205 Jahre Vesta-Beobachtung
Als Heinrich Olbers vor fast genau 205 Jahren, am 29. März 1807 Vesta entdeckte, konnte er sich kaum vorstellen, dass der menschliche Forscherdrang und Abenteuergeist es schaffen würde, ein Raumschiff von der Erde aus zu jenem geheimnisvollen Lichtpunkt unter den Sternen zu entsenden. Und doch ist heute eine Raumsonde direkt vor Ort, um eine detaillierte Erforschung dieser kleinen, von Heinrich Olbers entdeckten Welt, durchzuführen.
Dawn setzt seine intensive "low-altitude-mapping Orbit" (LAMO) Untersuchungs-Kampagne in einer Höhe von weniger als 210 km über der Oberfläche des Protoplaneten mit all seinen Instrumenten fort.
Die primären Ziele sind, die atomare Zusammensetzung und die Massenverteilung im Inneren dieser geologisch komplexen Welt zu bestimmen. Darüber hinaus bietet die niedrige Umlaufbahn den besten Blickwinkel für hochauflösende Bilder, sowie für Spektren im sichtbaren und im infraroten Wellenlängenbereich, die Aufschluss über die vorhandenen Mineralien geben können.
Als im September 2007 der Roboter-Abenteurer namens Dawn seinen Heimatplaneten verließ, hat er seinen eigenen unabhängigen Kurs durch das Sonnensystem verfolgt. Die Erde und ihr Gefolge (einschließlich des Mondes und vieler künstlicher Satelliten) folgen ihrer jährlich wiederkehrenden Bahn um die Sonne. Dawn verwendete sein Ionen-Antriebssystem zur Spirale nach außen, um zu einem Rendezvous mit Vesta im Juli 2011 zu gelangen.
Als die Schwerkraft des großen Asteroiden den Besucher sanft gefangen nahm, begannen die beiden gemeinsam um die Sonne zu reisen. Und zwar auf dem gleichen Weg, den Vesta seit Urzeiten zurücklegt, lange bevor es Menschen auf Erden gab, die staunend zum nächtlichen Sternenhimmel aufschauten.
Da Vesta ferner von der Sonne ist als die Erde und somit einer geringeren Sonnen-Schwerkraft unterliegt, hat sie eine langsamere Bahngeschwindigkeit. Für eine Umkreisung benötigt sie mehr als 3,6 Jahre. Wenn Dawn nun zum noch weiter entfernten Zwergplaneten Ceres reist, wird sich die Bahngeschwindigkeit nochmals reduzieren, schließlich braucht Ceres für einen Umlauf um die Sonne 4,6 Jahre.
Vesta, entstanden in der Frühzeit des Sonnensystems, ist vermutlich der kleinste der terrestrischen Planeten. Dieser bekam jetzt Besuch von einem Roboter-Abgesandten des größten terrestrischen Planeten, der die Heimat von Lebewesen ist, die durch ihre Fähigkeiten und ihre Neugier imstande waren, die Grenzen ihrer Heimatwelt mit Hilfe von Robotern zu überwinden. Ihre Erbauer können sich derzeit noch nicht weit von ihrem Heimatplaneten entfernen, aber mit ihren Roboter-Sonden sind sie dabei, das gesamte Sonnensystem zu erforschen.
6. April 2012/SP
Verein Kuffner-Sternwarte