Neue Bilder vom Uranus
Die neuesten Fotos vom Uranus wurden mit dem Keck Teleskop auf Hawaii erstellt und geben Einblick in ein Wettergeschehen, das zu den rätselhaftesten zählt, was unser Sonnensystem zu bieten hat. Dies verkündeten Planetologen der Amerikanisch Astronomischen Gesellschaft bei einem Meeting am 10. November 2004.
Die Wolkenstrukturen sind sehr facettenreich; von klein bis groß, von undeutlich und diffus bis kontrastreich und hell, sowie von sich rasch entwickelnden Formationen bis zu über Jahre hinweg stabilen Systemen.
Auf der Südhemisphäre gibt es schon seit einigen Jahren einen großen Sturm, der sich innerhalb eines fünf Grad großen Gebietes hin- und herbewegt. Bis jetzt wurde so ein Wettergeschehen nur auf Neptun beobachtet; allerdings oszilliert auf Neptun der Sturm rascher.
Auf der Nordhemisphäre ist ein langer, schmaler Wolkenkomplex zu erkennen, der wahrscheinlich die größte atmosphärische Struktur ist die je auf diesem Planeten beobachtet wurde. Das 28 900 Kilometer lange Wolkenband ist schon einen ganzen Monat lang zu beobachten und scheint auf immer nördlichere Breitengrade abzuwandern; offensichtlich verliert es an Energie und wird sich bald auflösen. Aus der Beobachtung der Wolkenstrukturen konnten Rückschlüsse über den weiteren Verlauf dieses riesigen Sturmsystems gezogen werden, das über weite Gebiete des blassblauen Planeten fegt.
Die großen, langlebigen Wolkenformationen auf Uranus werden vielleicht von gigantischen hurrikanähnlichen Wirbeln genährt, wie wir sie bis jetzt nur auf Neptun beobachten konnten.
Terrestrische Wirbelstürme entstehen über tropischen Meeren und lösen sich in der Folge weiter nördlich über Land wieder auf. Auf Uranus, der 19-mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, ist der Einfluss der Sonne weit geringer. Stürme auf Uranus scheinen deshalb zu überleben und zu wachsen und zu gedeihen, weil die Atmosphäre "glatt" und "schlüpfrig" ist, während es auf der Erde atmosphärische Widerstände gibt, die den Stürmen bald die Kraft rauben. Da es auf Uranus nur geringe Temperaturunterschiede gibt, ist nur wenig Energie nötig um das Wetter anzutreiben. Was sich auch immer ereignet kann fast ungehindert ablaufen, weil die Reibung gering ist.
11. November 2004/SP
Verein Kuffner-Sternwarte