Aufhellung eines Asteroiden durch Kollision
Die seltsame Metamorphose eines Asteroiden, die vergangenes Jahr von Astronomen beobachtet wurde, ist vermutlich durch dessen Kollision mit einem anderen Objekt verursacht worden. Dies ergaben zwei neue Studien.
Im Dezember 2010 entdeckten Astronomen beim Asteroiden (596) Scheila einen unerwarteten Helligkeits-Anstieg. Nicht nur das, auch einige neue und kurzlebige Staubfontänen wurden bei Scheila beobachtet. Diese Veränderungen wurden wahrscheinlich durch die Kollision mit einem kleineren Asteroiden hervorgerufen. Diese Erkenntnisse basieren auf Beobachtungen, die sowohl mit dem Hubble Space Telescope als auch mit dem Spitzer Teleskop gemacht worden sind.
Kollisionen zwischen Asteroiden erzeugen Fragmente - von kleinsten Teilchen bis zu riesigen Felsbrocken - die dann im Laufe der Zeit auf Planeten und ihre Monde niederprasseln. Dies sagte Dennis Bodewits von der Universität in Maryland und Hauptautor der Studie. Doch dies ist das erste Mal, dass Forscher nur wenige Wochen nach der Kollision die Auswirkungen beobachten konnten. Denn wenn eine solche Kollision länger zurück liegt, haben sich die Fragmente schon so verteilt, dass sie nicht mehr auffällig sind.
Scheila ist rund 113 Kilometer groß und hat eine Umlaufperiode von fünf Jahren. Ihr letzter Umlauf um die Sonne verlief offenbar nicht ganz reibungslos.
Am 11. Dezember 2010 entdeckten Forscher auf Aufnahmen, die im Rahmen des Catalina Sky Survey Programms gemacht wurden, dass die Helligkeit von Scheila doppelt so hoch wie erwartet ist und das den Asteroid in ein leuchtschwaches kometenhaftes Glühen einbettete. Beim Durchforsten der Archivbilder konnten die Forscher feststellen, dass der Ausbruch Scheilas zwischen dem 11. November und 3. Dezember 2010 stattfand.
Daraufhin wurden die Weltraum-Teleskope Hubble und Spitzer auf den Asteroiden angesetzt, um die Ursache des Helligkeits-Anstiegs zu erforschen. Eine Kollision mit einem anderen Asteroiden war ja nicht die einzige Möglichkeit, vielmehr könnte Scheila ja auch ein "schlafender Komet" sein der wieder zum Leben erwacht ist.
Forscher machten die Erfahrung, dass einige als Asteroiden eingestufte Objekte schlafende Kometen sind, die auf manchen Teilstrecken ihrer Umlaufbahn wieder zum Leben erwachen und eine Koma aus Wasserdampf entwickeln.
Manche Forscher dachten zunächst, dass dies auch bei Scheila der Fall sei. Aber Mitte Dezember 2010 wurden mehrere Aufnahmen gemacht und ein Spektrum von Scheila erstellt aus dem hervor ging, dass es Staub und nicht Gas ist was dieses Objekt umgibt. Scheila war also in keiner Phase der Ausgasung wie dies bei Kometen üblich ist wenn sie der Sonne nahe kommen.Weitere Beobachtungen mit dem Hubble Space Teleskope Ende Dezember und Anfang Januar bestätigten dieses Ergebnis.
Und die Daten, die bei diesen Beobachtungen gewonnen wurden, sind am besten mit dem Zusammenstoß eines etwa 30 m großen unbekannten Asteroiden zu erklären, der mit einer Geschwindigkeit von 17 703 km h mit Scheila zusammenstieß, meinte der Teamleiter vom Hubble Space Telescope, David Jewitt.
Scheilas beide Staubfontänen, eine helle im Norden und eine schwächere im Süden, bestehen aus kleinen Partikeln, die durch den Zusammenstoß hinausgeschleudert wurden und nun durch das Sonnenlicht vom Asteroiden weg driften.
Details dieser Beobachtungen werden in den "Astrophysical Journal Letters" am 20. Mai veröffentlicht.
Eine massive Staubwolke
Die beiden Teams haben einige mögliche Details über diesen Crash heraus gearbeitet. Forscher vermuten, dass der kleine Asteroid mit einem Winkel von weniger als 30 Grad auf Scheila aufschlug und einen 300 Meter großen Krater verursachte. Laborexperimente zeigen, dass ein senkrechter Einschlag vermutlich gar keine zwei Staubfontänen produziert hätte. Die Forscher schätzen, dass durch den Crash mehr als 660 000 Tonnen Staub ausgeworfen worden sind.
Die Staubwolke um Scheila könnte 10 000mal mehr Material enthalten als der von der Raumsonde Deep Impakt künstlich herbeigeführte Aufschlag auf den Kometen Tempel 1. Kollisionen erlauben es den Astronomen, ins Innere eines Objekts zu blicken. Das Auswurfmaterial von Tempel 1 enthielt eine Menge Eis, während das Fehlen von Eis im Inneren Scheilas zeigt, dass sie nicht zur Klasse der Kometen gehört.
6. Mai 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte