Eine neue Klasse Extrasolarer Planeten
Astronomen gaben Ende August die Entdeckung einer neuen Klasse von extrasolaren Planeten bekannt. Die Neuentdeckungen haben etwa die 20-fache Erdmasse und sind damit kleiner als alle bis jetzt gefundenen Planeten bei anderen Sternen. Diese Planeten sind die ersten Vertreter einer neuen Klasse von Neptungroßen extrasolaren Planeten.
Zwei Planeten von der "Neptun-Klasse" wurden bis jetzt entdeckt.
Die Entdecker waren das weltbekannte Planetenjäger-Team Paul Butler und Goeff. Marcy (Carnegie Institut von Washington bzw. Universität von Kalifornien, Berkeley) sowie Barbara McArthur (Universität von Texas,Austin) und Kollegen. Beiden Entdeckungen wurden mehrfach überprüft und bestätigt. Die Planeten umkreisen ihre Muttersterne auf sehr engen Bahnen.
Der erste Planet – entdeckt von Marcy und Butler - umkreist einen Zwergstern mit Namen Gliese 436 in einer Entfernung von nur 4,1 Mio. km. Seine Umlaufzeit beträgt 2,6 Tage und seine Masse ist 0,067 Jupitermassen.
Gliese 436 ist ein M2-Zwergstern mit nur 0,4 Sonnenmassen. Damit ist Gliese 436 b erst der zweite Planet, der bei einem Zwergstern gefunden wurde. Gliese 436 ist 30 Lichtjahre entfernt und befindet sich Sternbild Löwe.
Der zweite Planet – entdeckt von McArthur und Team – umkreist 55 Cancri in einer Entfernung von 5,6 Mio. km. Seine Umlaufzeit beträgt 2,8 Tage und seine Masse beträgt nur 0,045 Jupitermassen.
Es ist bereits der vierte Planet der bei 55 Cancri entdeckt wurde. Damit ist dieser sonnenähnliche Stern (Spektralklasse G8V) das erste bekannte Planetensystem mit vier Planeten. 55 Cancri ist etwa 5 Mrd. Jahre alt und etwas leuchtkräftiger als unsere Sonne.
Er ist 41 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich im Sternbild Krebs.
Beide Planeten wurden mit der Methode der Radialgeschwindigkeitsmessung entdeckt.
Marcy, Butler und Kollegen, unter ihnen Dr. Deborah Fischer und Dr. Steven Vogt entdeckten "ihren" Neptun-Planeten bei Gliese 436 nach sorgfältigen Beobachtungen von rund 950 nahen Sternen mit dem W. M. Keck Observatorium auf dem Mauna Kea, Hawaii.
McArthur und Kollegen, unter ihnen der Österreicher Michael Endl, William Cochran und Fritz Benedict von der Universität in Texas, entdeckten "ihren" Neptun-Planeten mit dem Hobby Eberle Teleskop am McDonald Observatorium in West Texas. In Verbindung mit Daten, die früher von Marcy, Butler und Fischer am Lick-Observatorium gesammelt hatten und Archiv-Aufnahmen durch das Hubble Space Telescope, war es dem Team möglich, die Umlaufbahn des äußersten Planeten (4 Jupitermassen, Entfernung 5,9AE) bei 55 Cancri genau zu modellieren und daraus die Bahnen der drei inneren Planeten, inklusive des neuen Neptun-Planeten, abzuleiten.
3. September 2004/SP
Verein Kuffner-Sternwarte