Erster Neptun-Trojaner im Lagrange-Punkt L5 entdeckt
Astronomen haben erstmals einen Asteroiden in einer Region Neptuns gefunden, in der bis jetzt noch kein Asteroid entdeckt worden ist; im Lagrangepunkt L5. Dieser Neptun-Trojaner folgt somit Neptun im Abstand von 60° bei seinem Umlauf um die Sonne.
Es wurden in den vergangenen Jahren bereits einige Neptun-Trojaner entdeckt, und zwar sechs an der Zahl; aber alle befinden sich im Lagrangepunkt L4.
Neptun-Trojaner sind sehr lichtschwache Objekte. Da sie so weit entfernt und relativ klein sind, sind sie schwer zu entdecken. Die Astronomen Scott Sheppard und Chad Trujillo entdeckten den Neptun-Trojaner 2008 LC18 durch eine innovative Beobachtungs-Strategie. Sie verwendeten Aufnahmen aus dem digitalisierten All-Sky-Survey und lokaliserten die stabilen Regionen, in der Staubwolken unserer Galaxis das Sternenlicht blockierten. Dies gab den Forschern die Möglichkeit eines Beobachtungsfensters, in welchem sie Asteroiden im Vordergrund observieren konnten.
Der Neptun-Trojaner in L5 wurde mit dem japanischen 8,2-m Subaru-Teleskop auf Hawaii entdeckt. Dann folgten Beobachtungen mit dem 6,5 m Magellan-Teleskop in Chile, um die Umlaufbahn dieses Objekts genauer zu bestimmen.
Sheppard und Trujillo hatten in den letzten Jahren drei der sechs bekannten Neptun-Trojaner in der L4-Region entdeckt. Die L5-Region ist wesentlich schwieriger zu beobachten, weil man direkt ins Zentrum der Milchstraße blickt, wo es eine Vielzahl von Sternen und Staubwolken gibt.
Die Entdeckung beweist, dass es auch in der L5-Region bei Neptun Asteroiden gibt. Und während der Asteroid zu lichtschwach ist um eine geologische Zusammensetzung möglich zu machen, konnten doch einige Infos über das mysteriöse Objekt gesammelt werden. Die Forscher schätzen, dass der neue Neptun-Trojaner rund 100 km groß ist und dass es etwa 150 Neptun-Trojaner von ähnlicher Größe in L5 gibt. Dies entspricht auch den Schätzungen über die Gesamtheit von Asteroiden im Lagrange-Punkt L4.
Dieser Asteroid hat eine sehr stark geneigte Bahn, so dass er sich auf der Hälfte seiner Umlaufbahn nördlich der Ebene der Neptunbahn befindet und auf der anderen Hälfte südlich davon. Aber auch wenn er sich oberhalb oder unterhalb dieser Bahn-Ebene befindet, bleibt der Winkel zwischen Asteroid und Neptun relativ zur Sonne bei 60°.
Diese Bahn ist vergleichbar mit den Bahnen der Asteroiden die in der Region L4 gefunden wurden was darauf hindeutet, dass sie in der Frühzeit des Sonnensystems in diese stabilen Zonen gezwungen worden sind.
In jener fernen Zeit war Neptun auf einer anderen Umlaufbahn als heute, sagte Sheppard. Die starke Bahnneigung der Objekte lässt vermuten, dass Neptun in der Vergangenheit eine wesentlich exzentrischere Umlaufbahn als heute hatte. Dies unterstützt die Vermutung, dass das Sonnensystem einst viel chaotischer war als es heute ist und dass die Riesenplaneten nicht dort entstanden wo sie sich heute befinden, sondern dorthin migrierten.
Der Einfang von Trojanern durch Planeten war aller Wahrscheinlichkeit nach ein langsamer reibungsloser Ablauf, der während der planetaren Migration vor sich ging, in der Neptun aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere AE nach aussen driftete.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 13. August 2010 in Journal Science veröffentlicht.
14. August 2010/SP
Verein Kuffner-Sternwarte