Forscher vom Planetary Science Institute haben einen Weg gefunden, um Änderungen im Rotations-Verhalten von Kometen vorhersagen zu können. Dies könnte den Wissenschaftlern helfen, mehr über den sich nähernden Kometen C/2012 S1 (ISON), welcher die Sonne Ende November im Abstand von nur 0,012 AE (18 Mio. km) passieren wird, in Erfahrung zu bringen. Dieser Komet hat weltweites Interesse geweckt, da er möglicherweise so hell wird, dass er mit bloßem Auge gesehen werden kann.
PSI Senior Forscher Nalin H. Samarasinha und Beatrice EA Mueller haben festgestellt, dass solche Änderungen eine Funktion von des Kometen Größe und der Dauer der von der Sonne empfangenen Energie ist. Überraschenderweise hat der relative Anteil einer aktiven Kometen-Oberfläche keinerlei Einfluss auf eine Änderung im Rotationsverhalten.
Die Änderung ist größer, je mehr Sonnen-Energie der Komet empfängt und geringer, wenn er schon vorher schnell rotierte oder wenn es ein größerer Komet ist. Größere, schnell rotierende Kometen verändern ihr Rotations-Verhalten nur gering, sagte Samarasinha. Die Forscher hatten erwartet, dass der aktive Teil der Kometen-Oberfläche ein steuernder Faktor wäre; dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein.
Rotations-Änderungen können aber auch durch Veränderungen der Massenverteilung im Kern durch Ausgasung auftreten, wenn der Komet nahe der Sonne ist. Bei Untersuchung der Veränderungen im Drehverhalten der vier Kometen - Encke, Tempel 1, Tempel 2 und Hartley 2, wobei der zweite und vierte Komet von einer Raumsonde besucht worden sind, entdeckten Samarasinha und Mueller einfache Zusammenhänge zwischen Größe, Rotationsperiode und der Menge an Sonnen-Energie, die das Ausmaß der Veränderungen zu bewirken.
Rotations-Perioden und ihre Veränderungen sind nicht nur wichtig für die Erforschung der physikalischen Entwicklung von Kometen, sondern auch für die detaillierte Planung künftiger Weltraummissionen zu Kometen.
Wenn man diese Methode auf den kommenden Kometen ISON anwendet, wird er nach Meinung von Samarsinha und Mueller vermutlich ins Taumeln geraten, da sich der Komet der "Oberfläche" der Sonne bis auf 1,18 Millionen Kilometer nähern wird - etwa die dreifache Distanz Erde-Mond.
Durch die chaotische Rotation von ISON könnte es zu einem erhöhtem Materialausstoß aus dem Kern des Kometen kommen, der durch die Gezeitenkräfte der Sonne und der starken Hitze während der engen Passage an der Sonne noch verstärkt wird. Wir können nur hoffen, dass der Kern des Kometen groß genug ist, dass er die extremen Temperaturen in Sonnennähe überleben wird und es nicht zu einer vollständigen Zerstörung von ISON kommt - ein Schicksal, dass viele Sungrazer-Kometen erlitten haben.
17. September 2013/SP
Verein Kuffner-Sternwarte