Tektonik auf Titan
Von Cassinis Radar-Instrument wurde während des jüngsten fly by an Titan am 12. Mai 2008 eine Gruppe von drei parallelen Gebirgskanten gesichtet. Dass eine solche Anordnung durch Zufall existiert ist eher unwahrscheinlich. Die beste Erklärung für diese Oberflächen-Formationen wäre, dass es steile Hänge sind oder dass es durch Brüche in der Kruste Titans zu scharfkantigen hochaufragenden Gebirgskämmen kam. Die regelmäßigen Abstände sind typisch für Regionen, die entweder komprimiert wurden oder sich über weite Gebiete ausgedehnt hatten. Solche Wechselwirkungen werden Tektonik genannt, obwohl sie mit der Plattentektonik wie wir sie von der Erde her kennen, nichts gemein hat.
Die Gebirgskanten sind stabile Formationen die sich über das sie umgebende Gelände erheben. Bei einer Wellenlänge von 2,17 cm wird die helle Musterung so interpretiert, dass Materialien zerbrochen sind oder sich zusammengeschoben haben. Entlang der Südränder bei den Gebirgskämmen sind herausragende Klippen oder Abbruchkanten als dünne, dunkle Radarlinien zu erkennen, die sich von West nach Ost ziehen. Diese dunklen Linien könnten leicht als Fehler interpretiert werden, sind aber die Ursache eines Schattens, der durch die Radarbeleuchtung hervorgerufen wird, die solche Oberflächenmerkmale dunkel erscheinen lässt. Nach vorläufigen Schätzungen erreichen diese Klippen oder Abbruchkanten Höhen von einigen hundert Metern.
Dieses Areal befindet sich in einer gebirgigen Region namens Xanadu. Diese Gebirgskanten ähneln in vielerlei Hinsicht jenen Gebirgsketten, die sich bei annähernd gleicher Breite, nur 90° nach Westen verschoben, westlich von Shangri-La befinden. Das ist eine Region, die während des fly by im Oktober 2005 beobachtet wurde. Beide Regionen haben Gebirgsketten oder Gebirgskämme, sind west-ost-orientiert und 50 km voneinander entfernt. Dies deutet auf tektonische Kräfte in Nord-Süd-Richtung in der Äquatorregion hin. Diese Kräfte haben Auswirkungen auf die Kruste Titans und hilft den Forschern, diese besser zu verstehen.
Andere lineare Strukturen, die vermutlich im Zusammenhang mit der Bildung von Gebirgskämmen stehen, sind auch auf dem Bild zu erkennen. Ferner gibt es runde Strukturen, die durch erodierende Krater entstanden sind. Diese sind mit dunklem, glatten Material gefüllt. Die größte kreisförmige Formation befindet sich unten nahe der Mitte des Bildes und hat einen Durchmesser von etwa 20 km.
24. Mai 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte