Geheimnisvolles äußeres Sonnensystem
Der geheimnisvollste Bereich um unsere Sonne ist der ferne Kuiper-Gürtel, eine Zone die jenseits Neptuns beginnt und dessen Erforschung Aufschluss über die Entstehung des Planetensystems geben könnte und auch wie das Leben auf der Erde geboren wurde.
Warum ist der
Kuiper-Gürtel so reich an Farben?
Zum Beispiel ist der Kuiper-Gürtel nach derzeitigem Wissensstand die
Heimat der kurzperiodischen Kometen, die Umlaufzeiten von weniger als
200 Jahren haben, wobei die meisten von ihnen nur eine Umlaufzeit von
5 – 20 Jahren besitzen. Überraschender
weise haben aber Kuiper-Gürtel-Objekte ein breites Spektrum an
Farben. Es reicht von neutral oder sogar etwas blau bis hin zu sehr
rot. Dies sagt David Jewitt von der Universität von Hawaii.
Die Farbe von Objekten hilft, Informationen über
die Zusammenetzung ihrer Oberflächen zu erhalten. Es bleibt ein Rätsel, warum Kuiper-Gürtel-Objekte
eine viel breitere Farbpalette – und damit auch
unterschiedlichere Oberflächen-Zusammensetzungen – haben
als andere Kleinkörper, wie etwa die Asteroiden.
Einige Forscher meinten, dass vulkanische Aktivitäten
zum Farbreichtum beigetragen haben könnten, was David Jewitt im
Zusammenhang mit Objekten in der Größe von rund 100
Kilometern als absurd empfindet, da vulkanische Tätigkeit
größere Objekte voraussetzt.
Jewitt und Kollegen sind eher der Meinung, dass
kosmische Strahlung manche Objekte im Kuiper-Gürtel röter
macht, während andere Objekte, bei denen unberührtes
Material durch Impakte freigelegt wurde weniger rot sind, da sie der
kosmischen Strahlung noch nicht so lange ausgesetzt waren.
Was
ist ultrarote Materie?
Es scheint ein Material zu geben das als „ultra-roter
Materie“ besteht, die nur etwa auf die Hälfte aller
Kuiper-Gürtel-Objekte und ihrer unmittelbaren „Nachkommen“
den Centauren zutrifft. (Centauren sind eisige Kleinkörper, die ihre
Umlaufbahnen zwischen Jupiter und Neptun haben und vor relativ kurzer
Zeit aus dem Kuiper-Gürtel entflohen sind).
Diese ultrarote Materie existiert im inneren
Sonnensystem nicht. Und auch nicht bei den Kometen die aus dem
Kuiper-Gürtel stammen. Dies legt den Schluß nahe, dass
ultrarote Materie bei höheren Temperaturen instabil wird. Die
rote Farbe könnte bedeuten, dass diese Substanz organische
Moleküle enthält. Es wurde ja schon oft vermutet, dass
Kometen und Asteroiden dazu beigetragen haben, organische Moleküle
auf die Erde zu bringen. Vielleicht sind die dunkelroten Oberflächen mancher
Kuiper-Gürtel-Objekte dadurch entstanden, dass organische Substanzen durch kosmische Strahlung
„gekocht“ worden sind. Beweise gibt es allerdings keine
dafür, sagt Jewitt. Nur Raumfahrzeuge die jene ferne Zone
erforschen, könnten Aufschluß darüber geben.
Ist
der Kuiper-Gürtel geschrumpft?
Theoretische Berechnungen legen nahe, dass der
Kuiper-Gürtel einst wesentlich dichter besiedelt war; vielleicht
hundert- oder tausendmal dichter. Wann und wie 99 % oder gar 99,9 %
der Masse verloren ging ist noch unbekannt.
Eine Möglichkeit wäre, dass sich die
Umlaufbahnen von Saturn und Jupiter vor etwa 4 Milliarden Jahren
verschoben haben und sie durch ihre Anziehungskraft die Objekte aus
dem Kuiper-Gürtel zogen. Eine andere Möglichkeit wäre,
dass diese Objekte zu Staub pulverisiert wurden und dieser vom
Sonnenwind weggetrieben wurde. Eine weitere Möglichkeit wäre,
dass etwas Entscheidendes fehlt und daher die Schlußfolgerung
falsch ist, dass der Kuiper-Gürtel stark dezimiert wurde. Alle
diese Möglichkeiten sind vergleichsweise schwer zu verdauern,
aber jede wäre erstaunlich wenn sie wahr wäre.
Geheimnisse
in der Oortschen Wolke?
Laut Theorie befindet sich in einer Entfernung von rund
100 000 AE ein Reservoir von Milliarden von Kometenkernen; die
Oortsche Wolke. Diese Objekte sind viel zu klein und zu weit entfernt
um direkt gesehen werden zu können.
Die Oortsche Wolke ist die vermutete Quelle von Kometen,
die Jahrhunderte oder Jahrtausende für eine Reise um die Sonne
brauchen. Diese langperiodischen Kometen kommen aus allen Richtungen,
so dass die Vermutung nahe liegt, dass die Oortsche Wolke sphärisch
geformt ist. Astrophysiker sind der Meinung, dass die Oortsche Wolke
ein Überrest der protoplanetaren Scheibe ist, aus der vor rund
4,6 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Allerdings gibt es
auch Kometen wie Halley, deren Umlaufbahn mit einer sphärischen
Oortschen Wolke nicht korrespondiert. Dies legt die Vermutung nahe,
dass es auch einne innere Oortsche Wolke gibt, die nicht sphärisch
ist sondern eher die Form einer Tasse oder eines Donut hat.
Gibt
es mehr Zwergplaneten?
Bislang wurden drei Objekte als Zwergplaneten anerkannt
– Ceres, Pluto und Eris. Im Kuiper-Gürtel, der rund 50 AE von der Sonne
entfernt ist, könnten sich etwa 200 solcher Objekte befinden.
Darüber hinaus könnten sich jenseits von etwa 100 AE
weitere Objekte befinden, die aber aufgrund ihrer geringen Helligkeit
und ihrer langsamen Bahnbewegung nur sehr schwer entdeckt werden
können. Dies ist die Meinung von Chad Trujillo vom
Gemini-Observatorium. Selbst ein Körper so groß wie der
Mars könnte unentdeckt bleiben, wenn er sich hunderte AE
entfernt um die Sonne bewegt.
Trujillo meint, dass Projekte wie Pan-STARRS (
Panoramic
Survey
Telescope
And
Rapid
Response
System) und LSST (
Large
Synoptic
Survey
Telescope) diese Lücke in der kommenden Dekade schließen
werden.
Woher
kommen die Zwergplaneten?
Es gibt Theorien, die auf den aktuellen Bahnbewegungen
beruhen, dass die Zwergplaneten die heute das äußere
Sonnensystem bevölkern vor Milliarden von Jahren im inneren
Sonnensystem zu Hause waren. Wenn dies der Fall ist, warum gibt es
auf deren Oberflächen so viel Eis? Objekte im inneren
Sonnensystem verlieren in der Regel ihr Eis durch Sonnenlicht.
Trujillo und Kollegen vermuten, dass das Eis auf den
Oberflächen der Zwergplaneten relativ neu ist und durch
ausbrechenden Kryovulkanismus auf die Oberfläche gelangte. Es
sind allerdings weitere Untersuchungen nötig um zu klären,
ob solch „Eis-Erneuerung“ aureicht, um die Oberflächen
der Zwergplaneten in so großem Ausmaß mit Eis zu
bedecken.
Stammt
die Kosmische Strahlung aus einer Blase um unser Sonnensystem?
Wenn der überschallschnelle Wind der geladenen
Teilchen die von unserer Sonnen ausgehen mit dem dünnen Gas
kollidiert, welches zwischen den Sternen existiert, entsteht eine
Plasmablase; die Heliosphäre. Wissenschafter dachten, dass die
ungewöhnlich schwachen kosmischen Strahlen die vom Weltraum auf
die Erde treffen aus der Heliosphäre stammen. Insbesondere jene
Strahlen, die vom „Terminations-Schock“ einer Schockfront
stammen, die entsteht, weil die Sonnenwindpartikel auf
Unterschallgeschwindigkeit abgebremst werden und der Sonnenwind
dichter und heißer wird. (Dieser Terminations-Schock
scheint sich bei etwa 75 bis 85 AE Entfernung von der Sonne zu
befinden).
Allerdings hat die Raumsonde Voyager 1 keinerlei
Anzeichen dieser anomalen Strahlung finden können. Vielleicht
ist die Standardansicht, wie diese anomale kosmische Strahlung
beschaffen sein sollte falsch, oder die Raumsonde kreuzte die Front
zur falschen Zeit oder am falschen Ort.
Voyager 2 kreuzte den Terminations-Schock 2007 in rund
10 Milliarden Kilometern Entfernung von jenem Ort, wo Voyager 1 2004
die Front überquerte. Diese Daten werden erst ausgewertet.
Da kosmische Strahlen auch indirekt das Wetter auf der
Erde beeinflussen können ist es wichtig, die Quelle zu verstehen
meint John Richardson ein MIT-Astrophysiker. Darüber hinaus
können Stoßwellen von hochenergetischen Teilchen, die
durch riesige koronale Massenausbrüche auf der Sonne entstehen,
Astronauten und Raumfahrzeugen Schaden zufügen.
Quelle:
http://www.space.com/
5. Jänner 2008/SP
Verein Kuffner-Sternwarte