"Tanzender Asteroid"
Im Rahmen einer neuen Studie, die von Forschern an der Universität Michigan durchgeführt worden ist wurde festgestellt, dass zwei unterschiedlich große Teile eines erdnahen Asteroiden umeinander "tanzen" als ob sie eine Miniaturausgabe unseres Erde-Mond-Systems wären.
Im Mai 2001 passierte der Aten-Asteroid 1999 KW4 im Abstand von rund 4,8 Mio km die Erde. Forscher sendeten Radarsignale auf des Asteroiden Oberfläche und maßen die Stärke und die Verzögerungszeit des zurückgeworfenen Signale. Dadurch war es ihnen möglich, einige der physikalischen Eigenschaften von 1999 KW4 zu errechnen.
Die Radarbilder zeigen, dass Alpha, die größere Komponente von 1999 KW4, etwa 1,5 km groß ist und im wesentlichen aus einer Anhäufung von Schutt besteht der nur durch die Gravitation zusammen gehalten wird; etwa 50% von Alpha ist leerer Raum.
Die kleinere Komponente, Beta, ist länglich und hat nur ein Viertel der Größe von Alpha. Beta umkreist Alpha im Abstand von 2,5 km mit einer Umlaufperiode von 17 Stunden.
Nach Meinung von Daniel Scheeres, einem Mitglied der Studiengruppe, sind Alpha und Beta so nahe beisammen, dass sie einander bei ihren Rotationen beeinflussen. Alpha rotiert extrem schnell; etwa alle drei Stunden einmal um seine Achse. Würde er noch etwas schneller rotieren, würde Material von seinem Äquator weg in den Raum fliegen.
Wie bei Doppelsternen konnten die Forscher auch bei 1999 KW4 aufgrund der gegenseitigen gravitativen Beeinflussungen von Alpha und Beta einige physikalischen Eigenschaften des Asteroiden errechnen. Wollte man die gleichen Informationen von einem Single-Asteroiden erhalten wollen, müsste ihn eine Raumsonde aus der Nähe beobachten, wie dies die Raumsonde NEAR 2001 beim Asteroiden Eros und die Raumsonde Hayabusa vergangenen Winter beim Asteroiden Itokawa getan hat.
Einige der Informationen, die durch die Erforschung von 1999 KW4 gewonnen wurden, könnten auch auf andere Doppelasteroiden zutreffen meint Eugene Fahnestock, ein Mitglied der Studiengruppe der bei der Auswertung der Radardaten mitwirkte.
Forscher sind der Meinung, dass die beiden Komponenten von 1999 KW4 einst zu einem größeren Asteroiden gehörten, der während eines nahen Vorübergangs an der Erde auseinander brach.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Mutterkörper des Asteroiden durch die Beeinflussung der Sonnenstrahlung schneller zu rotieren begann, bis Teile von ihm weggebrochen sind. Wegen ihrer unregelmäßigen Formen könnten Asteroiden wie Sonnensegel wirken, welche die Sonnenstrahlung einfangen wie Segelboote den Wind.
20. Oktober 2006/SP
Verein Kuffner-Sternwarte