Könnte das Leben auf der Erde von Ceres stammen?
Der Zwergplanet hat die Zeit des Großen Bombardements fast unbeschadet überlebt. Dies veranlasste Joop Houtkooper von der Universität Gießen eine Theorie über die Möglichkeit einer "Befruchtung" durch Ceres auf einer Konferenz in Florenz vorzustellen.
Astrobiologen hegen die Hoffnung, Leben anderswo im Uniersum zu finden; vielleicht sogar in unserer eigenen kosmischen Nachbarschaft. Ihre Bemühungen konzentrieren sich in der Regel auf Welten wie dem Planeten Mars oder auf eisige Monde wie z. B dem Jupitermond Europa. Es gibt jedoch auch andere, weniger konventionelle Standorte im Sonnensystem, wo manche Wissenschafter hoffen Leben zu finden.
In Florenz fand vor kurzem eine Konferenz der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung des Ursprungs von Leben statt, bei der Joop Houtkooper von der Universität Gießen die Theorie vorstellte die besagt, dass das Leben seinen Ursprung auf dem Zwergplaneten Ceres gehabt haben könnte.
Ceres, der kleinste der bekannten Zwergplaneten, liegt im Asteroidengürtel. Nach seiner Entdeckung im Jahr 1801 wurde Ceres erst als Planet eingestuft und später zum Asteroiden degradiert. Mit der neuesten Planetendefinition, die im August 2006 auf der 26. Generalversammlung der IAU in Prag verabschiedet worden ist, bekam er den Status eines Zwergplaneten. Houtkooper stellte sich die Frage ob eine Chance besteht, dass diese exotische Welt die Heimat extraterrestrischer Orgnismen sein könnte..
Diese Idee kam Houtkooper, als er einen Vortrag über Satelliten des Sonnensystems hörte, die zu einem großen Teil aus Eis bestehen, das zum Teil noch immer im flüssigen Zustand vorhanden ist. Das Gesamtvolumen an Wasser ist etwa 40-mal größer als alle Ozeane auf der Erde. Dies erinnerte Houtkooper an eine Theorie über die Entstehung des Lebens die besagt, dass Organismen sich in erster Linie um hydrothermale Quellen entwickelt haben, die sich am Grund der Ozeane befinden und aus denen sich heiße, chemische Substanzen ergießen. Houtkooper dachte sich, wenn das Leben nicht nur auf die Erde beschränkt ist sondern auch anderswo existieren könnte, dann wären solche Eiskörper Orte, wo das Leben einst ihren Ausgang nahm.
Suche nach Hinweisen
In der Frühzeit des Sonnensystem gab es eine Periode, die als das Late Heavy Bombardement in die Geschichte einging. Das war jene turbulente Zeit, in der es häufig zu Asteroiden-Impakten kam.
Wenn es Leben auf der Erde vor dieser gefährlichen Zeit gegeben haben sollte, wurde es vermutlich ausgerottet und hatte dann, bevor sich Leben wieder manifestieren konnte, viele dieser kosmischen Trümmer aus dem inneren Sonnensystem ausgeräumt; entweder durch Impakte oder durch Rausschleudern ins äußere Sonnensystem. Interessanterweise deutet alles darauf hin, dass Ceres von diesen verheerenden Auswirkungen weitgehend verschont geblieben ist. Wenn Ceres stark bombardiert worden wäre, hätte sie ihren Mantel aus Wassereis komplett und für immer verloren, da ihre Gravitationskraft nicht ausreicht um Wasser auf Dauer an sich zu binden. Dies geschah vermutlich beim Asteroiden Vesta, der einen sehr großen Impaktkrater hat und wasserlos ist.
Vieles deutet darauf hin, dass Ceres relativ unversehrt die Periode des Late Heavy Bombardement überstanden hat. Houtkooper meinte nurn, dass Ceres noch einen Wasser-Ozean haben könnte in welchem es Leben gibt, das in der Frühzeit des Sonnensystems entstanden ist.
Dies führte zu einer interessanten Hypothese. Falls die Erde durch diese kollosalen Impakte sterilisiert worden ist, sich aber Leben auf Ceres erhalten hat, könnte dann die Erde durch Impakte von Gesteinsfragmenten des Zwergplaneten "befruchtet" worden sein? Sind vielleicht alle Organismen auf der Erde - einschließlich des Menschen - Nachkommen von Organismen, die von Ceres stammen? Zumindest verfolgt Houtkooper diese Idee.
Houtkooper schaute sich die verschiedenen Objekte im Sonnensystem an die entweder einen Ozean
hatten oder noch haben könnten. Venus hatte vermutlich in der Frühgeschichte des Sonnensystems einen Ozean, aber des Planeten größere Masse bedeutet, dass wesentlich mehr Einschlagskraft erforderlich wäre, um ein Stück planetarer Kruste Richtung Erde zu treiben. Kleinere Objekte wie die Ceres, haben eine geringere Fluchtgeschwindigkeit, so dass sich Teile leichter trennen können.
Houtkoope berechnete von den möglichen Kandidaten die in Frage kommen (Planeten, Monde, Asteroiden) die Pfade ihrer Umlaufbahnen um die besten Positionen zu erhalten, damit ein Stück die Erde erreicht ohne von den anderen Objekten abgefangen zu werden. Ceres schnitt bei diesen Berechnungen am besten ab.
Leben auf Ceres
Schließlich überdachte Houtkooper noch die Möglichkeit, ob Organismen auch heute noch auf Ceres vorhanden ist und kam zu dem Schluss, dass es in einem Ozean Leben geben könnte, aber wohl kaum auf der Oberfläche. Es könnte Leben auf Wasserstoff-Peroxid-Basis geben, das auch bei niedrigen Temperaturen existieren kann. Es ist derzeit zwar nicht bekannt, ob es Wasserstoffperoxid auf Ceres gibt, aber auszuschließen ist es nicht.
Der Gedanke, dass das Leben auf der Erde von Ceres stammt ist zwar faszinierend aber doch mehr Science Fiction als Wissenschaft. Dies räumt auch Houtkooper ein, da bis jetzt ja noch keinerlei Beweise vorgelegt werden konnten. Solche Beweise sind auch sehr schwer zu bekommen, da Ceres eine kleine ferne Welt ist. Selbst die besten Aufnahmen zeigen nur wenig Details. Spektralanalysen deuten auf das Vorhandensein tonerdhaltiger Mineralien hin. Ferner dürfte Ceres eine leicht abgeflachte Form besitzen, was bei einer Welt mit einem felsigen Kern, die mit einer Schicht aus Wasser oder Eis bedeckt ist, zu erwarten war. Ceres ist auf jeden Fall ein Zwergplanet mit vielen Geheimnissen.
Glücklicherweise wird sich dies dank NASA´s Dawn-Mission bald ändern, da die im Jahr 2007 gestartete Raumsonde 2015 Ceres erreichen wird. Dann kann diese geheimnisvolle Welt näher untersucht werden. Vielleicht wird es dann Fotos von wasserspeienden Geysiren geben. Eine Nahaufnahme von Ceres könnte dann den Beweis erbringen, ob der Zwergplanet tatsächlich das Potential für Leben in sich birgt.
10. März 2009
Verein Kuffner-Sternwarte