und global markiert die Mission den Einstieg einer arabischen Nation in den „Elite-Club“ der Länder mit ehrgeizigen Weltraumprogrammen.
Erfolg garantiert?
Wird diese Projektarbeit sowohl das wissenschaftliche als auch das internationale Prestige anheben? Wissenschaftlich haben sich Mars-Missionen als schwierig erwiesen. Viele sind gescheitert, einschließlich des britischen Mars-Rover Beagle 2 der Mars 2003 erreichte, aber bei der Landung auf der Marsoberfläche scheiterte. Es bleibt abzuwarten, wie genau die Pläne der VAE für eine Mars-Mission sind und was zu erreichen versuchen.
Politisch ist das geplante Mars-Programm und auch die Schaffung einer VAE-Weltraumorganisation ein starkes Statement. Es setzt den Nahen Osten auf die Karte der Länder, die Weltraumforschung für wissenschaftliche Zwecke betreiben. Es könnte auch die Schaffung eine Nahost-Raumfahrtprogramms sein, ähnlich der Europäischen Weltraumorganisation kurz „ESA“genannt.
Auf keinen Fall ist der wissenschaftliche Wert oder die Bedeutung des von den VAE vorgeschlagenen Projekts zu unterschätzen. Die Forschungsgemeinschaft für Weltraumwissenschaften ist international bestens vernetzt und ein gut finanziertes Projekt der Vereinigten Arabischen Emirate zum roten Planeten ist auf alle Fälle zu begrüßen.
28. Juli 2014/SP
Verein Kuffner-Sternwarte