Jüngste Sternexplosion entdeckt
Vor 140 Jahren fand eine Sternexplosion statt, die unsere Galaxis mit einem blendend hellem Lichtblitz erleuchtete der von mächtigen Schockwellen begleitet wurde. Die Astronomen haben somit die Überreste der jüngsten Sternexplosion entdeckt, die in unserer Milchstraße stattgefunden hat. Die bis dato jüngste bekannte Supernova-Explosion in unserer Milchstraße fand vor 330 Jahren statt.
Seit Cass-A 1950 entdeckt worden ist sind die Astronomen auf der Suche nach "Missing Supernovae" und ihrer Überreste. Etwa zu gleichen Zeit als Cass-A entdeckt wurde kamen Astronomen zu dem Schluss, dass sich vermutlich in jedem Jahrhundert zwei oder drei Supernova-Explosionen in unserer Milchstraße ereignen. Dies würde bedeuten, dass es etwa 60 Supernovae-Überreste in unserer Milchstraße gibt, die jünger als 2000 Jahre sind. Bis jetzt wurden aber nur 10 solcher Überreste gefunden.
Die Entdeckung des jüngsten Supernova-Überrests mit der Bezeichnung G1.9+0,3 wird in den Astrophysical Journal Letters vom 10. Juni detailliert beschrieben.
Stellare Explosionen
Supernova-Explosionen zählen zu den gewaltigsten Ereignissen im Universum. Es sind massereiche Sterne die am Ende ihres Lebens mit solcher Kraft explodieren, dass sie einen gewaltigen Helligkeitsanstieg verzeichnen und Schockwellen mit Überschallgeschwindigkeit generiern.
Trümmer, die durch die Explosion nach draußen geworfen werden stoßen auf umgebende Materie und werden abgebremst. Das Ergebnis ist ein Supernova-Überrest. Die Schale aus heißem Gas und hochenergetischen Teilchen leuchtet tausende von Jahren sowohl im Röntgenlicht, als auch im Radiowellenbereich und auch in anderen Wellenlängen.
Supernova-Explosionen sind entscheidend für die Entsehung und Verteilung eines Großteils der Elemente im Universum und finden ihre Verbreitung durch das Interstellare Medium. Vom Kobalt bis Gold über Radium findet sich alles auf den Planeten, in Mensch, Tier, Planze und jedem Stein.
Jugendlicher Überrest
An der Entdeckung des neuen Supernova-Überrestes ist NASA´s Chandra-Röntgen-Observatorium und das National Radio Very Large Array (VLA) Radio Teleskop beteiligt.
Bei einem Vergleich der Röntgen- und Radio-Aufnahmen aus den Jahren 1985 und 2007 konnte das Alter von G1.9+0,3 festgestellt werden. Eine neue Aufnahme des VLA vom heurigen Jahr bestätigt das Alter des Supernova-Überrestes und eine Expansionsrate von 56 Mio km/h; eine beispiellose Expansions-Geschwindigkeit für einen Supernova-Überrest.
G1.9+0,3 befindet sich rund 25 000 Lichtjahre von uns entfernt in Richtung galaktisches Zentrum. Wenn sich nicht jede Menge Staub und Gas zwischen uns und diesem Objekt befinden würde, hätte sich diese Supernova als „neuer Stern“ iim Sternbild Sagittarius um 1870 bis 1900 den Menschen gezeigt.
G1.9+0,3 ist vermutlich der Überrest einer Supernova vom Typ Ia.
Die Vorläufersterne solcher Supernovae haben vermutlich eine Entstehungsmasse von 4 bis max 8 Sonnenmassen und sind Mitglieder enger Doppelsternsysteme. Im Lauf ihrer Entwicklung werfen sie ihre wasserstoffreichen Aussenschichten ab und verlieren dabei so viel Masse, dass sie zu Weissen Zwergen werden. Von der anderen Komponente des Doppelsternsystems fliesst ihnen wasserstoffreiche Materie zu, die infolge ablaufender Kernreaktionen in Helium umgewandelt wird.
Überschreitet infolge des ständigen Materieflusses die Masse des Weissen Zwerges einen kritischen Wert (1,4 Sonnenmasse) wird er instabil und kollabiert. Die damit verbundene Erhitzung infolge der freigesetzten Energie löst im Sternzentrum das Kohlenstoffbrennen aus, worauf der Stern von einer Detonationswelle durchlaufen wird, die ihn zerstört.
Vom Vorläuferstern bleibt nur ein expandierender gasförmiger Supernova-Überrest übrig. Da der Weisse Zwerg keinen Wasserstoff besitzt, finden sich weder im Spektrum der Supernova noch in dem des Überrestes Wasserstofflinien.
16. Mai 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte