Lutetia - ein prähistorisches Relikt
Über den Asteroiden Lutetia wurden neue Informationen veröffentlicht.
Lutetia wurde im Sommer 2010 aus der Nähe observiert. Jetzt wurden neue Informationen über diesen Asteroiden bekannt gegeben. Die Analyse der Daten, die während des Vorbeiflugs der Raumsonde Rosetta gesammelt worden sind haben gezeigt, dass Lutetia ein festes und intaktes Objekt mit mehr als 100 Kilometern Durchmesser aus der Frühzeit des Sonnensystems ist.
Die neuen Forschungsergebnisse über den Asteroiden, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurden, sind durch internationale Zusammenarbeit zustande gekommen. Die Analyse basiert auf der mathematischen Methode, die von Professor Mikko Kaasalainen entwickelt wurde. Durchgeführt wurde sie auf der technischen Universität von Tampere und gefördert wurden die Arbeiten von der finnischen Akademie.
Die Dichte des Asteroiden wurde durch die Berechnung seiner Masse bestimmt, die sich aus den Veränderungen in der Flugbahn der Raumsonde ergab. Das Modell musste mathematisch erstellt werden, da die Raumsonde beim Vorbeiflug nur etwa die Hälfte der Asteroiden-Oberfläche erfassen konnte.
Mit der Kaasalainen-Methode, die speziell für Raumsonden-Vorbeiflüge entwickelt wurde, ist es möglich, Lichtkurvenmessungen, die von der Erde aus durchgeführt wurden und Aufnahmen mittels adaptiver Optik mit Bildern der Raumsonde zu verarbeiten. Diese Methode ermöglichte es, ein zuverlässiges Modell jenes Teils des Asteroiden zu erstellen, der für die Raumsonde nicht sichtbar war. Damit wurde es möglich die Dichte Lutetias zu bestimmen, die sehr viel größer ist als bisher gedacht.
Mathematik in der Weltraumforschung
Lutetias Geschichte wurde wie ein Puzzle zusammen gesetzt. Forschungsgruppen aus verschiedenen Bereichen auf der ganzen Welt haben mit ihrem Input zum Endergebnis beigetragen. Die hohe Dichte, eine große Anzahl alter Impakte und andere Oberflächen-Eigenschaften führten Geologen zu dem Schluss, dass Lutetia wahrscheinlich einen metallischen Kern hat, der von einer porösen Außenschicht umgeben ist.
Trotz der vielen Impakte ist dieser Asteroid - im Gegensatz zu den meisten anderen Asteroiden, die Fragmente größerer Objekte sind - fast in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Objekte wie Lutetia sind äußerst wertvoll, weil sie uns Informationen über die Bedingungen aus der Frühzeit des Sonnensystems liefern.
Im Herbst 2008 hatte Rosetta einen ähnlichen Fly-by an dem viel kleineren Asteroiden Steins. Dieser Asteroid wurde mit Hilfe der gleichen Methode analysiert wie Lutetia und die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Science im Jahr 2010 veröffentlicht. Steins ist in seiner Struktur ganz anders als Lutetia. Er ähnelt mehr einem Trümmerhaufen und seine Entwicklung wurde durch den Einfluss des Sonnenlichts auf seinen Spin-Zustand geprägt. Die Beobachtungen, die das Kaasalainen-Team im Zusammenhang mit diesem Phänomen machte, wurden 2007 in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.
Die Raumsonde Rosetta ist derzeit im Anflug auf ihr endgültiges Ziel, den Kometen Churyumov-Gerasimenko, den sie voraussichtlich im Jahr 2014 erreichen wird.
3. November 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte