(87) Sylvia hat zwei Satelliten
Mit dem VLT NACO Instrument wurde das erste Asteroiden-Dreifachsystem entdeckt
Asteroiden mit Monden oder Doppelasteroiden (wenn beide Komponenten fast gleich groß sind) wurden schon mehrere entdeckt. Aber dies ist die erste Entdeckung eines Asteroiden-Dreifachsystems. Die Entdecker sind Franck Marchis von der Universität in Berkeley/Cal. und Kollegen vom Pariser Observatorium.
Die Entdeckung wurde mit dem NACO Instrument auf dem 8,2 m TeleskopYEPUN gemacht.
Der Name Yepun stammt aus der lokalen Mapuche Sprache und bedeutet Sirius. Auch die drei anderen 8,2 m Teleskope wurden mit Namen aus dieser Sprache benannt: ANTU (Sonne) KUEYEN (Mond) und MELIPAL (Kreuz des Südens).
In den letzten Monaten haben Marchis und Kollegen mehrere Asteroiden observiert. Einer dieser Asteroiden war Sylvia, bei dem schon 2001 die Astronomen Mike Brown und Jean-Luc Margot mit dem Keck Teleskop einen Satelliten entdeckt hatten.
Marchis und Kollegen haben bei Sylvia über einen Zeitraum von zwei Monaten 27 Beobachtungen durchgeführt. Und da auf allen Aufnahmen der kleine Begleiter zu sehen war, konnten sie dessen Umlaufbahn berechnen. Dabei entdeckten sie auf 12 dieser Aufnahmen einen weiteren Satelliten bei Sylvia, der den Asteroiden auf einer engeren Bahn umkreist und kleiner ist als der erstentdeckte kleine Mond.
Da Sylvia nach Rhea Sylvia, der Mutter von Romulus und Remus, den sagenhaften Gründern Roms benannt wurde hat Marchis vorgeschlagen, die beiden kleinen Monde Romulus und Remus zu taufen, nach den beiden Söhnen von Rhea Sylvia: Die Internationale Astronomische Union ist damit einverstanden.
Sylvias Monde sind deutlich kleiner als der "Mutterasteroid" und umkreisen diesen auf einer nahezu kreisrunden Bahn.
REMUS, der kleinere und nähere der beiden Monde ist nur 7 km groß und umkreist den Asteroiden in 710 km Entfernung einmal in 33 Stunden.
ROMULUS ist 18 km groß und umkreist den Asteroiden in 1360 km Entfernung einmal in 87,6 Stunden.
87 Sylvia gehört zu den großen Asteroiden des Asteroidengürtels. Er umkreist die Sonne in rund 6,5 Jahren in 3,5 AE Entfernung. Sylvia ist kartoffelförmig und misst 380 x 260 x 230 km. Der Asteroid hat eine Rotationsperiode von nur 5 Stunden und 11 Minuten.
Die Beobachtungen der kleinen Monde ermöglichte den Astronomen die Masse und Dichte von Sylvia präzise auszurechnen. Sylvia hat eine sehr geringe Dichte; nur 20% größer als Wassereis.
Sie ist daher sozusagen der Trümmerhaufen eines einst primordialen Asteroiden.
Trümmerhaufen-Asteroiden sind das Ergebnis von energiereichen Kollisionen. Das Szenario könnte sich wie folgt ereignet haben: Durch fortwährende Kollisionen entstand Kraterlandschaft bis ein besonders energiereicher Impakt zur Zersplitterung führte und einen Teil des Auswurfmaterials weggeschleudert wurde. Der Rest fügte sich wieder zusammen. Spätere Einschläge haben zur weiteren Fragmentierung beigetragen bis der Asteroid nur mehr ein Trümmerhaufen war, der nur noch von der Gravitation zusammen gehalten wird.
Die beiden kleinen Monde könnten abgesprengte Teile von Sylvia sein oder fremde Brocken, die der Asteroid auf seiner Wanderung um die Sonne eingefangen hat.
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Rubble-Pile Minor Planet Sylvia and Her Twins (ESO)
13. August 2005/SP
Verein Kuffner-Sternwarte