Auf New Horizons warten Rätsel um Zwergplaneten
In diesem Moment rast eine der schnellsten Raumsonden die je realisiert worden sind, mit beinahe 1,6 Mio. km pro Tag durch den Raum und benötigt trotzdem noch vier weitere Jahre um ihr Hauptziel, den Zwergplaneten Pluto am Rande des Sonnensystems zu erreichen.
Obwohl Pluto von den Astronomen Zwergplanet genannt wird, ist dennoch relativ viel Platz auf ihm; der Äquatorumfang misst immerhin rund 8000 Kilometer. Dies sagte Alan Stern, der Projektleiter der Mission New Horizons. Und Pluto ist noch nie erforscht worden, da bis jetzt noch kein Raumschiff ihn oder einen anderen Zwergplaneten besucht hat.
Um das Sonnensystem zu verstehen, benötigen wir auch Kenntnisse über Objekte wie Pluto, weil dies eine ganz neue Klasse von Welten ist.
Pluto ist ein Mitglied des Kuiper-Gürtels, einem riesigen Gebiet jenseits der Umlaufbahn Neptuns. Und Alan Stern glaubt, dass es im Kuiper-Gürtel tausend oder mehr Zwergplaneten gibt. Vermutlich sind die Zwergplaneten jene Klasse von Planeten, die die meisten Mitglieder in unserem Sonnensystem hat und wahrscheinlich auch in anderen Systemen.
Pluto ist eine Welt voller Geheimnisse. Eines dieser Geheimnisse sind die melasse-farbigen Flecken auf Plutos Oberfläche, die vom Hubble Space Telescope gesichtet worden sind. Einige Forscher glauben, es sind Ablagerungen primordialer organischer Substanzen. Das Spektrometer auf New Horizons wird dabei behilflich sein, diese organischen Moleküle auf Pluto zu identifizieren.
Hubble hat vor kurzem einen weiteren Mond bei Pluto entdeckt - womit sich die Gesamtzahl der Monde auf vier erhöht (Charon, Nix, Hydra und die neueste Entdeckung P4). Pluto gleicht also einem Miniatur-Planetensystem. Und New Horizons wird bei der Annäherung an Pluto nach weiteren Monden Ausschau halten
Die Raumsonde New Horizons ist für detektivische Arbeit gerüstet - mit Instrumenten die in der Lage sind das zu erreichen, was Voyager seinerzeit nicht durchführen konnte. Neben einem hochmodernen Spektrometer wird die Raumsonde über ein großes interplanetares Teleskop mit höchster Auflösung verfügen. Es heißt LORRI, die Abkürzung für Long-Range Reconnaissance Imager.
Bei der größten Annäherung an Pluto - ca. 10 000 km - wird LORRI fast so gut wie eine Spionage-Kamera sein. Wenn dieses Instrument über der Erde fliegen würde, könnte man einzelne Gebäude und ihre Formen erkennen.
Was werden wir auf Pluto sehen? Einige Forscher meinen, es könnten Eis-Geysiere sein und andere wieder sagen, dass es Ablagerungen von organischem Material geben könnte. Stern meinte nur, dass alle Arten von Überraschungen möglich sind. Es ist eine erste Erkundung einer neuen Art von Planeten.
Unterwegs so fern der Heimat ist New Horizons wie eine Arche Noah. Das "Raumschiff" hat zwei von allem. Zwei Heizungen, zwei EDV-Systeme, zwei von allem außer von den wissenschaftlichen Instrumenten. Aber auch die haben die Fähigkeiten, sich gegenseitig zu ergänzen.
Wenn New Horizons Pluto endlich erreicht, werden 9,5 Jahre vergangen sein. Um Strom zu sparen und den Verschleiß zu reduzieren, wird die Raumsonde die meiste Zeit in Hibernation verbringen. Aber alle Systeme werden im Frühling 2015 bei der Ankunft beim Zwergplaneten bereit sein.
9. September 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte