Weltraumteleskop CoRoT entdeckt nach 87 Tagen seinen ersten Planeten
Wie die Thüringer Landessternwarte Tautenburg am 4. Mai mitteilte, hat CoRoT nach nur 87 Tagen den ersten Planeten gefunden und alle seiner wichtigen Eigenschaften ermittelt. Das Weltraumteleskop CoRoT hält erst seit dem 5. Februar Ausschau nach Planeten.
CoRoT Exo 1b befindet sich im Sternbild Einhorn, unmittelbar östlich des Orion und ist ein Gasplanet der Pegasi-Klasse.
CoRoT lieferte den Entdeckungsalarm, die Umlaufszeit und den Planetenradius bereits im März. Eine sofort angeschlossene Blitzkampagne mit Teleskopen aus ganz Europa hat nun auch die Masse des neuen Himmelskörpers bestimmt. Die CoRoT-Mission bestimmt alle wichtigen Eigenschaften der Planeten: Bahn, Masse und Radius und ermöglicht damit gute Charakterisierung der neuentdeckten Planeten. CoRoT Exo 1b ist der 19. Exoplanet von dem diese Eigenschaften bekannt sind.
Nach bisherigen Radiusbestimmung ist CoRoT Exo 1b, mit mehr als dem eineinhalbfachen Durchmesser des Planeten Jupiters der unangefochtene Riese unter den Exoplaneten.
Möglich wurde die schnellste aller Exoplanetenentdeckungen durch die überragende Qualität der sogenannten Lichtkurven die CoRoT aufnimmt. Ähnlich wie Börsenkurven werden die Helligkeiten für 12 000 Sterne gleichzeitig vermessen. Von CoRoTs Bahn aus wird die Überwachung weder durch Wetter noch durch das Tageslicht unterbrochen. Nicht zuletzt werden die Messungen nicht durch das Funkeln der Sterne beeinträchtigt.
Das Ergebnis sind perfekte, lückenlose Lichtkurven, deren Genauigkeit alles um einen Faktor hundert übertrifft was bisher existiert.
"Fast eine Offenbarung, ich habe niemals so schöne Daten gesehen" rief Artie Hatzes, Direktor der Thüringer Landessternwarte beim Anblick der ersten Lichtkurven aus. Und Martin Pätzold, vom Rheinischen Institut für Umweltforschung (Abteilung Planetenforschung, Köln) meinte, "Einen Computer braucht man da nicht zur Suche, da legt man einfach das Lineal an um einen Planeten zu finden".
Laut Günther Wuchterl (Thüringer Landessternwarte Tautenburg), ist der Qualitätsgewinn tatsächlich mit kaum etwas vergleichbar. "Am ehesten mit dem Fortschritt den Galileos Teleskop brachte, als er es zum ersten Mal zu Himmel richtete: Damals war es eine fünfzigfache Verbesserung die die Welt für alle Zeiten veränderte."
Entdeckungslichtkurve des ersten CoRoT-Planeten, Namens, CoRoT Exo 1b. Die Änderung der Helligkeit des Muttersterns von CoRoT Exo 1b um den Zeitpunkt des Durchganges des Planeten zwischen Erde und Sonne ist dargestellt. Die weissen Punkte stellen die Messungen dar, die Striche die Messfehler. Die rote Linie gibt den theoretischen Verlauf des Planetendurchgangs an. Bild: CNES
Zum Vergleich: Beste Entdeckungslichtkurve eines extrasolaren Planeten (OGLE-TR-56 b) des bisher erfolgreichsten Transit-Planetensuchprogrammes, OGLE, dem Optical Gravitational Lensing Experiment, http://bulge.princeton.edu/~ogle/. Zur besseren Vergleichbarkeit mit den CoRoT-Messungen ist die Grafik im gleichen Massstab wie jene der CoRoT-Ergebnisse dargestellt. Die weissen Punkte stellen die Messungen dar, die Striche die Messfehler.Daten: OGLE, Bild: Thüringer Landessternwarte.
Als Beifang ging an der Thüringer Landessternwarte auch ein Zwergstern ins Netz , bei dem eine "Sternfinsternis" beobachtet wurde, mittlerweile ein noch selteneres Exemplar im himmlischen Repertoir als Exoplaneten. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Das CoRoT Weltraumteleskop war bereits dabei der Sonne auszuweichen und auf sein zweites Suchgebiet zu schwenken. In einem Wettlauf mit Sonne und Mond richtete Eike Günther das 2m Alfred-Jensch Teleskop der Thüringer Landessternwarte auf den vermuteten Zwilling von CoRoT Exo 1b.
Die Sonne rückte dem Stern bereits nahe und er drohte in der Dämmerung zu verschwinden. Auf der anderen Seite war der Mond im Zunehmen und begann den Stern in seinem Licht zu ertränken. Während der Stern dem Teleskop entschwand gelang es Eike Günther dennoch, die Masse des neuen Begleiters zu bestimmten. Diesmal war es ein roter Zwergstern, erst der 13. seiner Art.
Die Entdeckung in Rekordgeschwindigkeit hat vor allem gezeigt dass CoRoT ausgezeichnet funktioniert und das Team schnell gelernt hat. Am 7. Mai wird CoRoT auf sein erstes "richtiges" Suchfeld schwenken, dass er 150 Tage ununterbrochen beobachten wird. Insgesamt werden 60 000 Sterne nach Planeten abgetastet, grob 500 mal mehr als im Blitzprogramm der letzen Wochen durchgepeitscht wurden. Dann wird CoRoT seine volle Leistung ausspielen. Die zielt auf die Entdeckung erdähnlicher Planeten ab. Und nach den ersten hundert Tagen sieht es ganz so aus, dass CoRoT solche Planeten finden wird --- wenn es sie gibt.
LINKS
Pressemitteilung der Thüringer Landessternwarte Tautenburg
CNES: Corot découvre sa première exoplanète! (Pressemitteilung, englisch)
CoRoT Österreich
7. Mai 2007
Verein Kuffner-Sternwarte