Unbekanntes Territorium auf Merkur enthüllt
Die Raumsonde MESSENGER hat bei ihrem dritten Vorbeiflug am Planeten Merkur erstmals den Forschern ein fast vollständiges Bild der Planetenoberfläche geliefert und offenbarte dramatische Veränderungen in Merkurs extrem dünner Atmosphäre.
Die Sonde führte bei ihrem dritten Vorbeiflug am 29. September ein schwieriges "Gravity-Assist-Manöver" durch, damit MESSENGER im Jahr 2011 in eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenken kann. Obwohl die Kameras und Instrumente an Bord der Raumsonde wegen einer Sonnenfinsternis vorübergehend ausfielen, konnten dennoch 6 Prozent der noch nie aus der Nähe gesehenen Planetenoberfläche aufgenommen werden.
Die helle Region in der rechten oberen Ecke des Bildes umgibt vermutlich eine explosive vulkanische Austrittsöffnung. Nahe der Bildmitte ist ein 290 km großes Doppelring-Becken zu sehen, dessen flacher Grund vermutlich durch ausgetretene Lava entstand..
Dieses Doppel-Ring-Becken, das erstmals im Detail festgehalten wurde, ist bemerkenswert gut erhalten. Der innere Grund des Beckens ist noch jünger als das Becken selbst und unterscheidet sich in der Farbe von seiner Umgebung. Brett Denevi ein Mitglied des Imaging Teams ist der Meinung, dass dies wahrscheinlich das jüngste vulkanische Material auf Merkur ist.
Eines der Instrumente von MESSENGER hat dann die bisher umfangreichsten Beobachtungen von Merkurs ultradünner Atmosphäre bzw. "Exosphäre" durchgeführt. Die Gasteilchen in der Exosphäre stammen hauptsächlich von der Merkuroberfläche. Sie wurden durch Sonnenstrahlung, dem Sonnenwind und durch Meteoriten-Bombardements aus der Merkuroberfläche rausgeschlagen. Diese dünne Gashülle verwandelt sich durch den Druck des Sonnenwinds zu einem langgezogenen kometenähnlichen Schweif, der sich beim Wandern des Planeten um die Sonne offensichtlich verändert.
Es ist ein eindrucksvolles Beispiel für "saisonale Effekt", dass der Natriumschweif, der bei den ersten beiden Vorbeiflügen so ausgeprägt war, nun deutlich an Umfang verloren hat. Diese Differenz war allerdings zu erwarten, da es - bedingt durch die elliptische Umlaufbahn Merkurs - zu Schwankungen in der Sonneneinstrahlung kommt. Merkurs Exosphäre ist vermutlich eine der dynamischesten im Sonnensystem.
Die Beobachtungen zeigen ferner, dass es auch beim vorhandenen Kalzium und Magnesium in der Exosphäre zu saisonalen Veränderungen kommt. Ein Umstand, der von den Forschern noch nicht vollständig erklärt werden kann.
Wenn MESSENGER im Jahr 2011 in eine Umlaufbahn um Merkur einschwenkt, können durch permanente Beobachtungen die jahreszeitlichen Veränderungen in der Exosphäre besser studiert werden.
Bis jetzt sind etwa 98 Prozent von Merkurs Oberfläche abgebildet worden. Beim Einschwenken in die Umlaufbahn werden auch die Polarregionen erfasst, die bis jetzt unerforscht geblieben sind.
6. November 2009
Verein Kuffner-Sternwarte