Nächster Halt Zwergplanet Ceres
Um die Erforschung des Sonnensystems voran zu treiben, haben einige Forscher bei der Auswahl von Missionen manche Welten zu wenig berücksichtigt. Eine dieser Welten ist Ceres, der kleinste der bekannten Zwergplaneten und der einzige Zwergplanet der im Asteroidengürtel beheimatet ist.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Ceres ein exzellentes Ziel für die Forschung sein könnte und möglicherweise sogar von astrobiologischer Bedeutung wäre.
Joel Poncy ist führender Wissenschafter beim Weltraumkonzern Thales Alenia Space, einer europäischen Firma, die auf Satellitensysteme und andere Raumfahrt-Systeme spezialisiert ist.
Diese Organisation war in vielen wissenschaftlichen Missionen inkludiert, einschließlich der Huygens-Sonde, Corot, ExoMars, Mars Express und Venus-Express. Jetzt haben Poncy und sein Team in Zusammenarbeit mit Olivier Grasset und Gabriel Tobie von LPG-Nantes ihre Aufmerksamkeit auf Ceres gerichtet.
Vorläufige Pläne für einen Ceres-Polar-Lander sind derzeit in Ausarbeitung. Die Idee ist, eine "Low-Cost-Mission" mit vorhandener zuverlässiger Technologie, die sich schon bei größeren Missionen bewährt hat, einzusetzen; auch zum Nutzen für die Ergebnisse von NASA`s Mission Dawn. Wenn der Start mit einer Sojus-Rakete erfolgen würde, könnte die Raumsonde in rund vier Jahren Ceres erreichen, in eine Umlaufbahn einschwenken und dann eine Landung versuchen.
Poncy erläutert, dass der Lander sich von der Trägersonde lösen und abbremsen würde, um dann nahe dem Zielgebiet zu landen, wobei automatisch Felsbrocken und permanenter Schatten vermieden werden sollen. Dann sollen Bodenproben analysiert werden, ähnlich wie es der Phoenix-Lander mit den Bodenproben auf dem Mars machte. Ferner soll ein Mini-Rover zur Erkundung der weiteren Umgebung eingesetzt werden. Astrobiologische Experimente, ähnlich wie mit ExoMars, könnten auch ins Auge gefasst werden.
Maximierung der bestehenden Technologie
Die Landung eines automatischen Fahrzeugs auf Ceres braucht eine beeindruckende Technik, die sich aber bereits als Teil anderer Projekte in Entwicklung befindet. Techniken die dies ermöglichen, werden für Robotermissionen zum Südpol des Mondes gebraucht, wie ESA´s MoonNext-Mission, für die Thales Alenia Space Aufträge übernommen hat.
Durch die Entwicklungsarbeit, die für die Robotermissionen zum Mond und Mars geleistet werden, ergibt sich eine einmalige Gelegenheit, um einen kostengünstigen Ceres Polar Lander zu bauen, da für Lander, Rover und Instrumente in etwa die gleichen eisigen mondähnlichen Bedingungen herrschen, dank vergleichbarer Größenordnungen an Gravitation und Temperatur an den Polen von Ceres.
Die besten Landeplätze auf Ceres wären deswegen die Pole, weil dort interessante Material - vor allem Eis – vorhanden sein könnte. Die kalten Temperaturen würden auch am besten die Temperaturen eisiger Monde widerspiegeln.
Und die endgültige Gestaltung eines Ceres-Landers könnte dann noch weiter adaptiert werden, so dass ein solcher Lander bei späteren Missionen in entferntere Regionen unseres Sonnensystems eingesetzt werden könnte; z. B bei den bevorstehenden Missionen Europa-Jupiter-System und Titan-Saturn-System. Diese beiden Missionen zu Jupiter und Saturn sind wichtige Schritte in der Erforschung des Sonnensystems. Von 2027 bis etwa 2035 sollen weitere fantastische Entdeckungen aus der Umlaufbahn und von Titans Oberfläche gemacht werden. Und bis dahin sollte die Realisierng eines Landers, der auf Europa, Ganymed oder Enceladus vor Ort deren Oberflächen erforschen könnte, wahr werden.
Poncy meint, dies wäre das Ziel das sich die Forscher stellen sollten und nicht eine Landung erst so um 2060. Wenn es gelänge auf Ceres wichtige Entdeckungen zu machen, wäre dies eine zusätzliche Motivation dieses wichtige Ziel zu erreichen.
Potenzial für extraterrestrisches Leben
Die Entdeckcung fremder Organismen wäre für Astrobiologen so etwas wie der Heilig Gral.
Auf Ceres könnten alle wichtigen Bestandteile für die Entstehung von Leben vorhanden sein: Organische Substanzen und ein beträchtlicher Vorrat an H2O. Die alles entscheidende Frage ist die der Energie.
Astrobiologen glauben, dass das Leben eine Quelle von Energie braucht und es ist bis jetzt noch nicht geklärt, ob diese Energie auf Ceres vorhanden ist. Ein möglicher Weg wäre, dass die notwendige Energie auf Ceres durch geologische Prozesse gewonnen wird, wenn etwa Felsen oxidieren und dadurch Wärme produzieren oder dass das auf die Oberfläche auftreffende Sonnenlicht radioaktiven Zerfall auslöst.
Allerdings ist die Möglichkeit von Leben auf Ceres geringer als auf Europa oder Enceladus, die durch Gezeitenenergie begünstigt sind aber auch geringer als auf Titan, wo es enorme Mengen an organischen Substanzen gibt.
Wenn Leben auf Ceres existierten würde, wie würde dies aussehen? Niemand kann mehr als mikrobielles Leben erwarten. Eine Mission kann im Grunde nur nach Leben auf Wasser-Kohlenstoff-Basis suchen. Also Leben wie wir es kennen. Einige Forscher haben die Vorstellung, dass es exotischere Lebensformen basierend auf Tonerden, geben könnte. Dies wären Vorstufen von "unserem" Leben. Jedenfalls scheint es auf Ceres eine Menge von Ton zu geben.
17. April 2009
Verein Kuffner-Sternwarte