Kühle Sterne brauchen anderen Mix an Chemikalien zur Bildung von Leben
Leben auf der Erde entstand aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer Ursuppe, die mit einfachen Molekülen gefüllt war. Gibt oder gab es bei Planeten um andere Stern auch eine solche Ursuppe? Eine neue Studie mit NASA`s Spitzer Space Telescope gibt Hinweise, dass bei Planeten um kühlere Sterne als es unsere Sonne ist, die Ursuppe eine andere chemische Zusammensetzung haben könnte, als dies auf der Erde der Fall war.
Astronomen waren mit dem Spitzer Teleskop auf der Suche nach Zyanwasserstoff, der sich in der planetenbildenden Staubcheibe um Sterne verschiedenen Typs befindet. Blausäure bzw. Zyanwasserstoff ist eine Komponente von Adenin, eines der vier organischen Basen, mit denen in DNA-Molekülen das Erbgut kodiert ist.
Die Forscher entdeckten Zyanwasserstoff-Moleküle in Staubscheiben um sonnenähnliche Sterne, fanden aber keine solchen Moleküle bei rötlichen M-Zwergen oder Braunen Zwergen.
Prebiotische Chemie könnte sich möglicherweise auf Planeten um kühle Sterne anders entfalten meint Ilaria Pascucci, Leiterin dieser neuen Studie an der John Hopkins Universität in Baltimore. Ein Artikel über diese Studie erschien im Astrophsical Journal am 10. April 2009.
Junge Sterne bilden sich durch kollabierende Gas- und Staubwolken. Um den jungen Stern entsteht eine protoplanetare Scheibe aus Staub und Gas, die im Endeffekt das Rohmaterial liefert, aus denen Planeten geformt werden. Wissenschafter sind der Meinung, dass die Moleküle, welche die Grundlage des Lebens auf Erden bilden, einst in dieser Scheibe entstanden sind. Prebiotische Moleküle wie z. B. Adenin, regneten vielleicht auf die junge Erde nieder oder stürzten in Form von Meteoriten auf die Oberfläche. Ilaria Pascucci meint, dass es plausibel erscheint, dass das Leben auf der Erde durch einen „Kickstart“ von besonders viel Molekülen aus dem Weltraum begann.
Dann gingen Pascucci und ihre Kollegen der Frage nach, ob die Entstehung von Leben auch bei anderen Sternen auf die gleiche Weise vor sich geht. Das Team untersuchte mit dem Infrarotspektrographen am Spitzer Weltraumteleskop die protoplanetaren Scheiben von 17 kühlen und 44 sonnenähnlichen Sternen, da im infraroten Wellenlängenbreich Moleküle sich am besten identifizieren lassen.
Die untersuchten Sterne sind alle zwischen einem und drei Millionen Jahre alt und damit in einem Alter, wo Planeten zu wachsen beginnen. Die Astronomen suchten vor allem nach dem Verhältnis von Cyanwasserstoff zum Basis-Molekül Azetylen. Sie fanden heraus, dass kühle Sterne wie M-Zwerge und Braune Zwerge keinen Cyanwasserstoff in ihren protoplanetaren Scheiben haben, während dies bei 30 Prozent der sonnenähnlichen Sterne der Fall ist. Vielleicht liegt es daran, dass durch UV-Licht, was bei Sternen wie unsere Sonne viel stärker ist als bei kühlen Sternen, eine höhere Produktion von Cyanwasserstoff stattfindet.
Dass das Team das Basmolekül Azetylen um kühle Sterne entdeckte zeigt, dass das Experiment glückte und das es sich um keine Fehlmessungen handelt. Es ist das erstemal, dass eine Art von Molekül in protoplanetaren Scheiben um kühle Sterne entdeckt wurde.
Was die Suche nach Leben auf fernen Planeten betrifft, geben diese Ergebnisse zu denken, da vor kurzem um M-Zwergsterne sogenannte „Super-Erden“ gefunden wurden. Aber keine dieser massereichen Planeten umkreist seinen Mutterstern in der habitablen Zone, wo es Wasser in flüssiger Form gibt. Wenn ein solcher Planet entdeckt werden sollte, könnte da Leben entstehen?
Astronomen sind sich nicht sicher. M-Zwerge haben extreme magnetische Energieausbrüche, die hinderlich für die Entwicklung von Leben sind. Aber mit den Ergebnissen des Spitzer Teleskops sind weitere Daten zu berücksichtigen. Auf sogenannten Super-Erden, wo es einen Mangel an Cyanwasserstoff gibt, müsste die Ursuppe andere Zutaten für die Entwicklung von Leben haben als dies bei der Erde der Fall war.
10. April 2009
Verein Kuffner-Sternwarte