Rosettas fly by an einem Asteroiden
Die europäische Kometensonde Rosetta wird kommenden Monat an einem großen Asteroiden vorbei fliegen, Aufnahmen machen und versuchen, soviel wie möglich über dessen Zusammensetzung in Erfahrung zu bringen.
Die Raumsonde Rosetta wird am 10. Juli 2010 am Asteroiden (21) Lutetia vorbeifliegen. Die Sonde wird sich dem Asteroiden bis auf 3 200 km annähern. Während des Vorbeiflugs wird es ein etwaz zweistündiges Fenster für die Möglichkeit geben, Bilder sofort zur Erde zu senden.
Rosettas Navigationsinstrumente haben seit Ende Mai (21) Lutetia im Visier, so dass durch Kontrollen von der Erde aus festgestellt werden kann, ob Kurskorrekturen für den geplanten nahen Vorbeiflug notwendig sind.
Es ist dies nicht der erste Asteroid, den die Raumsonde besucht. Im Jahr 2008 flog Rosetta am Asteroiden (2867) Steins vorbei und andere Weltraumsonden haben auch schon Asteroiden aus der Nähe erforscht. Dennoch hat jede Begegnung mit einem Asteroiden neue Erkenntnisse gebracht und die Forscher hoffen, dass die Begegnung mit Lutetia zur Erweiterung des Wissens über diese kleinen Körper beiträgt.
Die Wahrheit über den Asteroiden (21) Lutetia
Derzeit ist über diesen Asteroiden wenig bekannt. Dieser rätselhafte Asteroid aus dem Asteroidengürtel erscheint in einem erdgebundenen Fernrohr nur als ein einzelner Lichtpunkt.
Bei früheren Beobachtungen von Lutetia wurden kontinuierlich Helligkeits-Veränderungen festgestellt, die auf auf eine unebene Oberfläche hindeuten, die durch die Rotation des Asteroiden sichtbar wird. Dies Beobachtungen ermöglichte es den Astronomen, Größe und Form des Asteroiden abzuschätzen. Aber die Meinungen über den Asteroiden sind nach wie vor nicht einhellig.
Anfangs dachten die Astronomen, dass Lutetia einen Durchmesser von rund 95 km hätte und leicht elliptisch wäre. Doch den jüngsten Schätzungen zufolge hat der Asteroid eine Ausdehnung von 134 km und ist stark elliptisch. Mit Hilfe von Rosetta wird es möglich sein, die Dimensionen des Asteroiden und auch seine Zusammensetzung besser zu bestimmen.
Kohlenstoff- oder Metallasteroid?
Planetenforscher glauben, dass Lutetia ein primitiver Asteroid ist, ein Relikt aus der Zeit der Planetenentstehung, der nicht als Baustein für die großen Planeten diente. In der Tat scheinen aktuelle Messungen diese Hypothese zu bestätigen, da dieser Asteroid allem Anschein nach zur Kategorie der C-Typ-Asteroiden gehört, welche primitive Kohlenstoff-Verbindungen enthalten.
Dennoch deuten einige Messungen darauf hin, dass Lutetia ein sogenannter M-Typ-Asteroid sein könnte was bedeuten würde, dass es Metalle auf seiner Oberfläche gibt. Wenn Lutetia ein metallischer Asteroid ist, dann haben wir einen echten Gewinner sagt Rita Schulz, eine Projektwissenschafterin der Rosetta-Mission.
Obwohl metallische Asteroiden existieren, sind sie aller Wahrscheinlichkeit nach Fragmente eines metallischen Kerns einst größerer Asteroiden, die durch Kollisionen zerstört worden sind. Wenn Lutetia aus Metall besteht oder größere Mengen an Metall enthält, dann, meint Schulz, müsste die traditionelle Asteroiden-Klassifikation überarbeitet werden, weil C-Klasse-Asteroiden keine Metalle an ihrer Oberfläche haben sollten.
Die Daten, die beim Vorbeiflug der Raumsonde gesammelt werden, liefern den Forschern wertvolle Informationen, die dann durch bodengestützte Beobachtungen untermauert werden könnten. Die Ergebnisse würden dann nicht nur für das Wissen um Lutetia von Nutzen sein, sondern auch über andere Asteroiden einiges aussagen.
Zur Zeit der größten Annäherung wird Rosetta für 36 Stunden fast in ständigem Kontakt mit der Erde sein. Die einzigen Pausen werden durch die Rotation der Erde bedingt sein, wenn die Ingenieure von einer Tracking-Station zur anderen wechseln.
Guter Kontakt ist wichtig, da Unsicherheiten in der Position und Form des Asteroiden es eventuell in letzter Minute erforderlich machen, eine Feineinstellung der Rosetta-Instrumente während des nahen Vorbeiflug durchzuführen.
16. Juni 2010/SP
Verein Kuffner-Sternwarte