Venus-Express
Neustart auf der Suche nach aktivem Vulkanismus auf dem Planeten Venus
Die ESA-Sonde Venus-Express hat in der Atmosphäre des Planeten starke Schwankungen im Vorhandensein des vulkanischen Gases Schwefeldioxid entdeckt. Die Forscher müssen nun herausfinden, ob dies ein Beweis für aktiven Vulkanismus ist oder ob ein bisher unbekannter Mechanismus in der oberen Venusatmosphäre dafür verantwortlich gemacht werden kann.
Die Suche nach aktiven Vulkanen auf Venus ist seit langem ein wichtiger Zweig in der Erforschung des Planeten. Fred Taylor, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Venus-Express-Team sagt, dass aktive Vulkane ein zentraler Bestandteil eines Klima-Systems sind, da freiwerdende Gase wie z. B. Schwefeldioxid die Atmosphäre anreichern.
Auf der Erde bleiben Schwefelverbindungen in der Atmosphäre nicht für lange Zeit bestehen, da sie mit der Oberfläche des Planeten reagieren. Dies könnte auch auf dem Planeten Venus geschehen, obwohl die Reaktionen dort wesentlich langsamer ablaufen; und zwar mit einer Zeitspanne von etwa 20 Mio. Jahren.
Manche Forscher argumentieren, dass die große Menge von Schwefeldioxid die schon von früheren Venus-Sonden entdeckt wurden, der schlagende Beweis für erst kürzlich stattgefundene Vulkanausbrüche sind. Andere Wissenschafter wieder behaupten, dass diese Ausbrüche schon vor rund 10 Mio. Jahren hätten geschehen können und dass Schwefeldioxid in der Atmosphäre nur deshalb noch vorhanden ist, weil er so langsam mit der Gesteinen der Oberfläche reagiert.
Da sich aber bei den jüngsten Beobachtungen gezeigt hat, dass die Menge an Schwefeldioxid in der oberen Venus-Atmosphäre starken Schwankungen unterliegt, ist diese Debatte neu aufgeflammt.
Mit dem SPICAV -Instrument wird nun analysiert, auf welche Art und Weise Sternen- und Sonnenlicht von der Venus-Atmosphäre absorbiert wird. Daraus können Forscher die Identität der Atome und Moleküle ableiten. Diese Technik funktioniert nur in der dünneren, oberen Atmosphäre jenseits der Wolken in einer Höhe von 70-90 km. Die Messungen ergaben, dass in einem Zeitraum von nur ein paar Tagen, die Menge an Schwefeldioxid in der oberen Atmosphäre um etwa zwei Drittel gesunken ist.
Trotz mancher Skepsis betreffend der vulkanischen Hypothese müssen die Forscher zugeben, dass das Vorhandensein großer Mengen an Schwefeldioxid in der oberen Atmosphäre noch einer Erklärung bedarf, da es ja vom Sonnenlicht zerstört werden sollte.
Von einem weiteren Instrument auf der Sonde Venus-Express, VIRTIS, werden die Wolken im infrarotem Wellenlängebereich untersucht. Dieses Instrument erkennt die Signatur von Schwefeldioxid in der Infrarotstrahlung, welche die Moleküle absorbiert. Je stärker die Signatur ist, desto mehr Moleküle sind vorhanden. In der unteren Atmosphäre scheinen die Schwankungen kleiner zu sein. Mit VIRTIS kann man Schwefeldioxid in einer Höhe von 35 - 40 km nachweisen und da sind die Veränderungen in den letzten beiden Jahren auf globaler Ebene nicht größer als 40%.
Der einzige Weg sich von einem aktiven Vulkanismus auf Venus zu überzeugen ist, Vulkane bei ihrer Tätigkeit zu beobachten. Dies ist aber nicht einfach, wenn durch eine 100 km dicke und trübe Atmosphäre geblickt werden muss. Das Venus-Express-Team versucht dies auf zwei verschiedenen Wegen herauszufinden. Der eine Weg ist, nach örtlich erhöhter Menge an Schwefeldioxid zu suchen, was ein Hinweis auf einen starken Gasausstoß aus einem Vulkan sein könnte. Der andere Weg wäre nach "Hot Spots" zu suchen, die auf frische Lavaströme hindeuten könnten. In beiden Fällen kommt das Instrument VIRTIS zum Einsatz.
Eine thermische Anomalie wurde bis jetzt allerdings nicht entdeckt sagt Pierre Drossart, ein Mitarbeiter vom VIRTIS-Team, aber die Suche geht weiter und das Team hofft, in Kürze Ergebnisse bekannt geben zu können.
8. April 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte