Wenn ein gefährlicher Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde käme wäre eine Option, ein mit einem nuklearen Sprengstoff ausgerüstete Raumsonde zur Zerstörung des Asteroiden auszusenden. Eine solche Mission, welche rund 1 Milliarde Dollar kosten würde, könnte von der NASA entwickelt werden. Die Finanzierung für dieses Projekt wäre schon gesichert, meinte ein prominenter Asteroidenabwehr-Experte.
Bong Wie, Direktor des Asteroid Deflection Research Center an der Universität von Iowa, beschrieb sein System am 23. Mai 2013 bei der Development Conference in La Jolla, Kalifornien. Die jährliche Versammlung der National Space Society war ein Anziehungspunkt für Hunderte von Verantwortlichen aus der Raumfahrtindustrie weltweit.
Ein "Anti-Asteroiden" Raumschiff würde einen nuklearen Sprengkopf an Bord haben, um das gefährliche Objekt zu zerstören, bevor es die Erde erreicht. Die aus zwei Teilen bestehende Raumsonde würde einen Impaktor an Bord haben, der vor der Ankunft einen Krater in den potentiellen Asteroiden sprengen würde und die andere Hälfte der Raumsonde würde die nukleare Waffe tragen, die nach Einschlag des Vehikels explodieren soll.
Das Ziel wäre, den Asteroiden in viele Stücke zu fragmentieren, die sich dann auf getrennten Bahnen zerstreuen würden. Die Forscher glauben, das bis zu 99 Prozent der Asteroiden-Trümmer die Erde verfehlen würden, was die Auswirkungen eines Einschlags deutlich verringern würde. Von den Trümmern, welche unsere Erde erreichten, würden viel in der Atmosphäre verglühen und somit keine Bedrohung darstellen.
In der Studie von Bong Wie konzentriert man sich auf das Ziel, auf einen bedrohlichen Asteroiden innerhalb eines Jahres oder wenig mehr reagieren zu können. Der Plan wäre, zwei Raumfahrzeuge im Standby-Modus zu haben - eine primäre, die andere als Backup - die auf Delta-4-Raketen gestartet werden könnten. Sollte die erste Raumsonde beim Start oder bei der Fragmentierung des Asteroiden scheitern, könnte die zweite Raumsonde losgeschickt werden um den Job zu beenden.
Politische Folgen
Bong Wie räumt ein, dass das Senden von Atomwaffen in den Weltraum politisch umstritten ist. Allerdings werden eine Reihe von Sicherheits-Maßnahmen eingebaut die verhindern sollen, dass im Fall eines Fehlstarts der nukleare Sprengkopf detoniert.
Eine nukleare Waffe wäre die einzige Möglichkeit, die kurzfristig gegen einen Asteroiden funktionieren würde, fügte Bong Wie hinzu. Andere Systeme die entwickelt werden um einen Asteroiden abzuwehren, wie Gravitationstraktoren, Sonnensegel oder durch Massen-Beschleuniger würden 10 oder 20 Jahre der Vorankündigung brauchen.
Ein Großteil der Technologie für die Mission wurde bereits erfolgreich im Flug demonstriert, sagte Wie. Die NASA-Raumsonde Deep Impact feuerte einen Impaktor auf den Kometen Tempel 1 am 4. Juli 2005. Und vier Jahre später wurde während der Mission LCROSS eine Centaur-Oberstufe zum Absturz auf den Mond gebracht und von einem Sub-Satelliten wurde die Absturzstelle vorher und nachher fotografiert.
Finanzierung der Mission
Die Arbeit von Bong Wie wird im Rahmen von NASAs Innovative Advanced Concepts (NIAC) Programm finanziert. Er erhielt $ 100 000,-- für Phase I. Mit diesen Geldmitteln musste in den Jahren 2011-2012 ein bestimmtes Anforderungsprofil erfüllt werden und dann einen Phase-II-Zuschuss im Wert von $ 500 000,-- für die Jahre 2012 bis 2014.
NIAC stellt nach Phase II keine weiteren Geldmittel zur Verfügung, so dass Bong Wie versuchen muss, einige Agenturen für die restliche Finanzierung zu gewinnen - ob NASA oder das Verteidigungsministerium. Dies könnte sehr schwierig werden, weil sich niemand für die planetare Verteidigung zuständig fühlt.
Der erste Schritt wäre ein 500 Mio. Dollar Flug als Validierungs-Mission zum Nachweis der Reproduzierbarkeit. Ein Asteroid von etwa 50 Meter Größe wäre das richtige Ziel. Eine nukleare Waffe wäre vermutlich zur Zerstörung eines Objekts dieser Größe nicht erforderlich.
Es gilt die Fähigkeit zu demonstrieren, dass es möglich ist, einen so kleinen Asteroiden zu treffen. Die Kollision mit einem größeren, bedrohlichen Asteroiden wäre jedenfalls einfacher.
30. Mai 2013/SP
Verein Kuffner-Sternwarte