Sedna - entstand der große Planetoid weit jenseits der Plutobahn?
Vor knapp einem Jahr gaben Astronomen die Entdeckung eines sehr großen Transneptun-Objektes bekannt, dessen exzentrische Bahn sich von 76 AE bis auf rund 1000 AE erstreckt. 90377 Sedna hat eine Umlaufzeit von 10 500 Jahren und eine Halbachse von 532 AE. Mit einem Durchmesser von 1600 km ist Sedna deutlich größer als Plutos Mond Charon.
In früheren Studien über Sednas Ursprung wurde die Vermutung geäußert, dass Sedna zwischen den Gasplaneten entstand und durch Kollisionen in diese fernen Regionen verschlagen wurde. Als zweite Möglichkeit wurde in Betracht gezogen, dass Sedna beim nahen Vorübergang eines Sterns von dessen Einfluss-Sphäre in unser Sonnensystem überwechselte.
In der Januar-Ausgabe des Astronomical Jounal vertritt der Planetologe Dr. Alan Stern vom Southwest Research Institute aufgrund neuester Studien die Meinung, dass Sedna in den fernen Regionen unseres Sonnensystems entstanden sein könnte. Wenn sich das als Tatsache herausstellen sollte würde es bedeuten, dass die Region der Planetenentstehung eine wesentlich größere Ausdehnung hatte, als bisher angenommen wurde. Ferner würde es bedeuten, dass der Kuiper-Gürtel wesentlich breiter ist als bisher angenommen wurde und die Bezeichnung "Kuiper-Scheibe" zutreffender wäre.
Diese neue Studie basiert auf einem planetaren Akkretions-Modell, das in den späten 90iger Jahren von Stern entwickelt wurde, um die Entstehung von Kuiper-Gürtel-Objekten zu studieren. Diese Software wurde nun verwendet, um das Anwachsen von kleinen, gesteinsgroßen Brocken zu so großen Objekten wie Sedna zu simulieren; und zwar in einer Entfernung von der Sonne zwischen 75 AE und 500 AE.
Sterns Studie basiert auf der Annahme, dass Sedna ursprünglich eine kreisförmige Umlaufbahn hatte, da solch exzentrische Bahnen nur durch Kollisionen entstehen. Und diese würden das Anwachsen zu größeren Objekten fördern. Ferner wird bei dieser Simulation vorausgesetzt, dass der solare Urnebel, aus dem unser Planetensystem entstand, wesentlich ausgedehnter war als früher angenommen wurde. Als Beispiel dienten planetare Staubscheiben bei jungen Sternen wie z. B. bei Beta Pictoris, dessen Scheibe eine Ausdehnung von 1500 AE hat.
Nach diesen Kalkulationen könnten viele Objekte in der Größe von Sedna, oder noch größere, zwischen 75 AE und 500 AE entstanden sein; und zwar in den ersten 100 Millionen Jahren.
Quelle: http://www.spaceflightnow.com/news/n0501/24sedna
28. Jänner 2005/SP
Verein Kuffner-Sternwarte