Gewagte Theorie zur Existenz eines Sedna-Satelliten
In den letzten Monaten - seit der Bekanntgabe der spektakulären Entdeckung eines so fernen Objektes - entwickelten britische Astronomen der Cardiff University eine recht ungewöhnliche Theorie zur Existenz eines Sedna-Mondes. Die Forscher sind der Meinung, dass die langsame Rotation von Sedna (mind.20 Tage) auf jeden Fall auf die Existenz eines Satelliten hinweist.
Professor Chandra Wickramasinghe, Direktor des Astrobiologischen Zentrums an der Cardiff University, vertritt mit seinem Team die Meinung, dass es sich um einen ausgegasten Kometenkern handelt, dessen Eis und andere volatile Bestandteile sich vollständig im Raum verflüchtigt hätten und dieses Objekt nur mehr aus "teeriger Kohlenstoffsubstanz" bestünde.
(Es bleibt dann nur die Frage offen, wie sich die volatilen Stoffe so fern von der Sonne bei den dort herrschenden tiefen Temperaturen verflüchtigen sollten?).
Die Oberfläche eines solchen Objekts wäre nicht fest, sondern mehr wie gefrorener Rauch. Ein solches (derzeit noch) hypothetisches Objekt würde zu 85 Prozent aus Vakuum bestehen und hätte eine sehr poröse, löchrige Struktur die 99 Prozent aller Photonen absorbieren würde. Ein solcher Himmelskörper wäre so gut wie unsichtbar.
Wenn aber - was nicht bewiesen ist – ein solches Objekt existieren sollte, müsste es hundertmal größer sein als jeder derzeit bekannte Kometenkern, da es ja eine extrem geringe Dichte hätte. Um das Rotationsverhalten eines 1700 km großen Körpers zu beeinflussen, der zu 50% Eis und zu 50% Gestein besteht, müsste es eine bestimmte Mindestmasse haben.
Wenn es solche Objekte wirklich geben sollte, wäre dies eine bis jetzt noch unbekannte Population von Himmelskörpern meint Wickramasinghe. Ferner vertritt der Forscher die Meinung, falls Sedna ein solches Objekt wirklich eingefangen hat, müsste es sehr viele dieser Himmelskörper in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems geben.
Mike Brown, einer der Entdecker Sednas ist skeptisch und meint:
"Ich bin sehr misstrauisch gegenüber dieser Untersuchung. Theoretiker haben immer eine Menge Ideen auf Lager, die sie dann zu interpretieren versuchen. Ich glaube, dass in diesem Fall ein Irrtum vorliegt."
Brown betonte ferner: "Wenn die Beobachtungen mit dem 1,3 m-Teleskop am Cerro Tololo/Chile in Intervallen gemacht wurden, die der tatsächlichen Rotation Sedna`s entsprechen, könnte sich ein Fehler in der Rotationsbestimmung eingeschlichen haben."
Das ist etwa so, als ob man alle 25 Stunden auf eine Uhr schaut und glaubt, der Stundenzeiger hätte sich nur um 1 Stunde weiterbewegt.
Brown ist fest davon überzeugt, dass dieses Rätsel bald gelöst werden kann, da sind weitere Beobachtungen mit dem Hubble geplant sind. Im optischen Licht ist ein Sedna-Satellit kaum zu entdecken, aber im Infraroten müsste es möglich sein. Brown ist fest überzeugt:
"Wenn es einen Sedna-Satelliten geben sollte, werden wir ihn finden"
Fakten zu 2003 VB12 Sedna:
Datum der Entdeckung: 14. November 2003
Bekanntgabe: 15.
März 2004
Entfernung zur
Zeit der Entdeckung: 90 AE (dreifache Entfernung Neptuns)
Periheldistanz: 76 AE
(wird erst in 72 Jahren erreicht)
Apheldistanz: 900/1000 AE
Durchmesser: 1600/1700
km
a: 532 AE e:
0,87 i: 11,9°
Besondere Kennzeichen:
Oberflächentemperatur - 240° C
rötliche Farbe
22. Oktober 2004/SP
Verein Kuffner-Sternwarte