(216) Kleopatra hat zwei Trabanten
Der Hauptgürtelasteroid Kleopatra hat zwei Begleiter. Dies entdeckte ein Team von Astronomen unter der Leitung von Franck Marchis, einem führenden Wissenschafter am SETI-Institut und der Universität von Kalifornien und Pascal Descamps vom Pariser Observatorium.
Als Marchis diesen Asteroiden erstmals im Oktober 1999 mit dem 3,6 m-Teleskop auf La Silla beobachtete wusste er nicht, dass er am Anfang einer langwierigen Untersuchung des Asteroiden stand. Die ersten Daten, die mittels adaptiver Optik zustande kamen ließen vermuten, dass Kleopatra aus zwei Komponenten besteht. Ein Jahr später veröffentlichte Steven Ostro vom JPL einen Artikel im Journal "Science", in der die zusammengefassten Analysen von Radar-Beobachtungen die geheimnisvolle Gestalt dieses M-Typ-Asteroiden enthüllten. Seit damals wird Kleopatra der Hundeknochen-Asteroid genannt. Seine seltsame Form ist vermutlich das Ergebnis eines gewaltigen Impaktes. Die beiden keulenförmigen Fragmente könnten durch die Zerstörung eines Protoasteroiden zustande gekommen sein, dessen Teile sich später durch sanften Zusammenstoß zu einem hantelförmigen Asteroiden mit den Maßen 217 km x 94 km x 81 km zusammenfanden.
Um eine noch bessere Bestimmung von Größe und Form dieses faszinierenden Asteroiden zu erhalten, hat Marchis mit einem Team diesen Asteroiden im September 2008 wieder beobachtet, als dieser mit 1,2 AE seine geringste Entfernung zur Erde hatte. Zur Beobachtung verwendeten die Astronomen das Keck-II-Teleskop am Mauna Kea/Hawaii, welches derzeit das größte optische Teleskop auf der Welt ist.
Die adaptive Optik des Keck-II-Teleskops wurde vor kurzem verbessert und die große 10-Meter-Öffnung erzeugt Bilder mit einer unvergleichlichen Qualität an Schärfe (Auflöung bis 0,035").
Durch die Teilnahme von Marchis` Mitarbeiter, Pascal Descamps in entfernten Paris, konnte die Zeitzonendifferenz zu Hilfe genommen werden um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen.
Kurz nachdem die ersten Bilder aufgenommen und bearbeitet worden waren, entdeckten die Foscher einen winzigen, etwa 5 km großen Mond. Zusätzlich gewonnene Daten in dieser ereignisreichen Nacht führten noch zu einer weiteren Entdeckung; einen etwa 3 km großen Satelliten, der den Hauptkörper auf einer engeren Bahn umkreiste.
Aufgrund seiner ungewöhnlichen Form hat das Team erwartet, Begleiter um 216 Kleopatra zu finden, da durch die schnelle Rotation des Asteroiden (~5h) und seiner Trümmer-Struktur Material vom Mutterkörper eventuell weggeschleudert wurde aus dem sich die Satelliten formten. Es könnte aber auch sein, dass diese Monde Überreste des Protoasteroiden sind, der durch einen gewaltigen Impakt zerstört wurde.
Der Asteroid (216) Kleopatra wurde vom österreichischen Astronomen Johann Palisa am 10. April 1880 auf der Marinesternwarte in Pola/Istrien entdeckt. (Pola war von 1850 - 1918 Kriegshafen der österr. Ung. Monarchie).
10. Oktober 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte