Vor dem Start von Osiris-REx werfen Astronomen einen letzten Blick auf 1999 RQ36
Alle sechs Jahre nähert sich der Asteroid 1999 RQ36 der Erde und Forscher starten eine globale Beobachtungs-Kampagne, um soviel wie möglich über diesen Asteroiden in Erfahrung zu bringen. Dies vor allem als Vorbereitung für die Raumsonde OSIRIS-REx, die erstmals eine Probe unberührten Asteroiden-Materials zur Erde bringen soll. Der Start der Raumsonde ist für das Jahr 2016 vorgesehen.
Der im Jahr 1999 entdeckte Asteroid 1999 RQ36 flog in seinem Entdeckungsjahr im Abstand von nur 2,3 Mio. km an der Erde vorbei. Anfang September 2011 war seine Annäherung an der Erde nicht so günstig; da war der geringste Abstand 17,5 Mio. km.
Die nächste Chance den Asteroiden mit bodengestützten Teleskopen zu studieren wird 2017 sein, wenn er der Erde wieder relativ nahe kommt. Die Raumsonde OSIRIS-REx wird zu diesem Zeitpunkt einen Fly by an der Erde durchführen, um den nötigen Schwung für das Rendezvous mit dem Asteroiden in den Jahren 2019 und 2020 zu bekommen. Die nächste Chance für die bodengebundene Astronomie wird 2023 sein. Dies ist auch das Jahr, in welchem die Raumsonde die Probe des Asteroiden zur Erde bringen soll.
1999 RQ36 wurde letztmals 2005 von den Astronomen genauer unter die Lupe genommen. Damals war der Asteroid 5 Mio. km von der Erde entfernt und 30-mal heller als derzeit. Carl Hergenrother vom UA Lunar and Planetary Laboratory hatte mit dem 61-Zoll-Kuiper-Teleskop auf dem Mt. Bigelow nördlich von Tucson nach interessanten Zielen für eine "Sample-Return-Mission" Ausschau gehalten.
Er beobachtete unter anderem auch 1999 RQ36 und entdeckte anhand der erhaltenen Daten, dass dies ein kohlenstoffhaltiger B-Typ-Asteroid ist. Hergenrother, Leiter der OSIRIS Rex-Arbeitsgruppe meinte, dass dies eine ungewöhnliche Zusammensetzung für einen erdnahen Asteroiden ist, da solche Objekte eher im äußeren Asteroidengürtel zu finden sind.
Nach kurzer Suche in der wissenschaftlichen Literatur, in der er keine Hinweise auf diesen Asteroiden fand, ging er in Google auf Suche und wurde fündig.
Astronomen hatten dieses Objekt zwar beobachtet, aber darüber nichts veröffentlicht. Die Ergebnisse wurden nur auf ihren persönlichen Web-Seiten kommentiert. Ihre Radarbilder, Infrarot-Beobachtungen und Aufnahmen im sichtbaren Licht bestätigten, dass es ein B-Typ-Asteroid ist.
Michael Drake vom UA Lunar and Planetary Laboratory und Leiter der OSIRIS-REx-Mission, bat Josh Emery, einen ehemaligen Studenten von ihm und Mitarbeiter an der OSTRIS REx-Mission, den Asteroiden mit dem Weltraumteleskop Spitzer im Infraroten zu beobachten.
In den Jahren 2006/2007 war 1999 RQ36 wahrscheinlich der am besten untersuchte erdnahe Asteroid der nicht bereits von einer Raumsonde besucht worden war.
Ein internationales Team von Astronomen wird nun vom Herbst 2011 bis zum Frühjahr 2012 eine Beobachtungs-Kampagne an diesem Asteroiden durchführen. Dazu kommt ein Netzwerk von Teleskopen zum Einsatz zum Einsatz, die in Arizona, auf den Kanarischen Inseln, in Chile, Puerto Rico und im Weltraum stationiert sind.
Die neuen Beobachtungen werden nicht nur Einfluss auf die Entwicklung der Sonde und die Planung der Mission haben, sondern auch direkt auf die zwei wichtigen OSIRIS-REx Missionsziele Einfluss nehmen.
Ein Ziel ist es, die Ergebnisse aus bodengestützten Beobachtungen mit den Beobachtungen, die durch die Raumsonde vor Ort in den Jahren 2019-20 durchgeführt werden, zu vergleichen.
Ein weiteres Ziel dieser Mission ist, die geringe aber vorhandene Kraft namens "Yarkowsky- Effekt" besser verstehen zu lernen, damit die Bahnen von potentiell gefährlichen Asteroiden besser bestimmt werden können.
Der Yarkowsky-Effekt erklärt den Einfluss einer ungleichen Oberflächenerwärmung bei Asteroiden auf deren Bahnverlauf. Wurde erstmals um 1900 von dem russisch-polnischen Ingenieur Iwan Ossipowitsch Jarkowsky beschrieben und nach ihm benannt.
20. September 2011/SP
Verein Kuffner-Sternwarte