Voyager 1 trifft auf neue Region
Daten, die im vergangenen Jahr von der Raumsonde Voyager die Erde erreichten offenbarten, dass diese neue Region eine Art kosmisches Fegefeuer ist. In ihr hat sich der Sonnenwind aus geladenen Teilchen beruhigt, da sich das Magnetfeld staut und verdichtet und sich die höheren energiereichen Teilchen aus dem Inneren unseres Sonnensystems in den interstellaren Raum verflüchtigen.
Die Raumsonde Voyager teilte uns nun mit, dass sie sich in der äußersten Schicht der Blase um unser Sonnensystem in einer stagnierenden Region befindet. Ed Stone, Projekt-Wissenschaftler der Voyager-Mission ist der Meinung, dass wir nicht mehr lange zu warten haben bis wir wissen, woraus der Raum zwischen den Sternen wirklich besteht.
Voyager ist zwar schon fast 18 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, aber immer noch nicht im interstellaren Raum. Nach den neuesten Daten hat sich die Richtung der magnetischen Feldlinien nicht verändert, was darauf hinweist, dass sich Voyager noch innerhalb der Heliosphäre befindet. Genau lassen sich die Daten nicht ermitteln, wann Voyager 1 die Heliosphäre verlassen und in den interstellaren Raum eintreten wird; vielleicht in einigen Monaten oder in einigen Jahren.
Die neuesten Erkenntnisse, die beim Herbstmeeting der Amerikanisch-Geophysikalischen Union in San Francisco am 5. Dezember bekannt gegeben worden sind, kommen von Voyagers Low Energy Charged Particle Instrument, vom Cosmic Ray Subsystem und vom Magnetometer.
Wissenschaftler hatten bereits im April 2010 berichtet, dass sich die Geschwindigkeit des Sonnenwindes in jenen fernen Bereichen auf Null reduzierte. Dies war ein Hinweis, dass die Raumsonde eine neue Region erreicht hatte. Die Missions-Manager haben im Frühjahr und Sommer dieses Jahres die Raumsonde mehrmals ins Visier genommen um herauszufinden, ob der Sonnenwind stärker in eine andere Richtung bläst. Dies war aber nicht der Fall. Voyager 1 durchpflügt die himmlische Region ähnlich wie ein Schiff die See bei wenig Wind.
Während des vergangenen Jahres hat in das Voyager-Magnetometer auch eine Verdopplung der Intensität des magnetischen Feldes registriert. Ähnlich wie sich Autos bei einer verstopften Autobahn-Ausfahrt stauen, zeigt die erhöhte Intensität des Magnetfeldes einen vom interstellaren Raum ausgehenden nach innen gerichteten Druck, der das Magnetfeld komprimiert.
Voyager maß auch die energiereichen Teilchen, die von innerhalb und außerhalb unseres Sonnensystems stammen. Bis Mitte 2010 war die Intensität der Teilchen aus dem Sonnensystem stabil. Aber während des letzten Jahren war die Intensität dieser Teilchen rückläufig, so als ob sie in den interstellaren Raum sickern würden. Im Vergleich zu den letzten fünf Jahren hat sich jetzt die Anzahl der Teilchen halbiert.
Zur gleichen Zeit hat Voyager einen 100-fachen Anstieg energiereicher Elektronen aus anderen Teilen der Galaxis registriert, die in unser Sonnensystem eindringen. Dies ist ein weiteres Indiz für das Nahen der Heliosphären-Grenze.
Die im Jahr 1977 gestarteten Raumsonden Voyager 1 und 2 sind in gutem Zustand. Voyager 2 ist derzeit 15 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt.
7. Dezember 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte