Pluto kälter als erwartet
Mit Hilfe des Submillimeter Array (SMA), einem Netzwerk von Radioteleskopen auf Hawaii, haben Astronomen die durchschnittliche Oberflächentemperatur Plutos gemessen.
Anstatt der erwarteten 53 Kelvin wurde eine Temperatur von nur 43 Kelvin auf Plutos Oberfläche gemessen, während die Oberflächentemperatur von Charon, seinem größtem Satelliten, 53 Kelvin beträgt. Aber Charon hat keine Atmosphäre so wie Pluto, so dass dessen Temperatur aufgrund seiner Reflexion und Oberflächenbeschaffenheit bestimmt worden ist.
Das SMA ist das erste Teleskop mit dem die Oberfläche eines so fernen Objekts wie Pluto gemessen werden konnte. Andere Teleskope, wie z. B. das Very Large Array (VLA) in Neu Mexiko haben zwar eine größere Auflösung wie das SMA, sind aber für kalte Objekte weniger empfindlich.
Anti-Treibhauseffekt
Die Forscher sind der Meinung, dass die niedrigere Temperatur auf Pluto das Resultat von Interaktionen ist zwischen dem Stickstoffeis auf der Oberfläche und dem Stickstoffgas, aus welchem Plutos dünne Atmosphäre besteht.
Diese beiden Formen von Stickstoff stehen zueinander in Wechselwirkung: Wenn Pluto sich von der Sonne fortbewegt (Perhil: 30 AE, Aphel: 50 AE) dann "kondensiert" das Stickstoffgas. Es gefriert und fällt als Eis auf die Oberfläche. Das Gegenteil passiert, wenn sich Pluto der Sonne wieder nähert.
Auf Planeten wie Venus und Erde gibt es einen natürlichen Treibhauseffekt (Venus ganz extrem), weil Bestandteile der Atmosphäre wie Kohlendioxidmoleküle aber auch Methan und andere Spurengase die Rückstrahlung der eingestrahlten Sonnenenergie in den Weltraum verhindern.
Auf Pluto passiert das Gegenteil. Mark Gurwell vom Harvard-Smithsonian Center, einer der an den Messungen beteiligten Forscher erklärt, dass Pluto ein Paradebeispiel für das ist, was man einen Anti-Treifhauseffekt nennt. Durch die Sonneneinstrahlung verdampft das Stickstoff-Eis und nimmt so Wärme-Energie auf. Damit wird ein Teil der Energie der sonst zur Erwärmung der Oberfläche dient zur Verdampfung von Stickstoff verwendet.
Gurwell und Kollegen hoffen, dass sie in Zukunft noch genauere Messungen von Plutos Oberfläche bekommen, wenn das Atacama Large Millimeter Array (ALMA) in Chile in Betrieb geht. Die komplette Fertigstellung von ALMA ist zwar erst für 2012 geplant, aber die Forscher hoffen, dass sie schon ab 2008 wissenschaftliche Experimente mit ALMA durchführen können.
12. Jänner 2006/SP
Verein Kuffner-Sternwarte