Ist Japetus`gigantischer Gebirgskamm ein abgestürzter Ring?
Der rätselhafte äquatoriale Gebirgskamm auf Saturns Mond Japetus ist nach Meinung einiger Forscher weder ein durch Impakte entstandenes uraltes Ringsystem, noch ist er durch ein übereinander schieben von Krustengestein - als Folge von Veränderungen in der Gestalt des Mondes - entstanden.
Der von der Raumsonde Cassini entdeckte gigantische Gebirgszug ist einmalig in unserem Sonnensystem. Er dehnt sich entlang des Äquators über eine Länge von 1300 km aus und erreicht eine Höhe bis zu 20 km. Zahlreiche Impakte lassen darauf schließen, dass dieser Gebirgszug fast so alt ist wie das Krustengestein des Mondes, das sich vor rund 4,5 Mrd. Jahren verfestigte.
Eine mögliche Erklärung für die Entstehung dieser Gebirgsformation wäre die Veränderung in der Rotationsperiode des Mondes. In der Entstehungsphase rotierte Japetus wesentlich schneller als heute. In nur 10 Stunden drehte er sich einmal um seine Achse, während er heute eine Rotationsperiode von 80 Tagen hat. Diese ursprünglich schnelle Rotation könnte bei dem Großteils noch flüssigen Himmelskörper infolge starker Zentrifugalkräfte den Äquatorwulst nach außen gedrückte haben. Der Mond wurde durch diese schnelle Rotation stark abgeplattet; um den Äuqator war er um das 1,5-fache größer als von Pol zu Pol.
Dies ist zumindest die Meinung von Julie Castilio vom JPL in Kalifornien. Dann verlangsamte sich durch die Gezeitenkräfte des Saturn die Rotation des Mondes und er nahm eine mehr sphärische Gestalt an.
Eine alternative Erklärung wäre, dass sich dieser Gebirgszug aus dem "Schutt" eines abgestürzten Rings bildete, der einst den Mond am Äquotor umkreiste. Dieser Ring könnte sich aus Überresten der Gas- und Staubscheibe gebildet haben, aus der Japetus selbst entstanden ist. Oder dieser Ring entstand, als ein großes Objekt mit Japetus in der Endphase seiner Entstehung kollidierte und zersplitterte. Die Teilchen des Ringes sind in der Folge dann teilweise in den Raum entwichen oder auf die Mondoberfläche abgestürzt.
Diese Meinung vertritt Wing-Huen IP von der National Central University in Chung Li, Taiwan.
In beiden Fällen, meint IP, würde das Ringmaterial auf die Oberfläche des Mondes auf ein Gebiet nahe dem Äquator runtergefallen sein.
Wing-Huen IP vertritt die Meinung, dass sein Szenaria plausibler wäre als das von Julie Castilio, da seiner Meinung nach auch ein heißer, schnellrotierender Japetus nicht genug an Rotationsenergie beim Verlangsamen einbüßen würde, um die Entstehung des Äquatorwulstes erklären zu können.
Castilio wieder ist der Meinung, dass IP ein zu einfaches Modell zum Berechnen der Abkühlung verwendete und dass es genügt hätte, wenn Japetus seine Rotationsperiode alles 20 Stunden verdoppelte, um eine sphärische Gestalt anzunehmen und den Äquatorwulst zu formen.
Für Paul Schenk vom Lunar und Planetary Institute in Houston/Texas bleibt auf jedem Fall bei beiden Modellen die Frage offen, wie soviel Material auf ein so kleines Areal gelangen konnte.
8. September 2006/SP
Verein Kuffner-Sternwarte