Leistungsstarke neue Technik ermöglicht auch Erforschung kleinerer Asteroiden
Ein Team, bestehend aus französischen und italienischen Astronomen, hat eine neue Methode entwickelt um Größe und Form von Asteroiden fest zu stellen, die für traditionelle Techniken zu klein oder zu weit entfernt sind. Dies kann die Zahl der Asteroiden, die genauer erfasst werden können, um ein Vielfaches erhöhen. Die Methode nutzt die einzigartigen Fähigkeiten von ESO`s Very Large Telescope Interferomter (VLTI).
Marco Delbo vom Observatoire de la Cóte d`Azur, der Leiter dieser Studie meint, dass das Wissen um Größe und Form von Asteroiden von entscheidender Bedeutung ist für das Verständnis, wie in der Frühzeit unseres Sonnensystems sich winzige Staubkörnchen zu Staubklumpen und in der Folge zu größeren Brocken verdichteten und wie sie sich durch gegenseitige Kollisionen und Wiederverschmelzungen veränderten.
Die derzeit bevorzugten Methoden zur Messung von Asteroiden sind Direktabbildungen mittels adaptiver Optik, die an den größten erdgebundenen Teleskopen wie dem Very Large Telescope (VLT) in Chile sowie mit Weltraumteleskopen durchgeführt wird und Radarmessungen. Allerdings ist Direktabbildung, auch mittels adaptiver Optik, in der Regel auf die hundert größten Asteroiden des Asteroidengürtels beschränkt, während Radarmessungen meist auf die Beobachtung erdnaher Asteroiden begrenzt sind.
Delbo und seine Kollegen verwenden eine neue Methode, die Interferometrie, um detailliertere Aufnahmen von Kleinplaneten zu erhalten die im Asteroidengürtel beheimatet sind und eine Größe von mindestens 15 km haben. Das wäre in etwa so, als ob man ein Objekt von der Größe eines Tennisballs in einer Entfernung von 1 000 km noch vermessen könnte.
Diese Technik wird die Anzahl der Objekte, die gemessen werden können, dramatisch erhöhen. Was aber noch wichtiger ist, jetzt können auch weit entfernte kleinere Asteroiden, deren physikalische Zusammensetzung von den großen oft sehr verschieden ist, gut untersucht werden.
Bei der Technik der Interferometrie wird das Licht von zwei oder mehreren Teleskopen verbunden.
Astronomen haben diese Methode unter Verwendung von ESO`s VLTI-Teleskop angewandt. Dabei wurde das Licht von zwei VLT 8,2-m-Unit-Teleskopen kombiniert und damit die Auflösung eines hypothetischen Teleskops von 47 Meter Durchmesser erreicht, welches dem Abstand der beiden VLT-Unit-Teleskope entspricht.
Die Forscher haben diese Technik beim Hauptgürtelsasteroiden (234) Barbara angewandt, der schon vorher durch ungewöhnliche spektrale Eigenschaften aufgefallen ist. Obwohl er so weit weg ist, haben die VLTI-Beobachtungen ergeben, dass dieser Asteroid eine sehr seltsame Form besitzt. Die beste Interpretation der Beobachtungen wird erreicht wenn man davon ausgeht, dass (234) Barbara aus zwei Objekten mit Durchmessern von 21 und 37 Kilometern besteht, die einen Abstand von mindestens 24 Kilometern zueinander haben. Die beiden Komponenten scheinen sich zu überlappen sagt Delbo, so dass seine Form entweder einer gigantischen Erdnuss gleicht oder dass es tatsächlich zwei Objekte sind die einander umkreisen.
Wenn (234) Barbara tatsächlich ein Doppel-Asteroid ist, wäre dies noch bedeutsamer, denn durch die Kombination von Messungen der Durchmesser mit den Parametern der Umlaufbahnen können die Astronomen die Dichte dieser Objekte berechnen. Auf jeden Fall hat die weitere Beobachtung von Barbara hohe Priorität.
Nachdem dieses neue Verfahren erfolgreich erprobt worden ist, kann das Team nun eine große Beobachtungs-Kampagne an kleineren Asteroiden starten.
10. Februar 2009
Verein Kuffner-Sternwarte