Neue Erkenntnisse über Lebens-Chancen auf Jupitermond Europa
Forscher sind der Meinung, dass Jupiters Eismond Europa nicht nur eine, sondern zwei entscheidende Voraussetzungen für die Entstehung von Leben hat.
Seit Jahrzehnten war den Experten das Vorhandensein eines riesigen unterirdischen Ozeans bekannt, der eine mögliche Heimat für lebende Organismen sein könnte. Nun zeigt eine Studie, dass der Ozean einen regelmäßigen Zustrom an Energie durch chaotische Prozesse nahe der Oberfläche hat, die für Leben notwendig sind.
Die Wissenschaftler diskutierten die neue Studie, welche am 16. November online in der Zeitschrift Nature erschien, bei einer Pressekonferenz im NASA-Hauptquartier in Washington.
Die führende Autorin Britney Schmiedt, Geophysikerin an der Universität in Austin/Texas sagte dass ihr Team Schelfeis und Untergrundvulkane auf der Erde untersucht hat, um die Bildung von ungewöhnlichen Oberflächenmerkmalen, sogenannten "Chaos-Terrains" zu erforschen, wie es diese überall auf Europa gibt.
Die Forscher stellten fest, dass aufsteigende Wärme aus des Mondes tiefem unterirdischen Ozean vorhanden ist und Eisschmelze nahe der Oberfläche, wodurch im Inneren des Mondes salzige Seen entstehen, die in der dicken Eisschale Einbrüche verursacht haben die wiederum die Ursache für die kreisförmigen Strukturen auf der Oberfläche sind.
Forscher sind der Meinung, dass es unter der Hälfte der Oberfläche Europas dynamische Seen gibt, die im Laufe von Hunderttausenden oder Millionen von Jahren schmelzen und wieder einfrieren.
Der nicht an der Studie beteiligte Astrobiologe Tori Hoehler, leitender Wissenschaftler an NASAs Ames Research Center in Moffett, gab seine Perspektive über mögliches Leben auf dem Jupitermond bekannt.
Die Entstehung von Leben auf der Erde wurde vermutlich durch eine Art von Energieimpuls ans Urmeer - vielleicht von einem Blitzschlag - ausgelöst. Und während der 3,8 Milliarden Jahre die seitdem vergangen sind, war das Leben von kontinuierlichem Zustrom an Sonnen-Energie abhängig.
Abgeschnitten von der Sonne würde Europa eine andere Energiequelle zur Lebenserhaltung im unterirdischen Ozean brauchen. Hoehler sagte, dass Beobachtungen mit der Raumsonde gezeigt haben, dass es eine riesige Menge an gespeicherter Energie in Europas mineralreicher Kruste gibt, die aber vom darunter befindlichen flüssigen Ozean durch mindestens 10 km Eis getrennt ist. So wie bei zwei Terminals einer Batterie, kann Energie vom Oberflächenmaterial zum Ozean nur dann fließen, wenn beide irgendwie miteinander verbunden sind, meinte Hoehler.
Ob es Leben auf Europa gibt, ist noch ungewiss, weil Wasser und Energie nicht die einzigen Zutaten für Leben sind. Auch notwendige organische Mineralien müssten vorhanden sein.
Louise Prockter, ein Planetologe an der John Hopkins Universität in Laurel, Maryland, ist der Meinung, dass Europas Chaos-Regionen auf jeden Fall ein äußerst wichtiges Ziel für künftige Erforschung durch Raumsonden wären.
19. November 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte