Bewohnbare Planeten: Es wurden vier Kategorien vorgeschlagen
Die Fragen über dem Ursprung des Lebens und die Bewohnbarkeit anderer Planeten gehören zu den größten Herausforderungen, vor denen die Wissenschaft heute steht. Viel wurde auf diesem Gebiet schon geforscht; trotzdem gibt es noch immer keine eindeutigen Antworten.
Jan Hendrik Bredehöft von der britischen Open University hat sich mit der möglichen Bewohnbarkeit anderer Welten beschäftigt. Er gehört zu jenen Forschern, die organische Bestandteile in Meteoriten untersuchen um dem Leben im Universum auf die Spur zu kommen.
Basierend auf der Grundlage solcher Studien kam Bredehöft auf den Gedanken, bewohnbare Welten in vier Kategorien einzuteilen, von denen jede mit unterschiedlich großer Wahrscheinlichkeit die Heimat extraterrestrischer Organismen sein könnte.
Große Unterstützung auf der Suche nach Leben im Universum bringt vor allem eine heute schon sehr fortgeschrittene Technologie, die eine direkte Abbildung extrasolarer Planeten ermöglicht.
Bredehöft präsentierte seine Ideen letztes Jahr im September bei der Fachtagung EUROPLANET, einem Kongress europäischer Planetenwissenschaftler. Die vier Gruppen bewohnbarer Welten teilte er ein in: Erdähnliche, Marsähnliche, Welten wie der Jupitermond Europa und Wasserwelten. Und für jede dieser Welten setzte er ein gewisses Grundpotential für komplexes Leben voraus.
Die erdähnlichen Planeten zählen zur ersten Klasse und sind eine Art von "Kontrolle", da wir bereits wissen, dass solche Welten auf Dauer in der Lage sind komplexes Leben zu beherbergen. Erdähnliche Welten haben eine geeignete Atmosphäre, flüssiges Wasser, moderate Temperaturen und ein relativ stabiles Klima.
Zur zweiten Klasse von Planeten gehören jene, die einst der Erde ähnlich waren wie Mars und Venus. Aus verschiedenen Gründen sind sie heute nicht mehr in der klassischen habitablen Zone. Mars wurde zu trocken. Das wenige vorhandene Wasser entwich entweder in den Weltraum oder lagerte sich als Permafrost im Marsboden ab. Venus hingegen wurde durch den Treibhauseffekt zu einer Gluthölle.
Bredehöft glaubt aber dennoch, dass es eine Chance für Leben auf solchen Welten gibt. Er ist der Meinung, dass sich Organismen gebildet haben könnten, als noch lebensfreundlichere Bedingungen auf diesen Planeten herrschten. Dann haben sich diese potentiell vorhandenen Organismen an die allmählich immer schwieriger werdenden Umweltbedingungen angepasst. Bredehöft meint, wenn Leben einmal entstanden ist, ist es fast nicht mehr zu eliminieren. Es gab in der Geschichte der Erde einige extrem zerstörerische Ereignisse, die möglicherweise fast alles Leben ausgelöscht haben. Solche Katastrophen haben aber in der Regel zu einer größeren biologischen Vielfalt geführt, anstatt es zu zerstören.
Eine kühle Existenz
Himmelskörper, die zwar über flüssiges Wasser verfügen, das sich aber nicht an der Oberfläche sondern unter einer dicken Eisschicht befindet, gehören zur dritten Klasse bewohnbarer Welten.
Jupiters Mond Europa ist ein klassisches Beispiel in unserer eigenen kosmischen Nachbarschaft.
Kann es Leben geben an einem Ort wie diesen? Bredehöft`s Ideen sind hier besonders relevant, weil solche Welten nicht in das herkömmliche Schema bezüglich bewohnbarer Zonen passen. Europa liegt jenseits der Temperatur-Zone, wo flüssiges Wasser auf einer Planetenoberfläche möglich ist. Trotzdem gibt es noch ein Potential für Leben.
In der herkömmlichen Ansicht über bewohnbare Zonen gilt der Mutterstern als Hauptenergiequelle. Aber auf eisigen Welten wie Europa können andere Faktoren eine Rolle spielen wie zum Beispiel massereiche Planeten die durch Gezeitenkräfte das Mondinnere regelrecht durchwalken und so aufwärmen. Welten mit flüssigem Wasser unter der Eisschicht könnten von einfachen Organismen bewohnt werden, obwohl sie weit von der konventionellen bewohnbaren Zone entfernt sind, zumindest so lange es Energie auf andere Weise gibt.
Wasser-Welten
Die vierte Kategorie bewohnbarer Planeten besteht fast ausschließlich aus Wasser. Diese hypothetischen Welten hätten Merkur- bis Erdmasse und verfügten über ausgedehnte Ozeane. Im Gegensatz zu den Ozeanen auf der Erde gäbe es bei solchen Planeten keinen Kontakt mit Silikaten oder anderen Gesteinen.
Diese Planeten könnten entweder komplett aus Wasser bestehen mit einem unter hohem Druck zusammengepressten Kern aus Eis oder der Planet hat einen Silikatkern, der aber von einer dicken Eisschicht umgeben ist, so dass die Wasser-Oberfläche keinen Kontakt mit Silikaten oder anderen Gesteinen hat.
Eine Theorie zum Ursprung des Lebens auf der Erde besagt, dass sich organisches Material im flachen Wasser sammelte und sich dann an den Oberflächen von Gesteinen absetzte. Irgendwann in diesem frühen Leben kam es dann zur Verbreitung des Lebens in den Weiten der Ur-Ozeane. Eine andere Theorie besagt, dass für den Ursprung des Lebens die erforderliche Chemie durch hydrothermale vulkanische Aktivitäten verantwortlich ist.
Bei Wasserwelten sind solche Szenarien nicht denkbar. Bredehöft ist der Meinung, dass Leben auf solchen Planeten zwar existieren könnte, aber seinen Ursprung woanders haben müsste.
Die Menge von Wasser auf einem solchen Planeten wäre so enorm, dass man unglaubliche Mengen von Kohlenstoff-Komponenten bräuchte, um eine Chance auf Entstehung von Leben zu bekommen.
Zusammenfassung
Nach Prüfung aller Fakten ist Bredehöft der Meinung, dass die beste Chance außerirdische Ökosysteme zu finden die Jagd nach erdähnlichen Planeten sei. Aber er ist nicht der Auffassung, dass es auf erdähnlichen Welten zwangsläufig höheres Leben geben muss. Wir wissen nicht sagt er, ob die Komplexität des Lebens auf Erden ein logisches Ergebnis der Evolution ist oder ob wir deren Existenz nur einem Glücksfall verdanken. Ob wir Menschen der Höhepunkt der Evolution sind? Wir gehen davon aus, weil wir uns gerne als etwas Besonderes sehen.
Bei der rasanten Entwicklung in der Technologie für die Jagd nach extrasolaren Planeten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir mehr über exotische Planeten und Monde in Erfahrung bringen können. Bis dahin werden Wissenschafter wie Bredehöft weiterhin ihre Theorien über eventuelle künftige Entdeckungen thematisieren.
2. Jänner 2009/SP
Verein Kuffner-Sternwarte