Naher Neutronenstern entdeckt
Astronomen der McGill und der Penn State Universität haben mit Hilfe des Satelliten Swift einen nahen Neutronenstern entdeckt, der möglicherweise der näheste Neutronenstern überhaupt ist.
Das Objekt, welches sich im Sternbild Ursa Minor befindet, bekam vorläufig den Namen Calvera, nach einem Schurken aus dem Film „Die Glorreichen Sieben“.
Wenn die Entdeckung dieses Objekts bestätigt wird, ist dies erst der achte isolierte Neutronenstern der bis jetzt gefunden wurde, da er weder einen Supernova-Überrest, noch einen Radiopulsar oder ein anderes Objekt als Begleiter hat.
Die sieben vorher entdeckten isolierten Neutronensterne wurden als „Die Glorreichen Sieben“ bezeichnet. Der Name Calvera für den achten Neutronenstern gleichen Typs ist als kleiner Scherz zu verstehen meint Co-Entdecker Derek Fox von der Penn State Universität. Genaueres über die Entdeckung wird im Astrophysikalischen Journal veröffentlicht.
Robert Rutledge von der Mc Gill Universität in Montreal, Quebec, wurde erstmals auf dieses Objekt aufmerksam, als er einen Katalog mit 18 000 Quellen von Röntgenstrahlen, welche vom Deutsch-Amerikanischen Satelliten ROSAT zwischen 1990 bis 1999 entdeckt wurden, mit Katalogen verglich, welche Objekte im sichtbaren Licht, im Infrarotem und mit Radiowellen registriert hatten. Rutledge stellte fest, dass die ROSAT-Quelle mit der Bezeichnung 1RXS J141256 0+792204 nicht so aussah, als habe sie einen Begleiter in irgend einer anderen Wellenlänge.
Die Gruppe beobachtete im August 2006 mit Swifts Röntgenstrahlen-Teleskop dieses Objekt und stellte fest, dass annähernd die gleiche Menge an Röntgenstrahlen-Energie emittiert wurde als Jahre vorher in der ROSAT-Ära. Die Beobachtungen mit Swift ermöglichte es nicht nur den Forschern, die Position der Quelle genauer festzulegen, sondern auch die schon von ROSAT gemachten Beobachtungen zu bestätigen, dass kein anderes Objekt in unmittelbarer Wechselwirkung mit 1RXS J141256 0+792204 steht.
Auch weitere Beobachtungen mit dem 8,1 m- Gemini-North- Teleskop auf Hawaii und NASA`s Röntgenstrahlenteleskop Chandra kamen zu dem gleichen Ergebnis; kein Begleiter bei 1RXS J141256 0+792204.
Laut Rutledge gibt es derzeit keine wissenschaftlich fundierten Theorien für die Existenz von Objekten wie Calvera, die hell Röntgenlicht und leuchtschwach im sichtbaren Licht sind. Entweder ist Calvera ein ungewöhnliches Beispiel eines normalen Neutronensterns oder er ist der erste Vertreter einer neuen Spezies von Neutronensternen.
Ein weiteres Mysterium ist die Position von Calvera, da er sich hoch über der Ebene der Milchstraße befindet. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Neutronenstern der Überrest eines Sterns, der einst in der Scheibe unserer Galaxis lebte bevor er zur Supernova wurde. Um seine gegenwärtige Position zu erreichen, musste er erst aus der Scheibe wandern. Wie weit er wanderte ist noch nicht geklärt. Die plausibelste Erklärung wäre, dass er sich noch relativ nahe bei seinem Geburtsort befindet. Wenn diese Interpretation korrekt sein sollte, befindet sich dieses Objekt etwa 250 bis 1 000 Lichtjahre entfernt. Damit würde Calvera zu den nächsten bekannten Neutronensternen zählen, wenn er nicht sogar der nächste überhaupt wäre.
Da Calvera so hell ist und wahrscheinlich relativ nahe bei unserem Sonnensystem, ist er ein vielversprechendes Ziel für weitere Beobachtungen. Vielleicht lassen sich die Geheimnisse ergründen, die Calvera umgeben. Vor allem eine längere Beobachtung mit Chandra wäre von Nutzen um fest zu stellen, wann die Quelle in Röntgenstrahlen pulsiert. Ferner wäre auch wichtig, mit Radioteleskopen nach Radiopulsen zu suchen, die bis jetzt nicht festgestellt worden sind.
23. August 2007/SP
Verein Kuffner-Sternwarte