Großer Asteroid hat Identitätskrise
Ein großer Asteroid der vor mehr als 100 Jahren entdeckt wurde, könnte sich als schlafender Komet entpuppen, der jetzt wieder zu neuem Leben erwacht.
Das Objekt mit der Bezeichnung 596 Scheila ist etwa 113 Kilometer groß und hat einen zarten Schweif entwickelt was darauf hindeutet, dass dieses Objekt ein Komet sein könnte. Wenn dies der Fall ist, dann wäre 596 Scheila der sechste bekannte Komet, der im Asteroidengürtel seine Umlaufbahn hat.
Die Entdeckung dieser Metamorphose ist nur einem Zufall zu verdanken. In der Nacht des 11. Dezember 2010 war Astronom Steve Larson, ein Wissenschafter vom Catalina Sky Survey Projekt in Tucson, Arizona, auf der Suche nach potentiell gefährlichen Asteroiden, als er auf ein Objekt mit hellem Kern und schwach entwickeltem Schweif stieß.
Vier Aufnahmen in einer Zeitspanne von 30 Minuten ergaben, dass sich dieses Objekt relativ zum Hintergrund des Sternenhimmels bewegte. Die visuelle Helligkeit betrug 13,4 mag und Larson nahm an, dass dies ein bekannter Komet sei. Eine Übeprüfung der Kometen-Datenbank brachte aber kein Ergebnis.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass dieses Objekt eigentlich 596 Scheila ist, welches erstmals 1906 von Astronomen entdeckt worden ist. Scheila bewegt sich im Asteroidengürtel so wie tausende andere Objekte auch, nur ist ihre Umlaufbahn - im Vergleich zur Bahn der Asteroiden - geringfügig gegen die Ekliptik geneigt.
Frühere Studien über Scheilas Farbe ergaben, dass sie aus primitiven kohlenstoffhältigen Materialien besteht, welche noch aus der Entstehung des Sonnensystems stammen. Ferner nahm man an, dass es ein ausgegaster Komet sein könnte. Solche Objekte haben den Großteil ihrer flüchtigen Materialien abgestossen und entwickeln daher keine Koma und keinen Schweif mehr. Solch schlafende Kometen behalten im Inneren noch einiges an volatilem Material, so dass es bei Sonnen-Nähe wieder zur Ausgasung kommen kann.
Scheila bildet zusammen mit einigen anderen Objekten die in den vergangenen Jahren entdeckt worden sind eine neue Klasse von Kleinkörpern im Sonnensystem: Die Hauptgürtel-Kometen.
Bill Cooke von NASAs Meteoroid Environment Office am Marshall Space Flight Center schrieb nach Larsons Fund in einem Blog-Post: "Diese Objekte sind eine mysteriöse Anomalie, da sie so nahe an der Sonne ihr Eis schon verdampft haben sollten."
Nachdem Larson seine Entdeckung bekannt gab, haben andere Astronomen ihre Teleskope auf 596 Scheila gerichtet um festzustellen, ob der Schweif dieses Objekts vorwiegend aus Eispartikeln und Gasen besteht, was für einen Kometen sprechen würde oder ob er nur aus Staub besteht, der durch Kollision mit einem anderen Asteroiden entstand.
Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Scheilas Schweif aus Staub besteht. Es werden aber noch weitere Beobachtungen benötigt um zu erkennen, ob es ein Komet ist oder ein Asteroid mit einer Staubfahne.
6. Jänner 2010/SP
Verein Kuffner-Sternwarte