Plutos Mond Charon: Eine Eismaschine?
Geysire, aus denen matschiges Eis quillt, bedecken offenbar die kleine Welt im äußeren Sonnensystem mit Eiskristallen. Die "Eisproduktion" funktioniert in etwa so, wie bei einer Eismaschine.
Allerdings eine sehr, sehr langsam funktionierende Eismaschine.
Die Forscher sind der Meinung, dass das Wasser nur im Schneckentempo aus der
Oberfläche Charons quillt und dessen Oberfläche mit einer dünnen Eisschicht überzieht;
diese Eisschicht wächst allerdings in hunderttausend Jahren nur um einen Millimeter.
Diese Entdeckung, die im Astrophysikalischen Journal vom 10. Juli 07 detailliert
beschrieben wird, deutet nicht nur darauf hin, dass Wassereis im Inneren von Charon
vorhanden sein könnte sondern auch, dass andere Objekte des Kuiper-Gürtels ähnlich
beschaffen sind.
Von den Geysiren oder dem Eis auf Charon gibt es zwar keine Fotos, aber die Forscher
haben aufgrund spektraler "Fingerabdrücke" Ammoniak-Hydrate und Wasserkristalle im
reflektierten Licht von Charon gefunden. Die Entdeckung lässt darauf schließen, dass
ammoniakhältiges flüssiges Wasser tief im Inneren von Charon vorhanden ist, Vermutlich
sickert es durch Risse, die durch Impakte entstanden sind an die Mondoberfläche. Die
Forscher sind der Meinung, dass es kryovulkanische Eruptionen sind, die Flüssiges vom
Inneren des Mondes nach aussen befördern.
Flüssiges Innere
Wenn Charons Eis ein "primordiales Eis" wäre, dass aus der Entstehungszeit des Sonnensystems
übrig geblieben ist, hätte es die kristalline Struktur durch das Bombardement kosmischer
Strahlung und durch die UV-Strahlung der Sonne verloren. Und wenn das Eis durch Impakte von
Meteoriten auf die Oberfläche des Mondes gelangt wäre, hätte es eine andere chemische Zusammensetzung.
Die Spektren weisen durchwegs auf Kryovulkanismus hin, welcher flüssiges Wasser zur Oberfläche
befördert auf der es dann zu Eiskristallen friert. Das impliziert, dass Charon Inneres flüssig
ist. Diese Meinung vertritt der Leiter der Studie, Jason Cook, von der staatlichen Universität
von Arizona.
Kryovulkanismus findet man auch auf anderen Monden im Sonnensystem, z. B auf dem Saturnsatelliten
Enceladus und dem Jupitersatelliten Europa. Allerdings werden beide Monde durch die starken
Gezeitenkräfte ihrer Planeten durchgeknetet, wodurch Risse entstehen in den Mondoberflächen
aus denen dann die Flüssigkeit rausgepresst wird.
Bei Charon gibt es aber keine starken Gezeitenkräfte, so dass es eine andere Erklärung
für den Kryovulkanismus geben müsste. Stattdessen könnte es auf Charon eine innere Wärmequelle
geben, die durch radioaktiven Zerfall hervorgerufen wird. Das mit Ammoniak angereicherte Wasser
tief unter der Oberfläche wird dadurch zum Schmelzen gebracht. Wenn nun das flüssige Wasser
durch Spalten in der Oberfläche austritt, friert es sofort und "schneit" auf des Mondes
Oberfläche hinab. Es entstehen helle Flecken bestehend aus Eis, die im Infraroten sichtbar werden.
Frostschutzmittel Ammoniak
Ammoniak funktioniert wie ein Frostschutzmittel. Es verhindert, dass flüssiges Wasser
gefriert. Je größer der Anteil an Ammoniak im Wasser ist, desto tiefer sinkt die
Schmelztemperatur ab. Und Ammoniak ist ein Stoff, der im äußeren Sonnensystem in größerer Menge vorhanden ist.
19. Juli 2007/SP
Verein Kuffner-Sternwarte