New Horizons fotografiert Callisto
Der Long Range Reconnaissance Imager (LORRI), ein 20,8 cm-Spiegelteleskop an Bord der Raumsonde New Horizons, lieferte diese beiden Aufnahmen von Jupiters äußerstem Galileischen Mond Callisto, als die Raumsonde das Jupiter-System Ende Februar 2007 passierte.
New Horizons passierte den Riesenplaneten im Abstand von 2,3 Mio km. Sie kam dabei nahe an Callistos Umlaufbahn heran, da dieser Mond 1,9 Mio km von Jupiter entfernt ist. Allerdings befand sich Callisto zur Zeit des Vorbeiflugs der Raumsonde gerade auf der gegenüberliegenden Seite Jupiters, so dass Callisto zur Zeit der beiden Aufnahmen 4,7 Mio km bzw. 4,2 Mio km von der Raumsonde entfernt war.
Callisto hat eine uralte kratervernarbte Oberfläche und unterscheidet sich damit von den drei aktiveren Galileischen Monden Io, Europa und Ganymed. Auf dem rund 4800 km großen Callisto sind keine größeren geologischen Merkmale zu sehen. Jeder helle Fleck auf den Bildern ist ein Krater. Der größte Impaktkrater auf Callisto ist das Valhalla-Becken, das sich auf diesen Aufnahmen bei Position 22 Uhr befindet. Die helle Farbe der Krater ist auf das reich an Wassereis bestehende Auswurfmaterial zurückzuführen, dass sich unter der dunklen, staubreichen Oberfläche des Mondes befindet.
Die beiden Bilder zeigen im wesentlichen die gleiche Seite von Callisto - nämlich die Seite welche Jupiter zugekehrt ist - nur bei unterschiedlichen Beleuchtungsbedingungen. Zusätzlich wurden mit dem New Horizons Linear Etalon Imaging Spectral Array (LEISA) Scanns von Callistos Infrarot-Spektrum durchgeführt. Das Wissenschaftsteam von New Horizons ordnete diese Scanns an, um das Wassereis auf Callisto bei unterschiedlichen Temperaturverhältnissen zu untersuchen, da es auch auf Callisto Temperaturschwankungen gibt; am späten Nachmittag auf Callisto kühlt die eisige Oberfläche noch mehr aus.
Da das Infrarot-Spektrum von Wassereis mit seiner Temperatur korrespondiert ist es ein Ziel von New Horizons dies genauer zu erforschen, damit die Forscher, wenn sich die Raumsonde dem Pluto-System nähert, die Merkmale von Wassereis im Spektrum von Pluto und seinem großen Mond Charon besser analysieren können, um daraus die Oberflächentemperatur des Zwergplaneten und seines großen Mondes abzuleiten. Callistos war ideales Übungsobjekt, da man über diesen Mond wesentlich besser Bescheid weiss als über den fernen Pluto.
Die Raumsonde hat durch den fly by an Jupiter nicht nur ihre Geschwindigkeit um weitere 4 km pro Sekunde beschleunigt, sondern auch ihre Flugbahn zum Pluto umlenken können, wobei sie um etwa 2,5° aus der Ekliptik rausgeschleudert wurde. Ankunft beim Plutosystem ist im Juli 2014.
18. April 2007/SP
Verein Kuffner-Sternwarte