Dawn ist im Asteroidengürtel
Die Raumsonde Dawn ist weiterhin gut im Sonnensystem unterwegs. Mit sanftem Druck wird Dawn in einem stetigen Prozess auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne gesteurt.. Dazu dienten 95% ihrer Zeit seit dem letzten Teilchenausstoß des Ionenantriebs. Nur einmal pro Woche wurde dieser Prozess kurz unterbrochen, um mit dem Mission-Control-Team auf der Erde zu kommunizieren.
Die Raumsonde befindet sich auf einer aufregenden Reise. Mit ihrer Hilfe sollen die geheimnisvollen Welten Vesta und Ceres erforscht werden. Und doch gibt es einen Aspekt dieser Expedition, die wahrscheinlich weniger aufregend ist als manche erwarten würden.
Dawn erreichte den Asteroidengürtel am 13. November. Sie dringt nun immer tiefer in diese Zone ein, in der sich eine gewaltige Ansammlung von Objekten befindet die zwischen Mars und Jupiter ihre Bahn ziehen. Es könnte nun sein dass manche denken, die Raumsonde würde ständig Asteroiden ausweichen müssen. So etwas passiert nur in Science-Fiction-Filmen, in denen qualifizierte Lotsen nötig sind um ständig gewaltigen Felsbrocken aus dem Weg zu gehen. Aber die Realität sieht anders au. Der Raum ist viel groß und die Abstände zwischen den Asteroiden enorm; so zahlreich diese auch sein mögen.
Nach Überschreiten der Schwelle zum Asteroidengürtel bis zum Rendezvous mit Vesta im Juli 2011 wird Dawn 7,7 AE oder fast 1,2 Mrd km zurückgelegt haben. Doch in all dieser Zeit und über diese großen Entfernungen hinweg wird die Sonde nie näher als auf eine Distanz von 1 Mio km an einen katalogisierten Asteroiden herankommen. Noch unentdeckte, vor allem realtiv kleine Brocken kann es natürlich auch geben.
Wenn man versucht dies zu veranschaulichen wäre eine Reise durch den Asteroidengürtel zu Vesta etwa so, als ob man auf der Landstraße eine Reise von New York nach Los Angeles machen würde und die Straße wäre mit Steinen übersät. In diesem Fall würde ein fiktiver Reisender keinem Felsbrocken näher als 3,4 km kommen; und das entlang der gesamten Strecke durch ein bizarres und bedrohlichen Land. Das kann man kaum eine enge Begegnung nennen.Ein Asteroid von max 5 km Durchmesser würde aus dieser Entfernung nur einem 1,5 cm großen Steinchen entsprechen. Selbst ein 20 km großer Asteroid nur ein 3,4 cm großen Steinchen. Das wäre so, als ob die Raumsonde in 15-facher Mondentfernung einen etwa 20 km großen Asteroiden passieren würde.
Dawns Ziel sind zwei Riesen des Asteroidengürtel. Vestas äquatorialer Durchmesser beträgt rund 580 km und Ceres ist 975 km groß. Zusammen machen diese beiden "Riesen" mehr als Drittel der gesamten Masse im Asteroidengürtel aus. Auf der Skala der Reise von New York nach Los Angeles hätte Vesta einen Durchmesser von 2 Metern und Ceres wäre knapp 3,3 Meter groß. Um diesen beiden Asteroiden zu begegnen, muss die Raumsonde - bei dieser Skala - bis auf 0,6 Meter ans erste Ziel (Vesta) und 2,4 Meter ans zweite Ziel (Ceres) herankommen. Dawns wissenschaftliche Instrumente sind optimal für das Studium dieser großen Objekte aus einer Umlaufbahn heraus konzipiert. Das Umleiten der Sonde für eine - wenn auch nur kurze Zeit - zu einem der vielen kleinen Objekte wäre möglich. Dies würde aber kostbare Zeit kosten, die für die wertvollen Untersuchungen an Vesta geplant sind.
Es stellt sich vielleicht die Frage ob es nicht sinnvoll wäre, wenn die Astronomen auch Objekte des Asteroidengürtels beobachten würden die auch wesentlich kleiner als 1 km? Da auch solche Objekte noch groß genug wären, um die Raumsonde zu beschädigen. Auch deshalb, weil Teleskope in der Regel nicht leistungsfähig genug sind um solch kleine Objekte von der Erde aus zu entdecken. Obwohl sie weit häufiger sind als die großen Objekte gibt es dennoch zu wenige von ihnen in der Weite des Raums und stellen daher keine seröse Bedrohung dar.
Es gibt zwar viele kleinste Teilchen die zahlreich genug sind um die Sonde zu treffen, aber Dawn wurde so konzipiert, dass sie keinen erheblichen Schaden anrichten können. Dawns größte Fläche ist das Sonnensegel und Staubpartikel könnten einige der 11 480 Solarzellen treffen, dies wäre aber belanglos. Empfindlichere Teile der Raumsonde sind mit schützenden Materialien bedeckt, auf denen die „High-Speed-Köner“ zerbersten und sich dann verlangsamen würden, bevor sie auf empfindlichere Teile auftreffen. Es gibt also gute Gründe anzunehmen, dass die Raumsonde Dawn eine sichere Reise durch den Asteroidengürtel haben wird.
4. Dezember 2009 / SP
Verein Kuffner-Sternwarte