Sanddünen auf dem Mars formen sich regelmäßig neu
Große Marsdünen, von denen man lange dachte, dass sie festgefrorene Strukturen hätten, verändern sich auf der Basis saisonaler Ereignisse praktisch jedes Jahr neu. Dies stellten Forscher vom Planetary Science Institute fest.
Die Forscher hatten angenommen, dass die gewaltigen nördlichen Dünen auf dem Mars mit einer Fläche von 845 000 km² relativ statisch sind. Dass sie sich vor langer Zeit formten, als die Winde auf des Planeten Oberfläche viel stärker wehten als dies heute der Fall ist.
Neue Aufnahmen mit der High Resolution Imaging Science Experiment (HIRISE) Camera an Bord des Mars Reconnaissance Orbiters erzählen eine andere Geschichte.
Viele Dünen in der nördlichen Mars-Polarregion haben sich innerhalb eines Marsjahres wesentlich verändert sagte Hansen, der stellvertretende Leiter des HIRISE-Teams.
Eine saisonale Schicht aus gefrorenem Kohlendioxid (Trockeneis), welche die Region während des Winters bedeckt, sublimiert im Frühjahr bzw. wechselt vom festen in den gasförmigen Zustand und destabilisiert die Dünen, wodurch neue Nischen und Rinnen entstehen.
Vergleicht man die Aufnahmen der letzten beiden Marsjahre, die in etwa 3,7 Erdjahren entsprechen, erkennt man, dass sich die Dünen in den hohen Breiten verändert haben. Das Eis ist also nicht so einzementiert oder so stark verkrustet, wie Marsforscher dachten.
Das Ausmass der Erosion in nur einem Marsjahr ist erstaunlich. An manchen Stellen wurden hunderte Kubikmeter Sand bewegt und veränderten das Aussehen der Dünen. Das Team fand auch neue tiefe Nischen die Narben in den Dünen hinterließen. Die Veränderungen in der Morphologie der Dünen korreliert mit den Gegenden in denen die saisonale Aktivität verstärkt auftritt.
Von der Antarktis weiss man, dass schmelzender H2O-Schnee und Eis im Zusammenhang mit sich bewegenden Sanddünen auftreten kann. Aber es scheint, dass die erosive Kraft des sublimierenden Kohlendioxid-Eises in den Sand-Dünen auf dem Mars einzigartig ist.
Besonders überraschend war die Entdeckung, dass Sandlawinen sich in nur einem Jahr so stark verändern können. Modellrechnungen der Marsatmosphäre ermöglichen keine genaue Vorhersage, wann Windgeschwindigkeit ausreicht, um Sandkörner in die Höhe zu wirbeln. Und Daten vom Marslander aus niedrigeren Breiten zeigen, dass starke Winde ein seltenes Ereignis sind.
Vielleicht liefert polares Wetter bessere Rahmenbedingungen für hohe Windgeschwindigkeiten.
HIRISE ist dabei, Sanddünen auf allen Breitengraden zu fotografieren, um die "Luftbewegungen" im aktuellen Marsklima zu erforschen. Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um grundlegende planetare Prozesse besser zu verstehen und um rauszufinden, wie es zu den Klimaschwankungen auf dem Mars im Laufe der Zeit kam.
6. Februar 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte