Stern verschlingt einen Planeten
Die neuesten Beobachtungen vom Hubble zeigen, wie der heisseste bekannte Planet unserer Galaxis sich zu einem länglichen Objekt verformt und von seinem Mutterstern mit großer Geschwindigkeit verschlungen wird.
Der extrasolare Planet mit der Bezeichnung WASP-12b wird in etwa 10 Millionen Jahren von seinem Mutterstern komplett verspeist worden sein. Dieser Planet ist so nahe bei seinem sonnenähnlichen Stern, dass seine Oberfläche schon auf 1538° C aufgeheizt wurde und die enormen Gezeitenkräfte ihn schon in eine längliche Form gepresst haben.
Aufgrund dieser enormen Kräfte hat sich die Atmosphäre des Planeten so groß aufgebläht, dass er annähernd den dreifachen Radius von Jupiter hat, obwohl er nur 40 Prozent dessen Masse besitzt.
Der Effekt des Materialaustausches zwischen zwei stellaren Objekten wurde schon bei engen Doppelsternen beobachtet aber noch nie so eindeutig zwischen einem Planeten und seinem Mutterstern. Dieses System wurde mit dem neuen Cosmic Origins Spectrographen (COS) am Hubble Space Telecope beobachtet.
Die Forscher sehen gewaltige Wolken von Material, welches sich vom Planeten löst und vom Stern eingefangen wird. Ausserdam haben sie chemische Elemente identifiziert, welche bis jetzt noch nie auf einem Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems gefunden wurden. Dies teilte Teamleiterin Carole Haswell von der Open University in Großbritannien mit.
Die Verzerrung eines Planeten durch die Schwerkraft seines Sterns wurde erstmals von Shu-Lin Li von der Universität Peking vorhergesagt. Ein Artikel darüber wurde im Februar in der Zeitschrift Nature veröffentlicht. Diese Arbeit sagte voraus, dass die gravitativen Gezeitenkräfte den Planeten so aufheizen würden, dass sich seine äußere Atmosphäre stark ausdehnt.
Nun hat Hubble diese Vorhersage bestätigt.
Der Mutterstern das Planeten, WASP-12, ist ein 600 Lichtjahre entfernter gelber Zwergstern im Sternbild Auriga. Der Exoplanet wurde 2008 von Großbritanniens Wide Area Search for Planets (WASP) entdeckt.
Die unglaubliche UV-Empfindlichkeit von COS machte es möglich, das sich abschwächende Licht des Muttersterns zu messen, als der Planet vor seinem Stern vorbeizog.
Die spektralen UV-Beobachtungen zeigen - zwischen anderen Elementen - auch Absorptionslinien von Aluminium, Zinn und Mangan. Diese Elemente waren beim Transit des Planeten immer ausgeprägter zu sehen was bedeutet, dass sie nicht nur im Stern sondern auch in der Atmosphäre des Planeten vorhanden sind. Die Tatsache, dass COS diese Merkmale im Planeten erkennen konnte sind starke Hinweise dafür, dass die Atmosphäre des Planeten durch Aufheizen erheblich ausgeweitet wurde.
Die neuen Beobachtungen von WASP-12b sind ausführlich im Astrophysical Journal vom 10. Mai dokumentiert.
24. Mai 2010/SP
Verein Kuffner-Sternwarte