Venus Express sieht auf die heiße Venusoberfläche
Dies gelang mit dem Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer (VIRTIS), das zur Erkundung der Venusatmosphäre von den obersten Schichten über der permanenten Wolkendecke bis hin zur Oberfläche eingesetzt wird. In einigen eng begrenzten Spektralbereichen im Infraroten war der Blick durch die permanente Wolkendecke bis hin zur Oberfläche möglich.
Dank der Daten, welche ESA`s Raumsonde Venus Express übermittelte, konnten Forscher erstmals von einem größeren Areal auf der Südhemisphäre der Venus eine Temperatur-Karte erstellen. Diese neuen Daten könnten dazu beitragen nach Hot Spots auf der Planetenoberfläche zu suchen. Damit wäre es möglich, den schon seit längerem vermuteten Vulkanismus auf der Venusoberfläche zu bestätigen.
Die Ergebnisse, welche die Forscher mit VIRTIS erhielten, wurden Mitte Dezember 2006 in San Francisko/USA bei der Amerikanischen Geophysikalischen Union präsentiert.
Die Temperaturmessungen, die im August 2006 über der Themis- und der Phoeberegion auf der Südhemisphäre der Venus durchgeführt wurden ergaben, dass zwischen den Tiefebenen und den Berggipfeln Temperaturunterschiede von 30 Grad bestehen; dies korreliert gut mit den vorhandenen Radardaten vergangener Venus-Missionen. Die Themis-Region ist ein Hochplateau, das sich bei 270° östlicher Länge und etwa 37° südlicher Breite befindet. Dies ist eine Region, die vermutlich eine starke vulkanische Tätigkeit hat oder in der geologischen Vergangenheit hatte.
Auf der Venus gibt es keine Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Die Hitze ist unter der Kohlendioxid-Atmosphäre global gefangen. Der atmosphärische Druck an der Oberfläche ist fast 90mal höher als auf der Erde. Die Unterschiede in der Temperatur stehen nur im Zusammenhang mit der Topographie. Wie auf der Erde sind Berggipfel kälter und Tiefebenen wärmer. Der einzige Unterschied ist, dass auf Venus "kalt" 447°C und "warm" 477° C bedeutet. Diese hohen Temperaturen sind die Ursache eines extrem starken Treibhauseffekt, der in unserem Sonnensystem einmalig ist.
Das VIRTIS-Team hofft, Hot Spots auf der Venusoberfläche zu identifizieren die möglicherweise auf aktiven Vulkanismus zurückzuführen sind.
In unserem Sonnensystem ist außer auf der Erde bis dato nur noch auf dem Jupitersatelliten IO aktiver Vulkanismus bekannt. Ferner gibt es auf Neptuns größten Satelliten Triton und auf Saturns Mond Enceladus einen Vulkanismus, der aber in Form von Cryo-Vulkanismus existiert. Venus wäre der aussichtsreichste Kandidat neben IO für aktiven Vulkanismus ähnlich wie wir ihn von der her Erde kennen.
18. Dezember 2006/SP
Verein Kuffner-Sternwarte