Leben Bakterien in der Venusatmosphäre?
Gerade rechtzeitig vor dem Jahrhundert-Ereignis Venustransit flammt die Debatte wieder auf, ob auf der Venus Leben existiert.
Die Theorie, dass Mikroben in der Venusatmosphäre leben könnten, wurde erstmals vor zwei Jahren von Dirk Schulze-Makuch und Louis Irwin auf dem 2. Europäischen Workshop für Astrobiologie in Graz vorgestellt. Doch diese Theorie ist auch heute noch umstritten, da die Venus keine schützende Ozonschicht besitzt, welche die Bakterien vor den intensiven UV-Strahlen der Sonne schützt.
Aber einige Wissenschafter sind dennoch davon überzeugt, dass Mikroorganismen überleben könnten, wenn sie durch Schwefelringe Schutz vor den schädlichen Strahlen finden. Dirk Schulze-Makuch von der Universität von Texas in El Paso und Kollegen glauben nun eine Lösung für dieses Problem gefunden zu haben. Bestimmte Muster im Absorptionsspektrum der Venus deuten darauf hin, dass die Atmosphäre eine große Menge an "Cycloocta-Schwefel" enthält; das sind 8 Schwefelatome angeordnet in einem Ring. Diese Schwefelringe schützen Bakterien vor den schädlichen UV-Strahlen und reflektieren die Energie der relativ harmlosen sichtbaren Wellenlängen.
Kritiker an dieser Idee vertreten die Meinung, dass es auf der Venus zu wenig Wasser für das Entstehen von Leben gibt. Aber Schulze-Makuch hält dagegen, Venus-Mikroben könnten Wasser saugen aus einer Schwefel-Hydrat-Verbindung in den Wolken.
In den 60iger und 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts besuchten zwar einige Raumsonden den Planeten Venus, aber keine dieser Sonden suchte gezielt nach Leben auf diesem Planeten. Damals war allerdings noch unbekannt, unter welchen extremen Bedingungen terrestrisches Leben existiert: In heißen Quellen und tief unter der Erdkruste.
Die Venus war vielleicht einst feucht und warm und ein potentieller Platz für Leben. Aber ein extremer Treibhauseffekt trocknete den Planeten aus und heizte die Oberfläche auf 480ºC auf. Wenn diese klimatische Veränderung langsam genug vonstatten ging, könnten Mikroben in der Hochatmosphäre überlebt haben. In 50 km Höhe herrschen Temperaturen von 50 bis 70º C; das sind Bedingungen die sogar irdische Mikroben erträglich finden.
Nun, da bekannt ist unter welchen Bedingungen Leben existieren kann, wäre es an der Zeit Missionen zu planen, die gezielt nach Leben in der Venusatmosphäre forschen. Ein Kanister an Bord einer Venussonde könnte Proben aus der Atmosphäre einfangen und zur Analyse mittels Abwurfkanister zur Erde zurückbringen.
7. Mai 2004/SP
Verein Kuffner-Sternwarte