Brachte Bombardement Leben auf die Erde?
Das Bombardement der Erde durch große Asteroiden vor fast 4 Mrd. Jahren hatte nicht die Feuerkraft um frühes Leben auf der Erde auszulöschen; könnte sogar der Impuls dafür gewesen sein. Dies besagt eine Studie, die von der Universität in Boulder/Col durchgeführt wurde.
Impakthinweise durch Mondproben, Meteoriten und durch die pockennarbigen Oberflächen der inneren Planeten zeichnen ein gewalttätiges Umfeld während des Präkambriums bzw der Hadean-Epoche, die vor 4,5 bis 3,8 Mrd. Jahren stattfand und die vor allem durch das katastrophale Ereignis des Late Havy Bombardement vor ca. 3,9 Mrd. Jahren bekannt geworden ist.
Auch wenn viele Forscher glauben, dass das Late Havy Bombardement die Erde sterilisiert hat, zeigt eine neue Studie, dass Mikroben in unterirdischen Habitaten überlebt haben könnten. Vor allem dann, wenn nur ein Teil der Erdkruste durch die heftigen Impakte schmolz.
Diese neuen Ergebnisse könnten bedeuten, dass mögliche Anfänge des Lebens auf Erden schon auf den Zeitraum vor dem großen Bombardement zurück gehen, meint Oleg Abramov, Forscher an der Universität von Boulder/Col. Es eröffnet die Möglichkeit, dass es Leben schon vor 4,4, Mrd. Jahren gab, als vermutlich die ersten Orzeane entstanden sind.
Einen Artikel zu diesem Thema gibt es von Oleg Abramov und dem Geologen Stephen Mojzsis in der Zeitschrift Nature vom 21. Mai 2009.
Da die physikalischen Beweise auf der Erde durch das frühe Bombardement, sowie durch Verwitterung und Plattentektonik über Äonen hinweg ausgelöscht worden sind, verwendeten die Forscher Daten vom Mondgestein, das Apolloastronauten zur Erde gebracht haben, sowie von Impaktaufzeichnungen von Mond, Mars und Merkur und bildeten aus den bisherigen theoretischen Studien ein dreidimensionales Modell, welches das Bombardement nachbildete.
Abramov und Mojzsis steckten nach den gewonnenen Erkenntnissen Asteroiden nach Größe, Häufigkeit und Verteilung in die Simulation, um den Schaden für die Erde während des Late Heavy Bombardement fest zu stellen. Eines Bombardements, das immerhin zwischen 20 und 200 Mio. Jahre dauerte.
Das 3-D-Modell ermöglichte es Abramov und Mojzsis die Temperatur unter den einzelnen Kratern zu beurteilen. Daraus konnten sie Aufheizung und Abkühlung der Kruste während der großen Impakte feststellen und eine Schätzung über eine mögliche Bewohnbarkeit der jungen Erde ableiten. Die Studie ergab, dass weniger als 25 Prozent der Erdkruste während des Großen Bombardements schmolz.
Die Forscher haben in ihren Simulationen auch die Dichte des Asteroiden-Sperrfeuers um das 10-fache erhöht - ein Ereignis, dass die Ozeane auf Erden zum Verdampfen gebracht hätte. Selbst unter so extremen Bedingungen wäre die Erde nicht vollständig sterilisiert worden. Mojzsis meint, dass "hyperthermophile Bakterien" die extreme Wärme lieben, dieses Bombardement überleben hätten können. Auch wenn das Leben nach dem Bombardement vor 3,9 Mrd. Jahren nicht wieder aus dem Untergrund auftauchte, könnten solch unterirdische Lebensinseln ein Schmelztiegel für den Ursprung des Lebens auf der Erde gewesen sein.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass unterirdische Mikroben während des Großen Bombardements bei Temperaturen von 80 bis 110°C hätten gedeihen können, da es selbst heute noch auf der Erde mikrobielle Arten gibt, die in hydrothermalen Quellen bei etwa 110°C leben.
Die geologischen Daten deuten darauf hin, dass das Leben auf der Erde schon seit mindestens 3.83 Mrd. Jahren existiert. Daher findet es Mojzsis nicht unangemessen anzunehmen, dass es Leben auf der Erde schon vor 3,9 Mrd. Jahren gegeben hat. Ferner wissen die Forscher aus geochemischen Daten, dass unser Planet zu jener Zeit hervorragend habitabel war. Aufgrund dieser neuen Studie kommen die Forscher zu dem Schluss, dass es mehrere Ursprünge für das Leben auf Erden gegeben haben mag.
Die meisten Planetologen sind der Meinung, dass ein marsgroßer Körper vor 4,5 Mrd. Jahren die Erde schrammte. Dieser gigantische Zusammenstoß zerstörte das marsgroße Objekt und einen Teil der Erde. Aus den Trümmern der Kollision bildete sich unser Mond. Dieses Ereignis, welches sich etwa 500 Mio. Jahre vor dem Großen Bombardement ereignete, war sicherlich für die Erde das, was die Reset-Taste beim Computer ist.
Aber die Ergebnisse der Studie deuten auch stark darauf hin, dass es seit diesem Riesencrash - der die Entstehung des Mondes zur Folge hatte - keinen so gewaltigen Impakt mehr gegeben hat, der in der Lage gewesen wäre die Erdkruste zu zerstören und damit die gesamte Biosphäre zu vernichten. Nach Mojzsis Meinung ist durch nachfolgende Impakte der Baum des Lebens zwar beschnitten, aber nicht vernichtet worden.
Die neuen Erkenntnisse unterstützen auch die Theorie, dass es mikrobielles Leben auch auf Planeten wie dem Mars geben könnte oder auf erdähnlichen Planeten in anderen Sonnensystemen. Auch dort könnte sich das Leben nach Impakten in unterirdischen Habitaten gehalten haben meint Abramov.
Wie einst das Leben auf der Erde entstanden sein könnte ist ein heiß diskutiertes Thema, meint NASA's Astrobiologe Michael New, Manager des Exobiologie- und Evolutionsbiologie-Programms. Die Ergebnisse dieser Studie sind bedeutsam, weil sie zeigen, dass das Leben schon vor dem Late Heavy Bombardement, in der Hadean-Epoche der Erdgeschichte zwischen 3,8 und 4,5 Mrd. Jahren auf Erden entstanden sein könnte.
28. Mai 2009
Verein Kuffner-Sternwarte