Astronomen finden Planeten ohne Muttersterne
Anfang Juni haben Astronomen bei einem Meeting der Astronomischen Gesellschaft in Calgary bekannt gegeben, dass sie planetare Scheiben entdeckten, die sich nicht um einen jungen Stern oder einen Braunen Zwerg sondern um Objekte mit planetarer Masse ausbreiteten. Solche Objekte nannten die Entdecker "Planemos". Diese Planemos haben ihre Sternentstehungsregionen verlassen und treiben nun innerhalb unserer Galaxis frei im Raum.
Diese Entdeckung wurde von Ray Jayawardhana von der Universität in Toronto und Kollegen gemacht. Zur Erstellung von Temperaturprofilen verwendeten die Astronomen Teleskope der ESO in Chile. Zwei Planenos haben etwa 5 bis 10 Jupitermassen und zwei weitere rund 10 bis 20 Jupitermassen. Alle vier Objekte sind heiß und jung. Sie sind nur einige Millionen Jahre alt und befinden sich innerhalb einer Entfernung von 450 Lichtjahren.
Durch die Entdeckung von planetaren Objekten mit eigener Staubscheibe wird die Definition des Wortes "Planet" immer verschwommener. Die Entdecker sind der Meinung, dass dies keine allzu große Überraschung wäre, da Jupiter und seine großen Monde als Teil unseres eigenen Sonnensystems aus der gleichen Staubscheibe entstanden sind; sozusagen ein kleines Sonnensystem innerhalb unseres Sonnensystems.
Einer dieser Planemos, 2M1207B, befindet sich im Sternbild Centaurus und ist 170 Lichtjahre entfernt. Er umkreist in 40 AE Entfernung einen Braunen Zwerg mit 25 Jupitermassen, der selbst eine planetare Scheibe besitzt. 40 Astronomische Einheiten sind eine zu große Distanz, wenn man von der Vorstellung ausgeht, dass es sich um ein Doppelsystem aus Braunen Zwergen handeln könnte. Dies ist zumindest die Meinung der Entdecker die davon ausgehen, dass diese Objekte sich in großer Entfernung von ihren Sonnen bildeten, von denen sie dann durch vorbeiziehende Sterne weggerissen wurden.
Dieses System, das aus dem Planemo 2M1207B und einem Braunen Zwerg besteht, wird vermutlich nicht lange überleben; höchstens 5 Mrd. Jahre. Denn irgendwann könnte ein massereiches Objekt vorbeidriften, welches den Planemo von seinem Begleiter wegzieht und ihn zu einem konventionellen Mitglied eines fernen Sonnensystems macht.
Allerdings könnte die wirkliche Masse der Planemos auch größer sein und zwar deswegen, weil die angenommenen Massen dadurch zustande kamen, dass man die gemessenen Temperaturen mit der thermischen Entwicklung vergleicht. Solche Modellrechnungen sind bei so jungen Objekten aber in hohem Grade unsicher. Trotz der Unsicherheit in der Massenbestimmung sind solche Entdeckungen dennoch von großer Bedeutung.
9. Juni 2006/SP
Verein Kuffner-Sternwarte