Doppelstern mit planetenbildender Scheibe
Nach einer neuen Studie könnten sich Riesenplaneten, Kometen und plutoähnliche Objekte nicht nur um Einzelsterne, sondern auch um Doppelstern-Systeme bilden.
Der Nachweis wurde mit dem Submillimeter Array (SMA), einem Radiointerferomter, das am Mauna Kea stationiert ist, erbracht. Das SMA fand beim jungen Doppelsternsystem V4046 Sagittarii eine rotierende Molekül-Scheibe. Dieses Ergebnis wurde bei der 214. Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in Pasadena/Kalifornien bekannt gegeben.
Die Entdeckung könnte bedeuten, dass es bei anderen Doppelstern-Systemen noch unentdeckte Planeten gibt. Planeten um Doppelsterne sind sehr schwer zu entdecken, da die traditionellen Techniken zur Planetensuche durch den zusätzlichen Stern erschwert werden. Es wurden zwar schon in einigen Doppelstern-Systemen Extrasolare Planeten gefunden, aber diese Sterne sind wesentlich weiter voneinander entfernt als dies beim Doppelstern V4046 Sagittarii der Fall ist.
Joel Kastner, ein Team-Mitglied vom Rochester Institute of Technology in New York, meint, dass die Sterne von V4046 Sagittarii so nahe beisammen sind, dass das Profil des Gases - in Bezug auf die Art der vorhandenen Moleküle - so üppig ist, wie es bis jetzt nur um Einzelsterne gefunden wurde, so dass nun eine direkte Verbindung zwischen Planeten-Entstehung um Einzel-Sterne und Planeten-Entstehung um Doppelsterne hergestellt werden kann.
Die Molekülscheibe - eine giftige Wolke aus Kohlenmonoxid und Cyanwasserstoff - um V4046 Sagittarii dehnt sich von etwa 30 AE (Entfernung Sonne-Neptun) bis etwa 300 AE um das System aus. Diese Zone entspricht in etwa der äußeren Zone unseres Sonnensystems, in welcher die Gasplaneten und die Kuipergürtel-Objekte ihre Bahnen ziehen.
Die Forscher glauben, dass V4046 Sagittarii eines der markantesten Beispiele dafür ist, wie Planeten-Entstehung auf Kepler-Bahnen in einer Scheibe um ein junges Sternsystem geschehen könnte. Dieses System ist vor allem auch deswegen interessant, weil es aus zwei sonnenähnlichen, etwa 12 Mio. Jahre alte Sterne besteht, die voneinander nur rund fünf Sonnendurchmesser getrennt sind.
Dies könnte die bis jetzt älteste bekannte protoplanetare Scheibe sein. Und dies zeigt, dass zumindest bei einigen Sternen die Bildung von Planeten mit Jupitermasse auch noch nach einigen Millionen Jahren nicht abgeschlossen ist. Warum manchen Sterne ihre protoplanetaren Scheiben länger haben als andere Sterne ist nicht bekannt.
Es bleibt ein astronomisches Rätsel, warum ein winziger Prozentsatz von T-Tauri Sternen (junge, sonnenähnliche Stern) große Mengen aus Gas und Staub über eine Periode von 10 Millionen und noch länger beibehalten können, während um die meisten solcher Sterne die Gas- und Staubscheibe in nur wenigen Millionen Jahren verbraucht ist. Je länger noch Gas vorhanden ist um einen Stern, desto länger können Gasplaneten wie Jupiter und Saturn entstehen.
V4046 Sagittarii ist rund 240 Lichtjahre entfernt und damit näher als viele der bis jetzt bekannten Planeten-Systeme. Das ergäbe eine gute Möglichkeit Planeten zu sichten, die sich dort vielleicht schon gebildet haben. Dieser Meinung ist Team-Mitglied David Rodriguez.
Das Team plant, dieses System weiter zu beobachten um mehr über dessen besondere Natur zu erfahren. Der unmittelbar nächste Schritt ist die Anwendung von Computer-Modellen, um mehr über die Charakteristika dieses Systems zu erfahren.
17. Juni 2009
Verein Kuffner-Sternwarte