Ein ➤ Filmchen, das mit der Cassini-Camera über einen Zeitraum von drei Stunden aufgenommen wurde ließ erkennen, dass sich am Südpol Saturns ein im Uhrzeigersinn sich drehender Hurrikan mit 550 Stundenkilometer befindet. Die Kamera hat auch die Schattenwürfe der aufwärts strebenden ringförmigen Wolkenwände fotografiert sowie zwei Spiralarme, die sich vom Zentralring weg ausbreiten. Diese ringförmigen Wolkenstrukturen befinden sich 30 bis 75 Kilometer oberhalb des Sturmzentrums und sind zwei- bis fünfmal größer als die Wolken eines Hurrikans auf Erden.
Wolkenwände wie die auf Saturns Südpol gleichen den Wolkenwänden von Hurrikans auf Erden; nur ihre Entstehungsgeschichte ist eine andere. Irdische Hurrikane entstehen über den Ozeanen vor allem dort, wo die Wassertemperaturen über 28° liegen. Das Wasser verdunstet in großen Mengen und der leichtere Wasserdampf steigt in großen Höhen, wo durch Kondensation Gewitterwolken entstehen. Die aufsteigenden Luftmassen verursachen über der warmen Meeresoberfläche einen Unterdruck und aus der Umgebung strömt Luft mit einem hohen Wasserdampfanteil nach. Es bildet sich ein "Kamin" in dem diese Luftmassen gesammelt nach oben steigen, während die hohen Wassertemperaturen ständig neue Nahrung liefern. Die aufsteigenden Luftmassen werden in Rotation versetzt und ein Wirbel entsteht mit einem relativ ruhigem Zentrum, dem Auge des Hurrikans. Trifft ein Hurrikan während seines Zuges auf Land, so schwächt sich ihr Nachschub an Energie ab und er verliert an Stärke.
Irdische Hurrikane erhalten also ihre Energie aus der Verdunstung von warmem Oberflächenwasser.
Saturns Wirbelsturm unterscheidet sich daher signifikant von irdischen Wirbelstürmen. Erstens gibt es auf Saturn keine warmen Ozeane über denen sich Wirbelstürme ausbilden könnten und zweitens wandert dieser Sturm nicht, sondern bleibt stationär über dem Südpol Saturns. Owohl es nicht sicher ist, dass solch feuchte Konvektion Saturns Sturm antreibt, weisen das dunkle &qut;Auge", die Wolkenwände und die Spiralarme auf ein hurrikan-ähnliches System hin.
Aufnahmen im Infraroten mit dem Keck I Teleskope auf dem Mauna Kea haben gezeigt, dass Saturns Südpol relativ warm ist. Messungen mit dem Infrarot-Spektrometer auf Cassini ergaben eine Temperaturzunahme an den Polen von 2 Kelvin. Das Instrument hat in der oberen Troposphäre und in der Stratosphäre höhere Temperaturen gemessen. Die Windgeschwindigkeit nimmt in höheren Regionen ab, die Atmosphäre beginnt zu sinken, der Druck wird größer und erwärmt die unteren Schichten über dem Südpol. Dies ist zumindest die Meinung von Dr. Richard Achterberg, einem Mitglied von Cassinis Team, welches mit dem Infrarotspektrometer Aufnahmen macht.
Beobachtungen in den nächsten Jahren sollen zeigen, wie sich der jahreszeitliche Wechsel vom Sommer zum Herbst auf die Temperatur am Südpol auswirkt.