Ein Zwergplanet, der widersprüchliche Emotionen auslöste
Astronomen gaben diesen Monat bekannt, dass der am Rand unseres Sonnensystems sich befindliche Zwergplanet Eris eine ähnliche Oberfläche wie Pluto hat. Diese neueste Enthüllung über eine eisige Welt zeigt, dass Eris auch noch fünf Jahre nach ihrer Entdeckung eine zentrale Stellung in der "Planeten-Debatte" innehat.
Eris ist größer als Pluto und dreimal so weit von der Sonne entfernt als dieser. Astronomen entdeckten diese kleine Welt im Januar 2005 und setzten damit Ereignsse in Gang, die letztendlich dazu führten, dass Pluto seinen Status als Planet verlor und zu einem Zwergplaneten mutierte.
Fünf Jahre später finden Forscher, dass dies einen epochale Entscheidung war - auch wenn einige von ihnen noch immer Pluto als vollwertigen Planeten betrachten.
In gewisser Weise wurde damit eine ganz neue Sichtweise für das gesamte äußere Sonnensystem geschaffen, meint Eris-Entdecker Mike Brown vom California Institute of Technology.
Zwergplaneten-Debatte
Eris veränderte die wissenschaftliche Definition von Planeten indem sie Platz für eine dritte Kategorie von Planeten schaffte, die sich deutlich von den vier terrestrischen Planeten und den vier Gasriesen unterscheidet; dies sind die Plutoide genannten transneptunischen Zwergplaneten, von denen die Forscher in den kommenden Jahren noch viele weitere Entdeckungen erwarten.
Alan Stern, ein Planetenforscher vom Southwest Reserach Institute in San Antonio, meint, dass Zwergplaneten in Zukunft vermutlich zu den häufigsten Objekten im Sonnensystem zählen werden.
Stern erinnert an ein Schreiben aus dem Jahr 1991 in dem angedacht wurde, dass hunderte pluto-ähnliche Welten das äußere Sonnensystem bevölkern könnten. Die Beweise ließen zwar 15 Jahre auf sich warten, aber nun dürfte sich dies bestätigen.
Im Jahr 2000 begann Mike Brown in Zusammenarbeit mit Chad Trujillo und David Rabinowitz den nördlichen Sternenhimmel genauestens zu observieren um bewegende Objekte aufzuspüren, die sich als neue Planeten erweisen könnten. Es dauerte zwar fünf Jahre bis sich der Erfolg einstellte, aber dann war es soweit.
Planet oder kein Planet?
Nach der offiziellen Bekanntgabe von der Entdeckung eines "10. Planeten" wurde dieses Objekt vorerst "Xena" genannt. Diese Bezeichnung erwies sich nur als Platzhalter bis die IAU im September 2006 Eris als offizielle Bezeichnung akzeptierte.
In den fünf Jahren seit der Entdeckung von Eris, wurde mit nahezu jedem terrestrischen und jedem Weltraumteleskop der Zwergplanet observiert, um möglichst viel über ihn in Erfahrung zu bringen. Mit Aufnahmen vom Keck-Teleskop auf Hawaii wurde ein Mond bei Eris entdeckt. Er bekam die Bezeichnung Dysnomia.
Mit Aufnahmen vom Hubble Space Telescope konnte die Größe des Objekts mit etwa 2400 km bestimmt werden. Und mit Messungen des Gemini North Telescope auf Hawaii wurde die Anwesenheit von Methaneis auf seiner Oberfläche festgestellt.
Aber die größte Auswirkung hatte die Entdeckung von Eris auf die Klassifikation von Pluto. Die Möglichkeit der Entdeckung eines 11. 12. 13. Planeten und noch vieler weiterer machte Plutos Status zu einer dringenden Angelegenheit für die Astronomen.
Am 24. August 2006 beschloss die IAU das Problem insofern zu lösen, dass sie Eris und Pluto zu Zwergplaneten ernannte. Und zwar basierend auf der Tatsache, dass sie nicht das dominierende Objekt ihrer Umlaufbahn sind und somit ihre orbitale Zone nicht von anderen Objekten leergeräumt haben. Die Zahl der vollwertigen Planeten im Sonnensystem wurde dadurch auf acht reduziert. Die überwiegende Zahl der Astronomen war damit einverstanden
Aufregung um Planet Pluto
Obwohl es eine gute Idee war eine neue Klasse von Objekten zu schaffen, in der Himmelskörper wie Eris und Pluto die typischen Vertreter sind, waren manche Forscher frustiert, weil sie ihre berufliche Laufbahn der Erforschung Plutos gewidmet hatten. Für Alan Stern, dem Projektleiter der Mission New Horizons, deren Hauptziel Pluto ist, war die Entscheidung der IAU "lächerlich". Was bis zu einem gewissen Grad verständlich ist, da er sich jahrelang für eine Mission zum Planeten Pluto eingesetzt hat und jetzt ist das Ziel der Zwergplanet Pluto; aber der Himmelskörper bleibt doch der gleiche, oder nicht?
Stern und Brown sind sich dahingehend einig, dass mit New Horizons die Kenntnis über Zwergplaneten des Kuiper-Gürtels eine neue Dimension erreichen wird, wenn die Sonde im Sommer 2015 Pluto erreicht. Weitere direkte Studien über Eris werden warten müssen, bis die nächste Generation von Teleskopen online geht.
Bessere Teleskope, bessere Sicht
Mit dem geplanten 30-Meter-Teleskop, dem European Extremely Large Telescope und dem ALMA-Radioteleskop in Südamerika, werden Astronomen in der Lage sein, eine bessere Karte von der Eris-Oberfläche zu erstellen und Temperatur-Messungen durchzuführen. Und neue Infrarot-Teleskope werden präzise Messungen von der Zusammensetzung der Oberfläche erstellen können.
Mike Brown würde sehr gerne Eris in rund 290 Jahren beobachten, wenn sich der Zwergplanet seinem sonnennächsten Punkt nähert. Da gäbe es sicher eine spektakuläre Sicht auf den Zwergplaneten. Nicht nur aufgrund seines Perihels sondern auch, weil die Technik es in so ferner Zukunft möglich machen würde. Aber dies wird mit ziemlicher Sicherheit ein frommer Wunsch bleiben, weil die Lebensspanne eines Menschen nicht so weit reicht; auch nicht in 290 Jahren.
31. Oktober 2010/SP
Verein Kuffner-Sternwarte