Schneefall auf dem Mars
Das meteorologische Equipment und die Kamera des Marslanders Phönix registriert jede Nacht, wie die abkühlende Luft Wolken und Nebel bildet. Und ein Laserinstrument, welches direkt auf die Marsatmosphäre gerichtet ist, hat Schneeflocken aufgespürt die aus etwa 4 km hohen Wolken über der Landestelle der Raumsonde niederrieseln.
Die Daten zeigen, dass der Schnee verdampft bevor er den Boden erreicht, so dass es keine konventionellen Fotos über den Schneefall gibt. Aber Wissenschafter wussten aus früheren Studien, dass es auf dem Mars schneit. Doch bis jetzt wurde es noch nie vom Boden aus beobachtet. Jetzt, wo die Nächte länger und immer kälter werden besteht eine Chance, dass der Schnee doch den Marsboden erreicht und dies von den Instrumenten der Raumsonde auch registriert werden kann.
Inzwischen versuchen Wissenschafter soviel wie möglich an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erhalten, bevor der Winter seinen Höhepunkt erreicht.
Da sich der Winter auf der nördlichen Hemisphäre ausbreitet, kommt die Sonne für immer kürzere Zeit über den Horizont, so dass die Solarzellen immer weniger und weniger Energie für die Instrumente liefern können. Höchstens noch bis Ende November wird Phönix arbeiten können. Aber schließlich wird die Sonne oberhalb des Polarkreises nicht mehr auftauchen und es gibt keine Energie mehr für den Betrieb der Instrumente.
Bis dahin wird das Phönix-Team versuchen, aus den letzten Tagen noch das Beste aus den wissenschaftlichen Instrumenten rauszuholen.
Was geplant ist
Das Team, welches den Thermal and Evolved Gas Analyzer betreut, plant die restlichen vier von den insgesamt acht Öfen mit Proben von Marserde und Eis zu befüllen.Vor allem versucht das Team eine Probe puren Eises oder zumindest eine mit überwiegend Eis aufzunehmen.
Bis zuletzt hatte das Team leider Probleme beim Einsammeln von Eisproben, weil sich Eis beinahe festschweist auf der Innenseite der Schaufel am Ende des Roboterarms. Aber dennoch sind die Forscher optimistisch, doch noch eine Eisprobe aufnehmen zu können bevor die Energie ausgeht.
Ferner wird Phönix auch nach Anzeichen organischer Stoffe in den Bodenproben suchen und nach verschiedenen Isotopen im Untergrundeis und nach Wasserdampf in der Marsatmosphäre um zu sehen, ob die beiden Wasserquellen miteinander interagieren.
Als zusätzliche Massnahme versuchen die Forscher das Mikrophon einzuschalten, das ursprünglich während des Abstiegs auf die Marsoberfläche hätte Verwendung finden sollen. Dies wurde dann aber aufgegeben. Nun haben die Phönix-Wissenschafter beschlossen, die Aktivierung des Mikrofons zu versuchen, um erstmals Geräusche vom Mars einzufangen.
Ferner wird der Lander versuchen, eine Bodenprobe von jenem Material zu erhalten, welches unter dem Felsen "Headless" lag, den der Roboterarm vorige Woche erfolgreich bewegt hatte. Aufnahmen zeigen, dass es Farbunterschiede zum übrigen Material gibt, so dass die Forscher hoffen, Unterschiede in der Chemie zu finden zwischen dem Material unter dem Felsen und dem Material welches daneben lag.
Neue Mars-Chemie
Die Chemie in den oberflächennahen Schichten nahe der Landestelle von Phönix ist ein wenig anders als man erwartete. TEGA hat mehrere Mineralien identifiziert die darauf hin deuten, dass die Oberfläche einst in Wechselwirkung mit Wasser stand. Dazu gehören Silikate, die ähnlich in der Struktur wie Glimmer sind nur weicher und Calciumcarbonat. Beispiele für Carbonate auf der Erde sind Kreide und Antazidium-Tabletten.
Die MECA-Instrumente haben gezeigt, dass der pH-Wert des Bodens beim Lander annähernd 8,3 bzw leicht basisch ist und damit fast genau dem pH-Wert unserer irdischen Ozeane entspricht.
Ferner fand MECA auch Beweise für die Existenz von Perchlorat-Salzen, welche in der Mars-Vergangenheit eine mögliche Energiequelle für potentielle Marsmikroben gewesen sein könnte. Auf jeden Fall hat die Existenz von Perchlorat-Salzen erhebliche Auswirkungen auf die Wasserchemie des Mars.
Auf jeden Fall könnte die kleine Bodenprobe zu Erklärung beitragen, wieso es in diesem Winkel des Mars so sehr trocken ist. Perchlorat-Salze könnten jedes Wasser im Boden aufsaugen, bis keines mehr oberhalb der Eisschichten vorhanden ist.
Aufgrund des bisherigen Energierückgangs beim Lander erwarten die Missions-Ingenieure, dass höchstens noch bis Ende November die Solarzellen genug Energie liefern. Eventuell wird die Sonne vollständig ausbleiben und Kohlendioxid-Eis wird sich auf die Sonde legen. Die ständig sinkenden Temperaturen des Winters werden aller Wahrscheinlichkeit nach die Raumschiff-Komponenten zerstören.
Keiner der Missions-Ingenieure erwartet, dass das Fahrzeug den harten Winter überleben wird.
3. Oktober 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte